Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

Gewachsen ist Amundi in den letzten Jahren allerdings vor allem durch Akquisitionen. Was darf man im kommenden Jahr von Ihrer Gesellschaft erwarten? Jean-Jacques Barbéris: Ich glaube, wir tun gut daran, uns fürs Erste auf eine möglichst rei- bungslose Integration von Lyxor zu konzen- trieren. Im Grunde war das schon immer unser Anspruch, auch im Zusammenhang mit früheren Übernahmen einer neuen Gesellschaft. Es ist natürlich nicht immer einfach gewesen, diesen Anspruch zu erfül- len, im speziellen Fall von Lyxor sehe ich uns in dieser Hinsicht aber auf jeden Fall auf einem guten Weg. Und insbesondere in Bezug auf unsere Präsenz in Deutschland ist es ein wirklich bedeutender Abschnitt für die Entwicklung von Amundi. Inwiefern? Jean-Jacques Barbéris: Zum einen, weil wir neben dem Münchner Hauptsitz von Amun- di Deutschland unseren Standort in Frank- furt stärken werden. Zum anderen, weil wir durch die Akquisition zusätzliche Manage- mentkapazität hinzugewinnen. Zudem wird Amundi doch mit einem Schlag zum zweitgrößten ETF-Anbieter in Europa? Jean-Jacques Barbéris: Nicht nur das, wenn auch das ETF-Geschäft den Großteil bei die- ser Übernahme ausmachen wird. Aber wir bekommen mit der Integration von Lyxor zusätzlich eine Plattform für Liquid Alterna- tives hinzu. Zusammengenommen gewin- nen wir damit für Amundi völlig neue Ka- pazitäten in Bezug auf Produkte und Lösun- gen, die wir unseren Kunden bisher noch gar nicht anbieten konnten. Und das wiede- rum wird unser angesprochenes Outsour- cing-Geschäft zusätzlich unterstützen. Nicht zu unterschätzen sein wird zudem der mit Sicherheit positive Effekt auf der Distribu- tionsseite, den die Übernahme haben wird. Muss man aus Ihrer Begeisterung etwa schließen, dass das aktive Management bei Amundi nach und nach verschwinden wird? Jean-Jacques Barbéris: Mit Sicherheit nicht, im Gegenteil! Wir werden gerade in Bezug auf das aktive Management auch künftig extrem fokussiert bleiben. Denn wir blicken nicht ganz ohne Stolz auf das, was wir damit bisher erreicht haben, insbesondere wenn es um die Integration des inzwischen allgegenwärtigen Aspekts Nachhaltigkeit geht. In dieser Beziehung waren wir im lau- fenden Jahr extrem erfolgreich, und das soll auch künftig so bleiben. Entsprechend wird Amundi auch in Zukunft ein sehr stark diversifiziertes Unternehmen bleiben, nicht nur geografisch, auch in Bezug auf unsere Managementexpertise. Mit Lyxor verstär- ken wir uns massiv im Bereich der ETFs und der passiven Investments, was eine großartige Entwicklung darstellt. Aber das bedeutet nicht, dass wir diesen Bereich einem anderen vorziehen würden. Dennoch wird eine Gesellschaft wie Amundi doch auch künftig als sogenannter „natür- licher Konsolidierer“ betrachtet werden. Jean-Jacques Barbéris: Organisches Wachstum war immer unsere Priorität, aber gemeint ist sicherlich, dass wir aufgrund unserer schie- ren Größe am ehesten die Power haben, auch eine finanziell bedeutendere Übernah- me zu stemmen. Das trifft sicher zu, des- halb werden wir natürlich die Augen auch künftig nicht verschließen, wenn sich eine Übernahmemöglichkeit ergeben sollte, die uns als sinnvolle Ergänzung unseres Ge- schäfts erscheint. Aber nun geht es zunächst einmal darum, unter Beweis zu stellen, dass wir nicht nur akquirieren, sondern auch integrieren können. Zumal Ihre Gesellschaft offenbar nicht unter einem immensen Kostendruck zu stehen scheint, der viele Ihrer Mitbewerber plagt. Amundi ist auch im dritten Quartal mit sei- » Mit Lyxor verstärken wir uns massiv im Bereich der ETFs und der passiven Investments. « Jean-Jacques Barbéris, Aufsichtsratsvorsitzender, Amundi Deutschland N o. 4/2021 | www.institutional-money.com 71 T H E O R I E & P R A X I S | J EAN- JACQUE S BARB ÉR I S | AMUND I

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