Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

rungsrisiken in ORSA (Own Risk and Sol- vency Assessment), die seit 19. April 2021 anwendbar ist. EIOPA soll nun im Auftrag der Kommission bis Juni 2023 reevaluieren, ob von dem Ansatz, dass die Marktpreise alle relevanten Risiken widerspiegeln wür- den, in den Bereichen der grünen Invest- ments abgerückt werden kann, um diese zu fördern. Bisher gaben die harten Daten kei- nen Grund für eine Besserstellung grü- ner Investments her – eine Position, die auch die FMA einnimmt. Die Prü- fung einer möglichen Vorzugsbehand- lung für grüne Anlagen bleibt also spannend. Abschließend gab Dr. Saria einen Ausblick auf die erneuerte Su- stainable-Finance-Strategie der EU. Vorgesehen ist eine Erweiterung der Taxonomie, um auch Zwischenschritte hin zu ökologisch nachhaltigen Wirt- schaftstätigkeiten zu berücksichtigen und dadurch die Finanzierung der Transition zu erleichtern. Dazu kommt eine Mobilisie- rung von Investments in ESG-Projekte durch das InvestEU-Programm – durch den InvestEU Fund sollen in den nächsten sie- ben bis zehn Jahren Investments in der Hö- he von rund 370 Milliarden Euro ausgelöst werden. Angekündigt ist auch eine Überprüfung, inwieweit Nachhaltigkeitsfaktoren in Kre- ditratings der Ratingagenturen reflektiert werden, sowie die Regulierung von ESG- Rating- und Research-Unternehmen. Schließlich ist auch die Prüfung einer mög- lichen Vorzugsbehandlung von grünen Investments bei der Kapitalunterlegung vor- gesehen, wobei in die Risikobewertung auch Klimarisiken einfließen sollen. Auch eine Integration von Nachhaltigkeitsrisiken in das Risikomanagement von Versiche- rungen soll erfolgen, genauso wie verpflich- tende Analysen zu „Climate Change Sce- narios“. Portfolio klimafit, aber wie? In seinem Vortrag ging Daniel Sailer, Co- Head des Sustainable Investment Office von Metzler Asset Management, einem Haus mit jahrzehntelanger ESG-Erfahrung, der Frage nach, ob sich der Treibhausgas- fußabdruck allein eignet, um als Investor Klimarisiken zu messen und zu managen. Er zeigte exemplarisch anhand zweier Flug- linien jene Unterschiede auf, auf die Inves- toren bei der Analyse achten sollten, und wies insbesondere auf die langfristigen Scope-3-Effekte hin. Weiter veranschaulich- te Sailer, wie sein Haus die Emissionsin- tensität und das Erwärmungspotenzial eruiert und auf Portfolioebene aggregiert. Investoren sollten laut Sailer bei Fonds- anbietern immer nachfragen, welche Mo- delle im Hintergrund verwendet werden und auf welche Jahre allfällige Erwärmungs- werte referenzieren. Daraufhin erläuterte Sailer, wie Metzler AM diesen Themen- komplex im Portfoliomanagement umsetzt, und stellte den vor wenigen Tagen neu auf- gelegten Fonds „Metzler Global Ethical Value“ vor. Sailers Kollege Jan Rabe zeigte, welche Investmentstrategien sich lohnen beziehungsweise welche Schwerpunkte Investoren setzen sollten, um von der Kli- maneutralität zu profitieren. Rabe leitete in Summe fünf Strategien ab, mit denen sich entsprechende Kapitalströme antizipieren lassen, und warnte davor, dass eine „naive“ Ausrichtung eines ESG-Portfolios auf „saubere“ Unternehmen zu erheblichen Ungleichgewichten führt. Dies mache ein aktives Gegensteuern aktiver Manager unerlässlich, um ungewollte „Wetten“ zu vermeiden. Rabe stellte in diesem Zusam- menhang Metzlers Portfoliokonstruktions- und Risikomanagementtool QbrickS vor, das Institutionellen eine transparente Steue- rung ermöglicht. Transformation und Innovation Senior Portfolio Manager Gabriel Pan- zenböck von Raiffeisen Capital Manage- ment (RCM) beschäftigte sich in seinem Vortrag mit nachhaltigem Anleihenmanage- ment. Er gab den Zuhörern ein paar „Lear- nings“ mit auf den Weg und erörterte unter anderem den Green Deal der EU. Weitere Eckpunkte waren der EU-Aktionsplan und die neue Fondstaxonomie. Panzenböck wies in seinem launigen Vortrag darauf hin, dass Investoren in Staatsanleihen aufgrund von Risikoüberlegungen schon immer „ESG“ berücksichtigt hätten: „ESG ist alter Wein in neuen Schläuchen – wir nehmen ESG nun nur expliziter wahr.“ Angesichts des großen Arbeitsaufwands, den eine vertiefende ESG-Analyse mit sich bringt, sollten sich Investoren laut Panzenböck nicht fragen, „Wie viel kostet ESG?“, sondern besser: Christiane Flehberger (Bild Mitte l.), Leiterin des institutionellen Geschäfts der Raiffeisen KAG, und Österreichs EU-Ministerin Karoline Edtstadler, flankiert von institutionellen Investoren. 46 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com » Eine naive Ausrichtung eines ESG-Port- folios auf saubere Unternehmen kann zu erheblichen Ungleichgewichten führen. « Jan Rabe, Co-Leiter des Büros für Nachhaltigkeit (Sustainable Investment Office) der Fondsgesellschaft Metzler Asset Management, Frankfurt am Main T H E O R I E & P R A X I S | I NSURANC E DAY FOTO: © MARLENE FRÖHLICH

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