Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

begleitet werden. Immerhin lag die Infla- tionsrate in den USA im Oktober mit mehr als sechs Prozent auf einem historisch hohen Niveau. Deshalb gehen auch wir davon aus, dass das Thema uns noch eine Weile beschäftigen wird. Wir erwarten aller- dings, dass es im kommenden Jahr wieder zu einer Beruhigung kommt. Wovon geht Invesco aus? Sascha Specketer: In Bezug auf die Preisent- wicklung in den USA gehen unsere Volks- wirte für 2022 bereits wieder von einem Niveau von 3,5 Prozent aus, das sich im weiteren Verlauf sogar eher wieder bei zwei bis 2,5 Prozent einpendeln dürfte. Ein Anlass, daraus Anzeichen für eine starke wirtschaftliche Korrektur oder gar einen Crash abzuleiten, ist das unserer Einschät- zung nach jedenfalls nicht. Nehmen Sie die Veränderungen auf der politischen Ebene nicht zu sehr auf die leichte Schulter? Immerhin haben wir es mit neuen Regierungen in den USA und auch in Deutschland zu tun. Sascha Specketer: Es wird natürlich zu gewis- sen Veränderungen kommen, aber ich glau- be, man muss das richtig einordnen. Denn die Politik hat – zumindest in der entwickel- ten Welt – historisch betrachtet keinen empirisch nachweisbaren hohen Einfluss auf die Wirtschaft und die Kapitalmärkte. Es gibt eine Reihe sehr guter Studien, die das belegen, die allerdings auch zeigen, dass es Ausnahmen gibt. Argentinien ist sicherlich das prominenteste Beispiel eines Landes, das durch einen politischen Wech- sel vom Bust zum Boom übergegangen ist. In stabilen Demokratien aber spielt die Politik für Unternehmen und Märkte in der Regel eine eher untergeordnete Rolle. Den- ken Sie nur an die zeitweise nicht abreißen- den Diskussionen über einen drohenden Abbau von globalen Wirtschafts- und Han- delsketten während der Ära Trump zurück. Viele der damals gehegten Befürchtungen haben sich am Ende nicht bewahrheitet. Welche Veränderungen erwarten Sie von der Entwicklung unter neuen politischen Vorzeichen in Deutschland? Sascha Specketer: Ehrlich gesagt wird das meiner Erwartung nach für das institutionel- le Investmentgeschäft eher zweitrangig sein. Für den größten Teil der Investoren, etwa in Bezug auf die Frage, wie eine Pensionskas- se oder eine Versicherungsgesellschaft ihre Anlageentscheidungen trifft, wird die neue Konstellation nicht wirklich ausschlag- gebend sein. Zumal sich an deren Ertrags- sorgen ja nicht wirklich etwas verändert hat. Ich glaube, dass man durchaus zuversicht- lich sein darf, dass Deutschland eine gut funktionierende Ampelkoalition bekommen wird. Eine FDP-Beteiligung an der Koali- tion wird sich dabei meiner Erwartung nach durchaus stabilisierend auf die deutsche Wirtschaft auswirken. Zu hoffen bleibt allerdings, dass die neue Regierung gerade in Richtung Digitalisierung und Elektro- mobilität die richtigen Weichen stellen wird, um das Land wieder stärker als echten Innovationsstandort zu etablieren. Die Antwort von Invesco auf die Ertrags- sorgen von Investoren scheint vor allem das Thema alternative Assetklassen zu sein. Sascha Specketer: Das Niedrigzinsniveau bleibt die große Hürde, die es zu überwin- den gilt, gerade für unsere europäischen Kunden. Denn es wird unserer Erwartung nach noch wenigstens drei, wenn nicht so- » Der Alternatives-Bereich verzeichnet immer noch zweistellige Wachstumsraten zwischen 15 und 20 Prozent. « Sascha Specketer, Vertriebsleiter DACH-Geschäft, Invesco 76 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | SASCHA SP E CKE T ER | I NVE SCO FOTO: © MARTIN JOPPEN

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