Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

„Was kann ESG?“ Panzenböck präsentierte die Herangehensweise von RCM beim Auf- spüren möglichst nachhaltiger und rendite- starker Staatsanleihen. RCM vergleicht dabei „ähnliche“ Länder wie beispielsweise Schweden und Deutschland oder Polen mit den baltischen Ländern und stellt auf die ESG-Dynamik ab. So identifizierte ESG-Aufsteiger sollen für zusätzliches Renditepotenzial sorgen. Unterm Strich erhält RCM Staatsanleihenportfolios, die dem Nachhaltigkeitsgedanken genü- gen, aber trotzdem „spannend“ sind, also interessante Renditen bringen. Nachhaltig bei Schwellenländern Ob Sustainable Investing in den Emerging Markets ein Widerspruch ist, erläuterte Karsten Güttler, Leiter ESG Investment Specialists von UBS Asset Management. Nach kurzer Skizzierung der hauseigenen Nachhaltigkeitsstrate- gie erörterte er, ob es bei Aktien oder bei Anleihen aus den Emerging Markets identifizierbares Alpha-Potenzial im Bereich von ESG gibt. Das Ergebnis: Gütt- ler zufolge könnten Investoren auf der Ak- tienseite von einem ESG-Ansatz Alpha er- warten, bei Anleihen bestehe jedoch nur li- mitiertes beziehungsweise gar kein Alpha- Potenzial – das gelte insbesondere für Staatsanleihen. Wichtig sei laut Güttler, dass Investoren beziehungsweise deren manda- tierte Asset Manager in den Schwellen- ländern „feet on the ground“, also Ana- lysten vor Ort haben oder Zugang zu sol- chen besitzen, um das insbesondere bei Aktien schlummernde Potenzial heben zu können. Denn nur auf diese Weise könne man an Schwellenländerdaten kommen, diese aufbereiten und sie zur Alpha-Gene- rierung einsetzen. Investoren sollten bei Schwellenländeranlagen auf Häuser wie die UBS setzen. Verwerfungen nutzen Im nächsten Vortrag gab Pimcos Sebas- tian Zilles, Executive Vice President und Portfoliomanager, der in der Londoner Nie- derlassung Pimcos europäisches Immo- bilienakquisitionsteam beaufsichtigt, einen Überblick über die vergangenen, die aktuel- len und die prognostizierten Entwicklungen am Gewerbeimmobilienmarkt. Aufgrund der Pandemie entstand für opportunistische Investoren eine mehrjähri- ge Welle von Anlagechancen, die noch im- mer im Gange ist und von denen Pimco profitieren will. So sei in den Jahren 2022 bis 2025 mit laut Zilles „schweren Notla- gen“ einiger Immobiliengesellschaften zu rechnen, die zu Zwangsverkäufen führen werden – und zwar sowohl was Immobi- lien selbst anbelangt als auch Immobilien- kredite. Chancen ortet Zilles bei guten Büros, Lo- gistik, aber auch Hotels, sofern man günstig genug einsteigt. „Selbst wenn sich die öf- fentlichen Vermögenswerte im Jahr 2021 weitgehend erholen, werden die politischen und inflationären Unwägbarkeiten wahr- scheinlich auch in Zukunft zu Volatilität und Verwerfungen an den öffentlichen Commer- cial-Real-Estate-Märkten führen“, erklärte Zilles am Ende seines Vortrags. Infrastrukturkredite Die fünfte und letzte Sponsorenpräsenta- tion hielt BNP Paribas Asset Managements Head of Infrastructure Debt, Karen Azoulay, mit dem Titel „The Case for Infrastructure Debt – A Market Update & Focus on the Benefits of ESG Integration“. Angesichts der Vorzüge dieses Anlagesegments – ein attraktives Rendite-Risiko-Potenzial, Diver- sifikationsvorteile und Nachhaltigkeits- opportunitäten – erklärte Azoulay: „Die ge- genwärtigen Marktbedingungen eröffnen Investoren zahlreiche Gelegenheiten, um selektiv bei der Optimierung von ,Relative Value‘ vorgehen zu können.“ Die Französin gab in der Folge einen Überblick über ihrer Ansicht nach interessante Infrastrukturseg- mente, beispielsweise erneuerbare Energien, aber auch Telekommunikation, die zu den Gewinnern der 2020er-Krise zählt. Des Weiteren sieht sie Chancen bei Versorgern sowie im Transportsektor, wo sich interes- sante Möglichkeiten durch die Transforma- tion im Transportwesen eröffnen. Politologe als „Friendly Alien“ Politologe Dr. Peter Filzmaier spannte den großen Bogen zwischen Märkten, Ge- sellschaft, Politik und Medien. „Ich bin als ,Friendly Alien‘ hier“, eröffnete er seine Rede, mit der der INSURANCE DAY 2021 beschlossen wurde. Sollte heißen: Nicht als Finanzexperte, sondern als Kommunikationsexperte, der die Zusam- menhänge zwischen Geld, gesellschaftli- chen Normen, Politik und Medien aufzeigt, sei er gekommen. Die Vertrauenskrise in der Politik sei aufgrund von Spill-over-Ef- fekten auch ein Thema für andere öffentli- che Institutionen, aber auch für Banken und Versicherungen. Inwieweit man gerade bei Versicherungen deren Relevanz als Finanz- marktakteur kommunizieren könne, sei oh- nehin fraglich, da „das Branding über den Aspekt der Versicherung an sich sehr er- folgreich und prominent“ sei und alle ande- ren Aspekte der Branche überschatte. DR. KURT BECKER » ESG ist alter Wein in neuen Schläuchen, heute nehmen wir ESG nur expliziter wahr. « Gabriel Panzenböck, Senior Portfolio Manager Fixed Income bei Raiffeisen Capital Management in Wien T H E O R I E & P R A X I S | I NSURANC E DAY 48 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com » Bis 2025 ist mit schweren Notlagen einiger Immobiliengesellschaften – Zwangsverkäufe inklusive – zu rechnen. « Sebastian Zilles, Executive Vice President & Portfolio Manager Immobilien bei Pimco in London FOTO: © MARLENE FRÖHLICH

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