Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

dem Auftreten des „Monsters des Brexit“, ihrer eigenen Stärken bewusst werde, die auch auf der Tatsache beruhten, dass die EU nach wie vor den weltgrößten Binnenmarkt darstellt. Das Verhältnis zu den USA gelte es zu überdenken, wenn auch mit Augen- maß. Ja, man müsse allzu große Abhängig- keiten vermeiden oder abbauen, aber die Schaffung einer europäischen Cloud, um die Hoheit über Europas Daten zu behalten, sei schwierig. Grundsätzlich sei es wichtig, voneinander zu profitieren, ohne alles gleich neu zu erfinden, meinte die Ministerin. Aufsicht und Regulierung JUDr. Stanislava Saria PhD, Abteilungs- leiterin Versicherungs- und Pensionskassen- aufsicht bei der FMA, stellte vor, wie sich die Regulierung des Asset Managements entwickeln wird. Sie befasste sich eingangs mit dem am 22. September 2021 von der EU-Kommission angenommenen Richtli- nienvorschlag, der sich eng an dem Advice der EIOPA zu Solvency II orientiert. Dieser sei beauftragt worden, um herauszufinden, inwieweit Änderungsbedarf am Regelwerk besteht. Tatsächlich orientiert sich der Vor- schlag der EU-Kommission eng an der Opi- nion der EIOPA. Die geplanten Änderungen am Solvency-II-Regelwerk haben unter- schiedliche Auswirkungen auf die Solvenz- kapitalanforderung (SCR) der Branche. So führt etwa eine dynamische Volatilitäts- anpassung bei internen Modellen, wie sie vor allem große Häuser einsetzen, zu einer Erhöhung des SCR. Andererseits kommt es gemäß der Standardformel zu einer Reduk- tion des SCR bei langfristig gehaltenen Aktien, ebenso bei den Korrelationen. Hin- gegen ist bei der Neukalibrierung des Zins- risikos, wo nun Zinsschocks auch im nega- tiven Zinsbereich einbezogen werden, ein Anstieg des SCR bei Anwendung der Stan- dardformel vorherzusehen. Die zu erwartenden relativen Veränderun- gen des SCR führen in den verschiedenen EU-Staaten zu unterschiedlichen Änderun- gen. Für die österreichischen Versicherer ist ein SCR-Anstieg von zirka 15 Prozent zu erwarten. Umso wichtiger ist ein adäquater Übergangszeitraum (Phase-in), der der Branche die Gelegenheit zu Anpassungen gibt. Österreich war an diesem bis 2032 dauernden Einschleifzeitraum führend be- teiligt. „Generell bleiben Aktieninvestments weiter incentiviert, während die Eigenmit- telunterlegung für Spread- und Immobilien- risiken nicht verändert wurde“, betonte Sa- ria. So bleibt die Unterscheidung zwischen Typ-1- und Typ-2-Aktien aufrecht, obwohl die Kriterien bezüglich der Typ-1-Aktien in den letzten Jahren sukzessive verwässert wurden und die Liste der anrechenbaren In- strumente immer länger geworden ist. Bei Immobilien bleibt es bei der 25-prozentigen Unterlegung in der Standardformel, obwohl die Branche eine MSCI-Studie vorgelegt hat, die eine 15-prozentige SCR-Unterle- gung für ausreichend erachtet. EIOPA kon- terte mit anderen Studien, die einen Korridor von 15 bis 32 Prozent SCR- Unterlegung vorsehen. Eine wichtige Änderung ist die Ausweitung des „Pillar 1 Dampener“ bei Aktien als antizykli- sches Element: Hier erfolgt eine sym- metrische Ausweitung des Korridors der Risikozu- und -abschläge von plus/mi- nus zehn auf nunmehr plus/minus 17 Prozent. Nachhaltigkeitspaket Dieses sieht leider eine zeitliche Inkon- gruenz bestimmter Teile vor. So ist etwa die Disclosure-Verordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) bereits seit 10. März 2021 anzuwenden, während die Taxonomie-Verordnung (TR) erst ab 1. Ja- nuar 2022 anwendbar ist. Was das Sustain- able-Finance-Paket vom April 2021 anbe- langt, so soll die CSRD (Corporate Sustain- ability Reporting Directive) ab dem Ge- schäftsjahr 2023 gelten; bereits davor, ab dem Geschäftsjahr 2022, haben die Versi- cherer in ihrer nichtfinanziellen Berichter- stattung auch den Anteil der taxonomiefähi- gen Wirtschaftstätigkeiten an ihren Assets / am verwalteten Vermögen offenzulegen. Die Level-2-ESG-Integrations-Durchfüh- rungsbestimmungen werden ab 2. August 2022 anzuwenden sein. Allerdings gibt es eine EIOPA Opinion zur Verwendung von Szenarioanalysen betreffend Klimaände- JUDr. Stanislava Saria, PhD: » Versicherer stehen schon heute im Nachhaltigkeitswettbewerb. « Dr. Peter Filzmaier: » Ich bin als Friendly Alien hier, als Politologe und Kommunikationswissenschaftler, nicht als Finanzexperte. « Mag. Karoline Edtstadler: » Die Regulierung findet bei uns in der EU statt, die Gewinne allerdings fallen im Ausland an. « N o. 4/2021 | www.institutional-money.com 45 » Energiewende und Digitalisierung stehen im Mittelpunkt unserer Invest- mentstrategie bei Infrastructure Debt. « Karen Azoulay, Head of Infrastructure Debt bei BNP Paribas Asset Management T H E O R I E & P R A X I S | I NSURANC E DAY

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