Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

BR I E F DE R HERAUSGEBER 4 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com J ames Simons, Gründer von Renaissance Technologies, zählt zu den erfolgreichsten Vermögensverwaltern aller Zeiten, das US-Magazin „Forbes“ schätzte sein Vermögen zuletzt auf mehr als 24 Milliarden US-Dollar. Sein „Meis- terwerk“ ist der inzwischen mehr als 30 Jahre alte Medallion Fund. Dieser Fonds legte auch im schwierigen Finanzjahr 2020 rund 76 Prozent zu, was seine annualisierte Langzeitperformance auf fast 40 Prozent verbesserte. Externe Anleger können dieses Produkt aber nicht kaufen, er steht nur den mehreren hundert Mit- arbeitern von Renaissance Technologies offen. Es gibt zwar einige für Kunden offe- ne institutionelle Fonds, sie laufen allerdings längst nicht so gut wie das berühmte Flaggschiff. Was würde man an Fees akzeptieren, um in diesen Fonds investieren zu dürfen? Nun, schon 1993 wurde kein fremdes Geld mehr angenommen, für beste- hende Kunden erhöhte man die Gebühren damals aber auf fünf Prozent Fixkosten plus 40 Prozent Erfolgsbeteiligung, nach 2005 war auch das nicht mehr möglich, Altkunden wurden abge- funden. Vermutlich wären sehr viele Anleger dankbar, wenn sie heute um diesen horrenden Preis einsteigen dürften. Was lernen wir aus der Geschichte? Wer eine herausragende Leistung erbringt, darf dafür auch ordentlich abkassieren. Im Vermögensverwaltungs- geschäft geht der Trend aber in eine andere Richtung, hier scheint Geiz geil zu sein, und vielfach verzichtet man zugunsten niedrige- rer Kosten völlig auf menschliches Eingreifen. Dabei ist es allem Anschein nach auch in der aktiven Vermö- gensverwaltung so, dass Qualität ihren Preis hat beziehungsweise haben darf. Das zumindest lassen aktuelle Berechnungen des US- Analyseunternehmens Investment Metrics vermuten. Das in den USA und Großbritannien aktive Unternehmen arbeitet für institu- tionelle Anleger und Beratungsunternehmen und beschäftigt sich mit allen Aspekten der Finanzanalyse und Portfolioverwaltung. Im Oktober stellte man eine Untersuchung vor, in der man nach einem Zusammenhang zwischen der Höhe der Verwaltungsgebühren und der Leistung aktiver Investment Manager gesucht hatte. Und siehe da: Es besteht eine klar erkennbare Beziehung zwischen diesen Größen. Grundlage der Studie waren Daten aus dem „Investment Metrics Fee Analyzer“. Dieses Tool ermöglicht es Nutzern, die nachverhandelten Gebührenniveaus in unterschiedlichen institutio- nellen Vergleichsgruppen zu untersuchen. Scott Tracey von Investment Metrics schreibt dazu auf der Internetseite des Unter- nehmens, dass man verschiedenste aktive Managervergleichsgrup- pen untersucht und dabei Mandate in der Größenordnung zwischen zehn und 100 Millionen US-Dollar berücksichtigt habe. „Wir ver- glichen die durchschnittlichen Gebühren für die aktiven Manager, die sich im ersten, zweiten, dritten und vierten Quartil befanden, mit denen der Vergleichsgruppe auf der Grundlage ihrer annuali- sierten Dreijahresrendite“, schreibt Tracey. Das zentrale Ergebnis: Portfolios, deren Erträge im ersten Quartil lagen, wiesen auch ein höheres durchschnittliches Gebührenniveau auf. Es gab dabei nur eine Ausnahme: Bei US Large-Cap-Value verlangten die im schlechtesten Quartil platzierten Manager die höchsten durch- schnittlichen Gebühren. Investment Metrics betont, dass es bei der Ermittlung der angemessenen Managementgebühr für einen akti- ven Manager eine Vielzahl zu beachtender Parameter gebe, an erste Stelle stehe jedoch die Performance. Das Fazit der US-Ana- lysten: „Kurzfristig haben die institutionellen Anleger, die bereit waren, höhere Gebühren zu zahlen, eindeutig von der her- ausragenden Leistung aktiver Manager im Vergleich zu ihren Mitbewerbern und der Benchmark profitiert.“ Klarerweise lässt sich da- raus nicht ableiten, dass teu- rere Vermögensverwalter bes- ser sind. Die Ergebnisse von Investment Metrics legen aber nahe, bei der Suche nach Asset Managern nicht zualler- erst jene auszusortieren, die auf den ersten Blick teuer zu sein scheinen, beziehungs- weise sich ohne nach links oder rechts zu blicken auf die günstigs- ten Anbieter zu konzentrieren. Tatsächlich, so lassen die Ergebnisse von Investment Metrics vermuten, könnte es sich sogar als ziel- führendere Strategie erweisen, im Fall einer geplanten Mandats- vergabe mit den „teuersten“ Anbietern zu beginnen. Wir wünschen Ihnen an dieser Stelle wie gewohnt einen erhol- samen Jahreswechsel und hoffen, dass sich das Pandemiegesche- hen in den nächsten Monaten beruhigt, sodass einem erfolgreichen Institutional Money Kongress nichts im Wege steht. Qualität darf etwas kosten Gerhard Führing Mamdouh El-Morsi Gerhard Führing Mamdouh El-Morsi

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