Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

ner Cost-Income Ratio erneut deutlich unter der Marke von 50 Prozent geblieben. Was können Ihre Mitbewerber von Ihnen lernen? Jean-Jacques Barbéris: Wir werden uns hüten, unseren Mitbewerbern gute Ratschläge zu erteilen. Wobei sich hinter einer niedrigen Kostenquote im Grunde kein großes Ge- heimnis verbirgt. Beim Kostenmanagement ist es im Prinzip wie mit dem Zähneputzen: Wer eine regelmäßige und konsequente Hygiene einhält, muss nicht nur wesentlich seltener zum Zahnarzt, er spart sich auch die Erstellung kostspieliger Behandlungs- pläne. Eine Gesellschaft agiert wesentlich kosteneffizienter, wenn sie es schafft, die Eindämmung unnötiger Aufwendungen als Prinzip in die eigene Unternehmenskultur zu integrieren. Deswegen ist Kosteneffi- zienz am Ende vor allem eine Frage von Disziplin und Gewohnheit. Aus eigener Anschauung weiß ich, dass sich jeder ver- antwortliche Manager bei Amundi vor einer Investitionsentscheidung zur Anschaffung neuer Ressourcen die Frage stellt: Braucht meine Abteilung das wirklich unbedingt, und bringt es uns einen echten Vorteil? Daher herrscht bei uns eine Art kollektiver Disziplin in Bezug auf das Thema Kosten. Und wir sind entschlossen, uns diese zu erhalten. Bitte noch ein Wort zum Thema Nachhaltig- keit. Was sind aus Ihrer Sicht die drän- gendsten Probleme, und wie können Sie sich als Asset Manager darauf einstellen? Jean-Jacques Barbéris: Das ist mit wenigen Worten kaum einzugrenzen. Die vor Kur- zem zu Ende gegangene UN-Weltklima- konferenz in Glasgow hat doch gezeigt, dass viele Fragen in Bezug auf das Errei- chen der im Pariser Abkommen formulier- ten Klimaziele, sei es nun die CO 2 -Neutra- lität oder das 1,5-Grad-Ziel, noch vollkom- men unbeantwortet sind. Aus diesem Grund sehen auch wir als Asset Manager uns einer nach wie vor zunehmenden Fülle von Her- ausforderungen gegenüber – nicht nur sei- tens der Regulierungsbehörden, sondern auch von Seiten unserer Kunden und ande- rer Stakeholder. Ist die speziell an die Asset-Management- Branche herangetragene Kritik – Stichwort Greenwashing – berechtigt? Jean-Jacques Barbéris: In gewisser Weise schon. Im Grunde müsste doch jedem klar sein, dass es nicht ausreicht, einfach nur zu behaupten, Nachhaltigkeit habe schon immer zur eigenen DNA gehört, wie es viele Mit- bewerber leichtfertig beteuert haben. Als Asset Manager muss man schon unter Be- weis stellen, dass man das Thema seriös und ernsthaft umsetzt, indem man transparent darüber berichtet, wie der ESG-Komplex in die eigenen Investmentprozesse integriert ist und in welcher jeweiligen Ausprägung er in einzelnen Produkten umgesetzt wird. Woran hapert es am meisten? Jean-Jacques Barbéris: Was die Branche und im Grunde der gesamte Markt, um nicht zu sagen die Gesellschaft insgesamt, dringend braucht, sind Standards. Im Prinzip gemein- same Bezugselemente, auf die sich jeder verlassen kann, um verlässlich bestimmen zu können, was eigentlich nachhaltig ist und was nicht. Denn am Ende wird es nicht aus- reichen, sich auf die Selbsteinschätzung der Branche zu verlassen. Deshalb ist es Aufgabe der Regulierungsbehörden, entsprechende Definitionen bereitzustellen, die dann von jedem Marktteilnehmer angewandt und überprüfbar berichtet werden müssen. Da- her unterstützen wir durchaus bewusst die regulatorischen Bemühungen in dieser Hin- sicht. Denn wir sind davon überzeugt, dass wir als Branche keine Angst vor mehr Re- gulierung in dieser Beziehung haben soll- ten. Ganz im Gegenteil, sie wird uns helfen. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Als Branche sollten wir keine Angst haben vor mehr Regulierung. « Jean-Jacques Barbéris, Aufsichtsratsvorsitzender, Amundi Deutschland 72 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | J EAN- JACQUE S B ARB ÉR I S | AMUND I FOTO: © FRANÇOIS DABURON

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