Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

de Zahl unserer Kunden dafür gewinnen können, uns die Verwaltung ihres gesamten Vermögens zu übertragen. Zumal Amundi mit der Anfang des Jahres lancierten Investmentplattform Alto im Grunde sogar signalisiert hat, dass die Gesellschaft sich offenbar zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten von BlackRock entwickeln möchte. Mit „Aladdin“ bietet der US-Riese seinen Kunden seit Langem erfolgreich ein entsprechendes IT-Angebot. Jean-Jacques Barbéris: Wobei wir in dieser Hinsicht wirklich realistisch bleiben müs- sen. Insofern sollten wir zum einen be- scheiden auftreten, denn unsere Wettbe- werber in diesem Geschäft sind lang vor uns gestartet und konnten dementsprechend ihre Fähigkeiten in dieser Hinsicht bereits ausgiebig unter Beweis stellen. Andererseits möchten wir jedoch keineswegs schüchtern erscheinen, denn wir sind schon davon überzeugt, dass wir mit Alto eine Lösung anbieten, die unseren Kunden nicht nur sehr viele Vorzüge bietet, sondern vor allem auch extrem anpassungsfähig ist. Auch wenn wir das vielleicht in der Breite erst noch zeigen müssen, so haben wir ent- sprechende Lösungen für eine ganze Reihe unserer Kunden bereits durchaus erfolgreich umgesetzt. Und wir sind zuversichtlich, dass wir diesen Geschäftszweig wie geplant werden ausbauen können. Wir haben uns nicht ohne Grund zum Ziel gesetzt, mit die- sem neuen Geschäftsfeld bis 2025 einen Umsatz in Höhe von 150 Millionen Euro zu erwirtschaften. Darf man daraus schließen, dass Amundi sich mehr und mehr von einem Produkt- anbieter zu einem technologiegetriebenen Serviceanbieter entwickeln wird? Jean-Jacques Barbéris: Letzten Endes sind wir meines Erachtens in gewisser Weise bereits heute ein Technologieunternehmen, zumin- dest werden wir uns immer stärker in dieser Richtung weiterentwickeln. Eine zuneh- mende Digitalisierung und Technisierung hält schließlich immer mehr Einzug nicht nur in unserem eigenen Tagesgeschäft, son- dern auch in dem unserer Kunden. Auch wenn wir bei Amundi mit unserem Angebot vielleicht noch nicht überall so weit sind wie unsere großen Konkurrenten, so haben diese doch gezeigt, dass man als Asset Manager mit dem Geschäftsbereich Out- sourcing einen gehörigen Anteil seiner Einnahmen erzielen kann. Da wollen auch wir hin. » Bei uns herrscht eine Art kollektive Disziplin in Bezug auf das Thema Kosten. « Jean-Jacques Barbéris, Aufsichtsratsvorsitzender, Amundi Deutschland Begnadetes Multitalent Jean-Jacques Barbéris leitet als Mit- glied des Vorstands von Amundi nicht nur das institutionelle Geschäft des Asset Managers, er ist auch Leiter des Geschäftsbereichs ESG. Seit Ende Mai ist Barbéris zudem Aufsichtsratsvorsitzender von Amundi Deutschland und der Tochterge- sellschaft CPR Asset Management. Bevor Barbéris zu Amundi kam, war er von 2013 bis 2016 als Berater für Wirtschafts- und Fi- nanzfragen im Stab des fran- zösischen Staatspräsidenten tätig. Davor gehörte er dem Mitarbeiterstab von Pierre Moscovici, ehemaliger Wirt- schafts- und Finanzminister Frankreichs, an. Zwischen 2009 und 2010 führte Barbéris den Vorsitz der europäischen Experten- gruppe für Klimafinanzierung bei den Verhandlun- gen im Rahmen der UNFCCC. In dieser Zeit wirkte er auch an verschiedenen Studien zur Ökonomie des Klimawandels mit, wie etwa am Bericht von Jean Tirole, der vor der UNFCC-Konferenz in Kopenhagen 2015 veröffentlicht wurde. Barbéris begann seine Kar- riere in der Generaldirektion des französischen Finanzministeriums, wo er von 2008 bis 2012 tätig war. Er ist Absolvent der École normale supérieure de lettres et sciences humaines und Alumni der Sciences Po Paris und der École normale d’administration. 70 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | J EAN- JACQUE S B ARB ÉR I S | AMUND I FOTO: © FRANÇOIS DABURON

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