Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

Ein Wechsel in einer so bedeutenden Posi- tion geht aber doch in der Regel nicht ohne eine Reihe von Veränderungen vor sich. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten? Jean-Jacques Barbéris: Lassen Sie mich mit einem Zitat aus dem Film „Der Leopard“  des italienischen Regisseurs Luchino Vis- conti antworten, in dem der Hauptdarsteller erklärt: „Wenn alles gleich bleiben soll, dann muss sich alles verändern.“ Was ich damit sagen will: Es mag zwar Bewegun- gen an der Spitze unseres Unternehmens gegeben haben, an unserer strategischen und operativen Ausrichtung hat sich da- durch aber im Grunde nichts verändert. Auch unser Managementteam ist extrem stabil, zu nennenswerten Veränderungen ist es jedenfalls nicht gekommen. Nicht ohne Grund hat Valérie Baudson bei ihremAntritt als neue Vorstandschefin von Amundi be- tont, dass Sie die Arbeit von Yves Perrier, der seither dem Aufsichtsrat von Amundi vorsitzt, in einer durchaus bewussten Kon- tinuität fortsetzen wird. Aber waren Sie nicht vom Ergebnis Ihrer Gesellschaft im dritten Quartal ein wenig enttäuscht? Immerhin musste Amundi außerordentliche Mittelabflüsse bei einem Joint Venture in China hinnehmen und konnte mit 200 Millionen Euro vergleichs- weise nur geringe Neuzuflüsse verbuchen. Jean-Jacques Barbéris: Wir haben meiner Ansicht nach gar keinen Grund, enttäuscht zu sein. Wir haben im dritten Quartal eine starke Geschäftsdynamik erlebt und hohe Zuflüsse von 15 Milliarden Euro bei mittel- und langfristigen Anlagen verzeichnet. Es gab einen spezifischen einmaligen Abfluss von 11,6 Milliarden Euro. Davon abgesehen konnten wir das bereinigte Nettoergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 41,5 Prozent auf 333 Millionen Euro steigern und haben damit die Erwartungen sogar übertroffen. Auch unsere Nettoerträge leg- ten um 25,7 Prozent auf 791 Millionen Euro zu, und unsere Provisionsüberschüsse fielen um 17,6 Prozent höher aus als im dritten Quartal 2020. Insgesamt sind wir mit unserem strategischen Fahrplan auf Kurs. Daher würde ich etwas verkürzt sagen: Alles im grünen Bereich. In Europa sind wir nach wie vor die unangefochtene Nummer eins. Und dennoch werden wir auch künftig mit einer gewissen Demut und einer angemes- senen Bescheidenheit nach vorn blicken. Wie meinen Sie das? Jean-Jacques Barbéris: Auch wenn es derzeit für Amundi und im Grunde für die gesamte Investmentbranche erfreulich gut läuft, soll- ten wir uns immer dessen bewusst sein, dass dieses positive Momentum auch dies- mal nicht ewig anhalten wird. Die Erfah- rung lehrt uns, dass auch die Investment- branche früher oder später wieder schwieri- gere Zeiten erleben wird – spätestens dann, wenn die Märkte nicht mehr so stark von einer nach wie vor akkommodierenden Politik der Zentralbanken unterstützt wer- den. Darauf müssen wir vorbereitet sein. An welchen Stellen muss denn eine Gesell- schaft wie Amundi noch zulegen? Jean-Jacques Barbéris: In einigen Ländern ha- ben wir gewissermaßen noch nicht unseren gewünschten Marktanteil erreicht. Auch wenn ich eben betont habe, dass wir mit dem Gesamtergebnis von Amundi keines- wegs unzufrieden sind, so sind wir an der einen oder anderen Stelle insofern etwas » In einigen Ländern haben wir noch nicht unseren gewünschten Marktanteil erreicht. « Jean-Jacques Barbéris, Aufsichtsratsvorsitzender, Amundi Deutschland 66 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com FOTO: © FRANÇOIS DABURON T H E O R I E & P R A X I S | J EAN- JACQUE S BARB ÉR I S | AMUND I

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