Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

wenden können. Das bedeutet, dass die bei- den Ebenen Unternehmen (LEI/ISIN) und Sektor (NACE) technisch verknüpft werden können. Die Nutzer wollen die Daten aber nicht nur automatisiert beziehen, sondern auch automatisch weiterverarbeiten können. Daher soll der ESAP „als eine einheitliche Datenbank konzipiert sein und keine Kas- kadenstruktur, zusammengesetzt aus verschiedenen Datenbanken in den je- weiligen europäischen Mitgliedstaaten, aufweisen“, fordert der GDV. Außer- dem benötigen die User der Datenbank Rechtsklarheit hinsichtlich des Zugangs, der Verwendung, Verarbeitung sowie Speicherung und Weitergabe der ESAP- Daten. Das wäre gewährleistet, wenn lediglich eine einzige Datennutzungs- vereinbarung mit einem Datenbankbe- treiber – nämlich ESAP – geschlossen wer- den müsste. Die Notwendigkeit für eine Vielzahl an Nutzungsvereinbarungen mit verschiedenen über den ESAP verknüpften Datenbanken möchte man vermeiden. Auch für Immobilien Spricht man mit Asset Managern aus dem Immobilienbereich, würden diese gern se- hen, dass der ESAP auch einheitliche Da- tenformate über Immobilien bereitstellt. „Soziale und Governance-Daten beziehen sich eher auf Unternehmen, die am Ende Mieter unserer Objekte sind oder Transak- tionspartner. Ökologische Daten lassen sich auch bei Immobilien gut erfassen. Wir benö- tigen die Daten auf Objektebene, weil unse- re Investoren immer öfter nach den ökolo- gischen Daten auf Fondsebene fragen“, er- klärt Dariush Almasi. Er ist Head of Invest- ment and Asset Management Germany bei Mimco Asset Management in Berlin. Die Environmental Due Diligence ge- winnt auch im Immobilienbereich eine im- mer höhere Bedeutung, denn sie bestimmt nicht nur die Investitionsbereitschaft poten- zieller Käufer, sondern auch die Kreditver- gabewilligkeit der Finanziers. „Früher wur- de der letzte Euro in die Architektur ge- steckt, heute eher in die Nachhaltigkeit“, beobachtet Almasi. Entsprechend verteuert sich auch die Datenerfassung. „Sicher sind die erhobenen Daten und Labels, die wir beziehen, jeden einzelnen Euro wert, aber sowohl die Anforderungen als auch die Preise steigen. Haben wir früher für eine Environmental Due Diligence bei einem klassischen Mehrfamilienhaus einen vier- stelligen Betrag bezahlt, sind es heute eher 10.000 bis 15.000 Euro.“ Er stellt fest, dass die ESG-Fragenkatalo- ge zu Immobilien in den einzelnen Ländern heute noch sehr unterschiedlich sind. Sein Wunsch wäre ein einheitlicher Fragenka- talog, damit er europaweit einheitliche Modelle anwenden kann. „Die Investoren möchten ja zunehmend grenzüberschreitend investieren“, so Almasi. Eine einheitliche und transparente Daten- grundlage mit gemeinsam definierten Be- griffen wären ihm durchaus etwas wert. „Bisher beziehen wir unsere Daten aus vie- len unterschiedlichen Quellen, vom Han- delsregister bis hin zu Daten verschiedener Immobilienverbände sowie Datenplattfor- men. Da wäre eine einheitliche Datengrund- lage über den ESAP schon sehr hilfreich. Aber die Daten sollten im Netzwerk sowie intuitiv nutzbar sein, ähnlich wie bei Xing oder LinkedIn“, wünscht sich Almasi. Kosten Zu welchem Preis die Datenbank ESAP genutzt werden kann, steht noch nicht fest. „Ich nehme an, dass es auf jeden Fall ein kostenpflichtiges Angebot sein wird. Aber wenn die Daten gut genug sind, sind wir natürlich bereit, etwas dafür zu bezahlen“, meint Almasi. Die bisherigen Datenanbieter dürften der Entwicklung des ESAP mit gemischten Gefühlen begegnen. „Ich habe schon erste kritische Reaktionen der Datenanbieter ge- hört“, sagt Almasi vorsichtig. „Das ist eine logische Folge, wenn es einen neuen Wett- bewerber gibt.“ Auch wenn sich der BVI ein für die Nut- zer kosten- und lizenzfreies Angebot wie bei der EU-Ratingdatenbank ERP der ESMA wünscht, geht er nicht unbedingt da- von aus, dass der Datenbezug kostenlos sein wird. „Soweit die Unternehmen ihre Daten direkt einliefern, könnte das Angebot kos- tenlos sein. Heute werden Finanzdaten von den Unternehmen aber an Handelsregister geliefert, die teilweise die Daten nur kosten- pflichtig an Nutzer abgeben. Es ist daher fraglich, ob die Handelsregister ihre Daten, beispielsweise Jahresberichte, kostenlos an den ESAP liefern. Aber auch die anderen Datenanbieter werden sich nicht auf eine völlig kostenfreie Bereitstellung einlassen, insbesondere nicht von ESG-Ratings und -Analysen. Wir setzen uns dafür ein, dass der Bezug der Nachhaltigkeitsinformationen aus dem ESAP nicht zu einem zusätzlichen Geschäft für die Datenanbieter wird“, sagt Siebel. Reaktionen der Datenanbieter Offenbar versuchen zumindest einige der (ESG-)Datenanbieter, ihre Kunden an sich zu binden, und verlängern die Laufzeit ihrer Lizenzverträge. „Bislang hatten die Lizen- zen meistens eine Laufzeit von einem Jahr. Jetzt werden sie teilweise auf drei Jahre verlängert“, weiß Siebel. Aber damit hat er kein großes Problem. „Problematisch ist, dass Datenanbieter bei vielen Lizenzen auch die Preise indirekt erhöht haben, in- dem sie den Anwendungsbereich der Lizen- zen verändert haben. Sie konnten nicht mehr genutzt werden, wenn zum Beispiel alternative Handelsplätze zum Einsatz ka- men. Mit solchen Unsicherheiten können Fondsgesellschaften die Entwicklung der Marktdatenkosten schwer planen.“ Wenn mit der Verlängerung der Vertragsdauer auch die Preise fixiert werden, hat Siebel jedoch nichts gegen längere Vertragslauf- zeiten. Wen die EU-Kommission mit der Durch- führung des ESAP beauftragen wird, steht auch noch nicht fest. Siebel: „Hierzu erwar- ten wir am 23. November noch keinen Vor- schlag.“ ANKE DEMBOWSKI » Eine einheitliche Datengrundlage über den ESAP wäre sehr hilfreich. Die Daten sollten intuitiv nutzbar sein. « Dariush Almasi, Head of Investment and Asset Management Germany, Mimco Asset Management, Berlin 276 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | E SAP FOTO: © MIMCO ASSET MANAGEMENT

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