Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

anfragen dazu nutzen, um Informationen aus dem Markt aufzusaugen. Schließlich er- langen sie Kenntnis darüber, wer welchen Trade machen will.“ Das Thema bleibt also kontrovers, und trotz der Aktualisierung des Codes gibt es noch Unzufriedenheit damit, wie mit dem Last Look umgegangen wird. „Er ist nicht vom Tisch, aber immerhin gibt es jetzt eine Ex-ante-Offenlegungs- pflicht, das heißt, es gibt mehr Transpa- renz, unter anderem auch einen genauen Zeitstempel“, erklärt Van Luu. Auf der anderen Seite gibt er zu bedenken: „Im Falle einer Unstimmigkeit liegt es nach wie vor am Liquiditätsanfrager nachzu- weisen, dass der Liquiditätsanbieter in- korrekt gehandelt hat. Dieser Nachweis ist oft schwierig für den Anfrager.“ Daher hätten es einige Buy-Side-Marktteilnehmer lieber gehabt, wenn die Last Look Practice gänzlich verboten worden wäre. Aber der Code ist nicht allein von der Buy-Side ge- pachtet, sondern vertritt die Interessen aller Marktteilnehmer. Im öffentlich zugänglichen „Global Index of Public Registers“ sind diejenigen Insti- tutionen aufgeführt, die den Global Index unterzeichnet haben. Sie können sowohl von der Sell-Side als auch von der Buy- Side sein, aktuell finden sich dort 1.105 Einträge von Banken, Asset Managern, Liquiditätsprovidern, Unternehmen, E-Tra- ding-Plattformen, Zentralbanken und so weiter. Veröffentlicht wird der „Global Index of Public Registers“ vom Global Foreign Exchange Committee (GFXC), das auch den FX Global Code insgesamt führt. Stellt sich die Frage, wer den Codex am dringendsten unterschreiben sollte? „Insbe- sondere sollten diejenigen Häuser den Code unterschreiben, bei denen es zu Interessen- konflikten kommen kann, weil sie zwei Funktionen innehaben: die des Asset Mana- gers und die des FX-Brokers“, meint Sira- gusano. Als reiner Asset Manager vertritt er ausschließlich die Buy-Side, sieht also in seinem Haus keine Interessenkonflikte. Van Luu ist der Meinung, dass auch die Buy-Side gut daran täte, dem Code beizu- treten: „Dadurch signalisiert ein Asset Ma- nager, dass er die Prinzipien guter Handels- praxis kennt und entsprechend robuste inter- ne Prozesse installiert hat. Ich gehe davon aus, dass Asset Manager, die den Code un- terzeichnet haben, bessere FX-Kurse ge- stellt bekommen, weil bei ihnen eine höhere Expertise vermutet wird“, sieht Van Luu einen sehr praktischen Vorteil, „die Unter- zeichnung gibt das Marktsignal guter Go- vernance und guter Prozesse. Daher sollten Capital Owner darauf achten, dass ihre Asset Manager den Code unterschrieben haben.“ Tatsächlich berichten Asset Mana- ger, dass in manchen RFPs danach gefragt wird, ob der Code unterzeichnet wurde. Van Luu gibt aber auch zu, dass die Unterzeichnung nicht ganz ohne ist, denn jedes der 55 globale Prinzipien muss bear- beitet werden: „Bei uns im Haus hat es etwa sechs Monate gedauert, bis wir die Prinzipien alle durchhatten. Dazu mussten verschiedene Abteilungen zusammenarbei- ten: Die Rechtsabteilung, der Währungshan- del, das Backoffice, das Risikomanagement und so weiter. Aber am Ende haben wir da- durch auch unsere Prozesse verbessert und können unseren Kontrahenten die richtigen Fragen stellen.“ Insofern scheint es also auch Asset Manager weiterzubringen, sich intensiv mit dem Code auseinanderzusetzen beziehungsweise ihn zu unterschreiben. Bleibt noch die Frage offen, warum ge- rade bei Währungsgeschäften die Gefahr so hoch ist, über den Tisch gezogen zu werden – und das selbst für professionelle Markt- teilnehmer. Dabei könnte man davon aus- gehen, dass an einem derart großen Markt alles in Ordnung ist. Schließlich stellt der FX-Markt – gemessen am Handelsvolumen – den größten Markt der Welt dar mit einem täglichen Umsatz von über fünf Billionen US-Dollar (5,8 Billionen Euro), wie der FX-Software-Anbieter BestX auf seiner Website schreibt. Siragusano hat eine Erklärung: „Auf der einen Seite gibt es nur wenige spezialisierte Währungsmanager. Auf der anderen Seite gibt es eine ganze Reihe von Dingen, die eine Bank machen kann, wenn sie weiß, dass der Kunde eine bestimmte FX-Trans- aktion tätigen muss. Das reicht von Front- running bis hin zum Stellen schlechter Kur- se.“ Einer der Gründe, warum es hier noch zu Mauscheleien kommt, ist, dass es sich beim FX-Markt um einen dezentralisierten Markt handelt. „Der FX-Markt ist ein nahe- zu reiner OTC-Markt, das heißt, es gibt bilaterale Geschäfte zwischen Banken, aber keine klassische Börse, also keinen regulier- ten Markt“, sagt Siragusano, „insofern ist » Der Währungsmarkt ist der letzte Wildwest-Cowboy-Markt für die Banken. « Tindaro Siragusano, Gründer und Geschäftsführer des Hamburger Asset Managers 7orca Post-Trade-Analyse So stellt BestX nach dem FX-Handel die Performance dar. So kann der Kunde sehen, wie sein FX-Trade gegenüber den Benchmark-Banken, die bei diesem Trade nicht zum Zuge kamen, ausgeführt wurde. Quelle: BestX Ltd. -0,25 0,00 0,25 0,50 Preis bei Order- weitergabe an Dritte (Arrival Price) Risiko- transfer Angebot US-Bank Angebot Mega-Bank Angebot Aussie-Bank Angebot große Bank Angebot öster- reichische Bank Angebot große Bank Angebot kleine Bank Intervall TWAP (Time-weighted Average Price) Performance vs. Benchmark, in bps 284 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | FX GLOBAL CODE FOTO: © 7ORCA

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