Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

deststandards der EU sind aber schon mal ein guter Ausgangspunkt“, sagt Grünäugl. Ausschlüsse Die Zielverfolgung der Klima-Bench- marks beginnt mit Ausschlüssen – wohl die einfachste Art, Klimaziele in ein Portfolio zu integrieren. Bei Bayern- Invest geht man jedoch bedächtig damit um: „Bei Hauptversammlungen kann ich nur abstimmen, wenn ich die Aktie halte. Und auch durch Engagement kann ich besser Einfluss nehmen, wenn ich investiert bin. Daher sind wir mit Ausschlüssen vorsichtig, denn wir wol- len ja die Transformation in den Unter- nehmen begleiten und positiv beeinflussen“, sagt Grünäugl. Er ist überzeugt, dass die Maßnahmen wirken: „Wenn ich eine Aktie kaufe, beeinflusse ich damit die Refinanzie- rungskosten eines Unternehmens, und im Anleihenbereich ist das erst recht der Fall.“ Doch es bleibt nicht nur bei Ausschlüssen und einem ersten Blick auf den CO 2 -Aus- stoß eines Unternehmens. Laut EU-Bench- mark-Verordnung müssen Investoren nach und nach tiefer in die Daten eintauchen und am Ende des Prozesses auch Scope-2- und -3-Daten berücksichtigen. „Wir bemühen uns bereits heute, über alle Sektoren Scope- 3-Daten zu berücksichtigen. Man kann die- ses Wissen ja nicht ignorieren, das würde sonst zu einer Verzerrung unter den Sekto- ren führen“, meint Grünäugl, „aber leider werden Scope-3-Daten noch nicht von allen Unternehmen berichtet.“ Oft sind nur Schätzwerte verfügbar. Keine Renditeeinbußen Was die Rendite- und Risikoerwartungen im Equity- oder Fixed-Income-Bereich durch Einhaltung der PAB betrifft, ist Grün- äugl optimistisch. „Bezogen auf den DAX ist hier eine Aussage schwierig, weil dieser ein relativ enger Index ist. Aber bei breiten Benchmarks sehe ich keine Einschränkun- gen, was die Performancemöglichkeiten betrifft. Natürlich hängt das auch von den individuellen Nachhaltigkeitskriterien ab, die der Investor zusätzlich vorgibt.“ Insgesamt sieht er gute Performancechan- cen für Klimastrategien, schon allein des- halb, weil sich ein großer Teil der Inves- toren in diese Richtung bewegt und für eine verstärkte Nachfrage am Markt sorgt. „Außerdem werden durch die EU-Politik klimafreundliche Unternehmen auf längere Sicht weniger Risiko aufweisen als andere. Denken Sie an die steigende CO 2 -Beprei- sung oder den vorgezogenen Kohleaus- stieg!“, meint Grünäugl. „Oder die Unter- nehmen profitieren von den EU-Program- men, die in diese Richtung gehen, wie z. B. den im Rahmen des Next Generation EU Funds (NGEU) geplanten Ausgaben für energetische Modernisierungen im Immobi- lienbereich, für den Auf- und Ausbau von Infrastruktur für regenerative Energien und den Summen, die für die Entwicklung und Verbesserung von neuen und bestehenden Technologien bereitstehen, die die Trans- formation der Wirtschaft gewährleisten sol- len.“ Außerdem ist wohl auch davon aus- zugehen, dass die Nachfrage nach klima- freundlichen Produkten zunimmt. „Wir se- hen für Unternehmen, die sich nachhaltig orientieren, eine positive fundamentale Ge- schäftsentwicklung“, meint Grünäugl. ANKE DEMBOWSKI » Durch die Umstellung des DAX erhöht sich der Tracking Error, wenn ESG-Kriterien berücksichtigt werden. « Wiebke Merbeth, Leiterin Public Affairs & Nachhaltigkeit bei der BayernInvest DAX-Umstellung als Beispiel Indexumstellungen beeinflussen die Nachhaltigkeits-Benchmark. G enerell beeinflusst die Zusammenset- zung wichtiger Benchmark-Indizes die Portfolios institutioneller Investo- ren, auch in Bezug auf ihren CO 2 -Fußab- druck oder die Erreichung der weiteren Nachhaltigkeitsziele. Die Reform des DAX am 20. Septem- ber ist das jüngste Beispiel einer wichti- gen Indexumstellung. Daran lässt sich der Einfluss gut nachvollziehen: „Der neue DAX 40 ist weniger zyklisch als sein Vor- gänger, der DAX 30, weil er insgesamt breiter und vom Branchenmix her vielsei- tiger ist“, erklärt Wiebke Merbeth, Leiterin Public Affairs & Nachhaltigkeit bei der BayernInvest. Das stabilere Universum und die breitere Titelauswahl seien grund- sätzlich positiv zu werten. Sie mahnt allerdings an, dass der DAX 40 auch weniger nachhaltig ist als sein Vorgänger, weil nun auch Titel hereinge- kommen seien, die unter Nachhaltigkeits- aspekten weniger gut dastehen. „Unter- nehmen wie Zalando und HelloFresh wei- sen wegen der dortigen Arbeitsbedin- gungen eine vergleichsweise schlechte Be- wertung im Bereich des sozialen Faktors (S-Score) auf, Puma ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das im Governance-Bereich relativ schlecht abschneidet. Angemahnt wird hier die Transparenz der Vorstands- gehälter und der Eigentümerstruktur“, so Merbeth. Die ESG-Qualität des neuen DAX nach MSCI-Systematik sinke dadurch von 7,2 auf 6,7. Einzelne Unternehmen im neuen DAX erfüllen eventuell die Min- deststandards nachhaltig ausgerichteter Manager nicht. „Dann erhöht sich der Tracking Error. Das sollten Investoren wis- sen, wenn sie sich auf den DAX als Benchmark beziehen“, meint Merbeth. Geht man weiter ins Detail, wird noch mehr sichtbar. Während der Umwelt- Score nur von 6,5 auf 6,4 fällt, ver- schlechtert sich der Governance-Score bereits um 0,2 auf 4,9 Punkte. Spannend sei die DAX-Änderung aber für den Social Score: Er verschlechtert sich um 0,4 auf 5,4 Punkte. „Das macht sich nicht gut, zumal im selben Jahr der Berichtsentwurf zur sozialen Taxonomie veröffentlicht wur- de und wir uns auf dem Weg zur sozial- ökologischen Transformation befinden“, meint Merbeth. 268 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | B ENCHMARK -VO FOTO: © TOBIAS HASE

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