Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

gar fünf Jahre dauern, bis es im Bereich tra- ditioneller Zinsanlagen zu einer wirklichen Zinswende kommt. Auch wenn diese Ent- wicklung in den USA sicherlich schneller vonstatten gehen wird, müssen wir unseren Kunden doch heute schon andere Optionen anbieten. Das führt dazu, dass wir im Alter- natives-Bereich zweistellige Wachstums- raten zwischen 15 und 20 Prozent verzeich- nen. Alternative Investments sind eben der Bereich, in dem noch auskömmliche Ren- diten generiert werden können. Wobei die Renditen auch bei Alternatives inzwischen nur noch selten zweistellig sind. Sascha Specketer: Zumindest lässt sich aber damit nach wie vor eine positive Realver- zinsung erreichen. Beim Gros traditioneller Anleihen ist das schon lang nicht mehr der Fall. Hinzu kommt, dass es selbst bei er- tragsseitig noch attraktiven High Yield Bonds in jüngerer Zeit teilweise schwierig war – auch für große Fonds –, überhaupt einen Zugang zu bekommen, weil es zu spürbaren Engpässen hinsichtlich der Liqui- dität gekommen ist. In einem Bereich wie Alternatives, bei dem wir außerhalb der öffentlichen Märkte agieren, steht uns natür- lich zusätzliche Liquidität zur Verfügung – nicht zwangsläufig größere Liquidität, aber sie wirkt zumindest additiv zu dem, was im gelisteten Bereich handelbar ist. Aber ist nicht gerade im Bereich alternati- ver Investments die Ernüchterung program- miert? Spätestens wenn die Zinsen steigen, werden doch die Renditen von Produkten, die mit hohen Hebeln arbeiten, sinken. Sascha Specketer: Ohne Zweifel wird auch das Segment der alternativen Investments früher oder später nicht mehr das heute noch überaus attraktive Renditeniveau hal- ten können. Das spricht aber nicht gegen ein solches Investment, vor allem wenn man als Investor die Entwicklung im Be- reich der traditionellen Assetklassen in seine Kalkulation mit einbezieht. Wie meinen Sie das? Sascha Specketer: In früheren Jahren haben wir im Aktienbereich mit erwarteten Ren- diten zwischen acht und neun Prozent kalkuliert, um das Aktienrisiko zu entloh- nen. Heute liegt die Erwartung einer lang- fristigen nominalen Aktienrendite eher bei fünf Prozent. Zieht man die Inflation ab, bleibt selbst dann, wenn man von einer nur geringen Preissteigerung von zwei Prozent ausgeht, noch eine zu erwartende reale Rendite von lediglich drei Prozent. Das wird sich natürlich auch auf andere Assetklassen auswirken. Aber ein Private- Equity-Fonds zum Beispiel wird dann immer noch Geld verdienen, wenn auch eben weniger Geld. Darauf werden sich die Investoren wohl oder übel einstellen müssen. Ein Segment, das Ihre Gesellschaft nach vorn stellt, ist auch der Immobiliensektor. Für ihre Global-Direct-Real-Estate-Strate- gie stellen Sie derzeit noch eine durch- schnittliche Gesamtrendite zwischen sieben und zehn Prozent per annum in Aussicht. Lehnen Sie sich da nicht ein wenig zu weit aus dem Fenster? Sascha Specketer: Diese Renditen sind – im- mer auf US-Dollar-Basis gerechnet – tat- sächlich erreichbar. Wir haben ein ähnliches Produkt aufgelegt, das noch kein Jahr alt ist. Dessen annualisierte Rendite liegt sogar noch im Bereich von zwölf Prozent. Über die Bewertung an den Immobilienmärkten lässt sich sicher lange diskutieren. Meine einfache Antwort ist: Ja, es gibt einerseits sicher be- stimmte Hotspots, in denen die Bewertung schon ziemlich heißgelaufen ist. Aber es gibt unserer Wahrnehmung nach auch durchaus noch Märkte, die nach wie vor attraktiv sind und die sich über einen aktiven Manager » Heute liegt die Erwartung einer langfristigen nominalen Aktienrendite eher bei fünf Prozent. « Sascha Specketer, Vertriebsleiter DACH-Geschäft, Invesco N o. 4/2021 | www.institutional-money.com 77 T H E O R I E & P R A X I S | SASCHA SP E CKE T ER | I NVE SCO

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