Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

sollte nicht verkennen, dass Themenfonds echte Megatrends abbilden, die uns noch sehr lange Zeit begleiten werden. Es geht dabei um wirklich strukturelle Verände- rungen, die man nicht vom Tisch wischen kann, schon allein aufgrund des gesell- schaftlichen und nicht zuletzt des wirt- schaftlichen Drucks, der dahinter steht. Das Thema Nachhaltigkeit ist ein Beispiel für einen solchen Trend, der sich durch die unterschiedlichsten Bereiche und Sektoren zieht und uns noch über die nächsten Dekaden hinweg begleiten wird. Mit dem Thema Demografie verhält es sich ähnlich. Die Weltbevölkerung wird nun einmal im Durchschnitt älter werden. Aber entstehen da nicht selten Produkte, bei denen man hinter das darüber vermeintlich abgebildete Thema durchaus ein Fragezei- chen setzen kann? Sascha Specketer: Ich gebe Ihnen recht, dass einige Asset Manager in dieser Beziehung schon wirklich erfinderisch geworden sind. Als Anleger sollte man deshalb auf jeden Fall hinterfragen, ob es sich bei dem jeweils abgebildeten Thema tatsächlich um echte strukturelle Veränderungen handelt oder ob dahinter lediglich so etwas wie eine zykli- sche Erscheinung steht. Ein Beispiel ist die sogenannte „Pet Economy“. Während der Corona-Pandemie haben sich die Menschen vermehrt Haustiere zugelegt, um einen Wegbegleiter zu haben. Deshalb setzen ent- sprechende Investmentprodukte auf alle möglichen Unternehmen, die in irgendeiner Weise mit der Versorgung von Haustieren zu tun haben. Ob sich daraus gleich ein langfristiger struktureller Trend ableiten lässt, ist meines Erachtens fraglich. Einen Rückzieher hat Ihre Gesellschaft beim Thema Kryptowährungen gemacht. Die Pläne für einen Bitcoin-Futures-ETF wurden fallen gelassen. Warum? Sascha Specketer: Von einem Rückzieher zu sprechen wäre hier meines Erachtens zu ultimativ. Wir haben uns lediglich dagegen entschieden, den Bitcoin derivativ abzubil- den. Mit dem Thema Kryptowährungen werden wir uns aber weiter beschäftigen. Wir arbeiten auch schon an einer Möglich- keit, das Thema anders umzusetzen. Bitte noch ein Wort zur Gesamtstruktur Ihrer Gesellschaft. Ihr Haus bildet seine Strategien sowohl über aktive wie auch über passive Instrumente ab. Wie ist das Verhältnis, und welche Entwicklung er- warten Sie? Sascha Specketer: Wir haben in diesem Jahr gerade die Marke von 500 Milliarden US- Dollar bei passiven Strategien und Index- fonds durchbrochen. Das entspricht rund einem Drittel unserer insgesamt verwalte- ten Assets von mehr als 1,5 Billionen Dol- lar. Auf der Alternatives-Seite managen wir aktuell rund 170 Milliarden Dollar, also etwa zwölf Prozent unseres global verwal- teten Vermögens. Wir gehen davon aus, dass insbesondere der Bereich der passi- ven Investments weiter zunehmen wird. Dafür spricht, dass Investoren bei der Aus- schreibung wirklich großer institutioneller Mandate zunehmend den Weg über eine Umsetzung via ETF wählen. Mancher Marktteilnehmer behauptet, Euro- pa hinke beim Thema ETF den USA hin- terher. Ist das wirklich so oder ist dieser vermeintliche Vorsprung eventuell nur einer steuerlichen Bevorzugung des Vehikels in den USA geschuldet? Sascha Specketer: Es ist schon so, dass der ETF als Anlageform für die Altersvorsorge in den USA steuerlich bevorzugt ist. Es wäre aus meiner Sicht zu begrüßen, wenn auch in Deutschland und Europa mehr unternommen würde, um den Vermögens- aufbau via ETFs zu fördern. Steuerliche oder regulatorische Anreize würden hier natürlich sehr viel bewirken. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Von einem Rückzieher zu sprechen wäre meines Erachtens zu ultimativ. Wir haben uns lediglich dagegen entschieden, den Bitcoin derivativ abzubilden. « Sascha Specketer, Vertriebsleiter DACH-Geschäft, Invesco 80 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | SASCHA SP E CKE T ER | I NVE SCO FOTO: © MARTIN JOPPEN

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