Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

E s hört sich beinahe konspirativ an, wenn vom „Global Code“ die Rede ist. In gewisser Weise ist es das auch, denn beim Währungsumtausch werden Investoren auch heute noch von den Liquiditätsanbie- tern zur Kasse gebeten. Größe schützt hier offenbar nicht davor, betrogen zu werden: 2009 verklagte der US-Bun- desstaat Kalifornien seine Depotbank State Street. Der Vorwurf: „skrupel- loser Betrug“, weil der Abwicklungs- und Aufbewahrungsspezialist den bei- den staatlichen Pensionsfonds Calpers und Calstrs bei Devisengeschäften zu hohe Aufschläge berechnet hatte. Andere US-Fonds verklagten die Bank of New York Mellon, ebenfalls wegen schlechter Währungskurse, obwohl „Best Execution“ versprochen worden war. BNY Mellon legte für einen Vergleich 2015 mehr als 700 Millionen US-Dollar auf den Tisch, und State Street zahlte im Jahr 2016 mehr als 500 Millionen US-Dollar, um die Kla- gen beizulegen. Auch in Europa sorgte das Wechselkurs- thema in den Jahren 2013 bis 2015 für Dis- kussionen. Hier ging es insbesondere um das 4-p.m.-Fixing in London, eine Bench- mark, die für viele Anleihen- und Aktienin- dizes wichtig ist. Dabei hatten mehrere Banken untereinander „kartellartig“ Infor- mationen ausgetauscht und Vorteile daraus gezogen. „Ich schätze, weltweit wurden wegen der FX-Skandale über zehn Mil- liarden US-Dollar an Strafzahlungen ver- hängt“, erinnert sich Van Luu, Global Head of Currency bei Russell Investments, der den Markt genau im Blick hat. Sein Haus hat im Jahr 2020 insgesamt rund 800 Milliarden US-Dollar in Währungen ge- handelt, und im Overlay managt Russell Investments 65 Milliarden US-Dollar, so- wohl für die eigenen Fonds als auch für externe Kunden. „Um gute Währungskur- se zu realisieren, traden wir mit vielen unterschiedlichen Gegenparteien. Im Jahr 2020 haben wir im FX-Handel mit 25 Ban- ken und über 50 Streaming-Liquiditäts-Pro- vidern zusammengearbeitet“, erklärt Luu, wie es bei Russell Investments läuft. Diese Vorgehensweise ist nicht der Nor- malfall, sondern viele Asset Manager beauf- tragen einzig ihre Verwahrstelle mit dem Währungstausch. Verwunderlich ist, dass sich auch Jahre nach den großen Skandalen die Problematik zu hoher FX-Kosten auch noch heute durch zahlreiche international ausgerichtete Portfolios zieht. Carol Osler, Professorin an der Brandeis University in Massachusetts, analysierte 2018 die Kosten solcher nicht ausgehandelten sogenannten Standing-Instruction-Devisengeschäfte, die über Depotbanken ausgeführt werden. Da- bei stellte sie fest, dass Investoren im Schnitt siebenmal mehr für Währungsge- schäfte bezahlten, wenn sie sich auf die von ihren Depotbanken bereitgestellten Wech- selkurse verließen, als wenn sie zum Markt- kurs handelten. Angesichts solcher Zahlen und auch in- folge der Devisenhandelsskandale um die Jahre 2013 bis 2015 setzten sich mehrere Zentralbanken und Marktteilnehmer aus 20 Jurisdiktionen zusammen und entwickelten über zwei Jahre lang den „FX Global Code“, der im Mai 2017 veröffentlicht wur- de. Er enthält 55 globale Prinzipien guter Geschäftspraxis für den institutionellen Devisenmarkt. Ziel des Codes ist, damit die Integrität sowie ein effektives Funktionieren des Devisenhandels sicherzustellen. Der Code stellt dabei keine rechtliche Verpflichtung dar. Vielmehr können Institu- tionen, die am Devisenmarkt aktiv sind, den Code freiwillig unterschreiben und sich damit seinen Prinzipien unterwerfen. So zeigen sie, dass sie sich mit ihren internen Prozessen und Geschäftspraktiken an den im FX Global Code dargelegten allgemein anerkannten Grundsätzen bewährter Verfahren orientieren. „Das funktioniert ähnlich wie bei der Unterzeichnung der UN-Principles“, zieht Tindaro Siragusano einen Vergleich. Er ist Gründer und Geschäftsführer des Hamburger Asset Ma- nagers 7orca und auf Währungs-Asset- Management spezialisiert. Im Juli 2021 erfuhr der FX Global Code ein Update, und weil der Code global An- Investoren und Fonds zahlen beim Währungstausch oft viel zu hohe Kosten. Daher wurde im Mai 2017 der FX Global Code entwickelt und veröffentlicht. Dieser erfuhr im Juli 2021 ein Update, aber damit sind noch nicht alle Probleme vom Tisch. Sechs wesentliche Grundsätze Der FX Global Code beruht auf sechs Grundsätzen. – Ethik: ethisch korrektes und professionelles Verhalten – Gute Unternehmensführung (Governance) – Faire Transaktionsausführung (Execution) – Weitergabe von Informationen: klare und präzise Kommunikation – Solides Risikomanagement und Compliance – Transparente und effiziente Bestätigungs- und Abwicklungsprozesse Quelle: Bundesbank » Ich gehe davon aus, dass Asset Mana- ger, die den Code unterzeichnet haben, bessere FX-Kurse gestellt bekommen. « Van Luu, Director, Global Head of Currency bei Russell Investments Zu viel Wechsel geld 282 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | FX GLOBAL CODE FOTO: © RUSSELL INVESTMENTS, GMF

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