Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

Aswath Damodaran: Er sollte darüber nach- denken, wie er sich wirklich differenzieren kann. Oder um es in der Sprache der Value- Anhänger auszudrücken: Er sollte über- legen, was sein „Burggraben“ ist. Wenn ich als aktiver Investor in den Spiegel schaue und nicht erkennen kann, wo mein persön- licher Wettbewerbsvorteil liegt, dann sollte ich den Beruf wechseln. Denn die Index- fonds und ETFs lauern bereits, und sie wer- den nicht mehr verschwinden. Es gibt etwas Grundlegendes, das sich verschoben hat. Das gilt übrigens nicht nur für das Value Investing, sondern für aktives Investment im Allgemeinen. Ein aktiver Manager, der sich dem nicht stellt, wird weiterhin Markt- anteile an passive Strategien verlieren. Ein aktiver Investor muss eine Nische suchen, aus der heraus er einen echten Mehrwert anbieten kann. Gleichzeitig nimmt aber doch auch die Dynamik erheblich zu, wenn über Reddit gehypte Meme-Aktien immer mehr Geld an sich ziehen und sogar Hedgefonds an den Rand des Ruins bringen können. Aswath Damodaran: Aber seien wir doch ehrlich: Das gab es immer schon. Vor 50 Jahren haben sich die Anleger nur nicht auf einer Internetplattform getroffen, sondern in einer Bar in Boston, um Geschichten über vermeintlich besonders aussichtsreiche Ak- tien auszutauschen. Bedeutet das, dass man als aktiver Manager dieses Spiel einfach mitspielen muss? Aswath Damodaran: Nicht unbedingt. Die Annahme, dass man den Markt nicht schla- gen kann, wenn man nicht handelt, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Man kann durchaus erfolgreich sein, wenn man Aktien sehr lang hält. Aber dafür braucht man als aktiver Manager vor allem zwei Dinge: Man braucht eine echte eigene Anlagephiloso- phie, und man braucht die richtigen Kun- den, die diese Anlagephilosophie teilen und bereit sind, diese wirklich langfristig mit- zutragen. Dazu gehört aber auch, Kunden abzulehnen, die nicht zu dieser Philosophie passen. Dem Fondsmanager eines großen Invest- menthauses dürfte es allerdings schwerfal- len, seinem Boss zu erklären, man habe einen Kunden abgelehnt, weil der nicht zur eigenen Philosophie passe. Aswath Damodaran: Das ist schon richtig, aber Wachstum um jeden Preis hat noch nie gut getan, ganz besonders im Fondsma- nagement. Schauen Sie sich nur die Ent- wicklung einer Managerin wie Kathy » Die Annahme, dass man den Markt nicht schlagen kann, wenn man nicht handelt, ist ein weit verbreiteter Irrtum. « Prof. Aswath Damodaran, Professor an der New York University Ökonom mit Guru-Status Aswath Damodaran (64) ist Professor an der Stern School of Business der New York University, wo er Unternehmensfinanzierung und Aktienbewertung lehrt. Damodaran, der aufgrund seiner Fachkenntnisse in diesem Bereich als der „Papst der Unternehmens- bewertung“ gilt, ist nicht nur als Autor einer Vielzahl von akademischen Texten zu den Themen Bewer- tung, Unternehmensfinanzie- rung und Investitionsmana- gement bekannt, er hat auch insgesamt vier Bücher über diesen Themenkreis verfasst. Bevor er an die New Yor- ker Universität kam, war er von 1984 bis 1986 Gastdozent an der University of California in Berkeley. In der US-Zeitschrift „Busi- ness Week“ wurde er als einer der zwölf besten US- Business-School-Professoren bezeichnet. Außerdem wurde er von beiden Universitäten für seine hervor- ragende Lehrtätigkeit ausgezeichnet. Damodaran un- terrichtet auch im Rahmen des Programms TRIUM Global Executive MBA, ein Zusammenschluss der NYU Stern, der London School of Economics und der HEC School of Manage- ment, sowie im Rahmen des Master of Science in Global Finance (MSGF), ein gemein- sames Programm der Stern und der Hong Kong Universi- ty of Science and Technology. 58 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | PROF. ASWATH DAMODARAN | NYU S T ERN FOTO: © AXEL KOESTER

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