Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

D ie Finanz- und Wirtschafts- krise 2008 erinnert durch den Credit Crunch stetig daran, wie veränderte Kreditkondi- tionen eine gesamte Volkswirtschaft und die Finanzmärkte in Geiselhaft nehmen können. Es brauchte folglich nicht lan- ge, bis sich eine wahre Flut an akade- mischen Studien mit dem Thema be- schäftigte und Belege dafür fand, dass auf Perioden mit starkem Wirtschafts- wachstum und steigendem Leverage in allen Bereichen mit größerer Wahr- scheinlichkeit Abschnitte folgen, die nur ein schwaches Wachstum aufweisen oder eine tiefere Rezession ausbilden beziehungsweise mit höherer Eintrittswahr- scheinlichkeit eine Finanzkrise erwarten las- sen. Aber wenn dem Leverage eine gewisse Prognosekraft für makroökonomische Er- eignisse zukommt, dann sollte dieser Effekt den Investoren auch Signale über die künf- tigen Entwicklungen an den Asset-Märkten senden können, dachten sich Josh Davis, Managing Director Head of Client Analysis, und Alan M. Taylor, leitender Analyst beim Vermögens- manager Pimco. Historie mit Potenzial Tatsächlich fanden sie durch die Untersuchung langer Zeitreihen von Daten aus den Industriestaaten heraus, dass von Kreditbooms negative Signa- le ausgehen, und zwar nicht nur in Bezug auf das künftige reale Wachs- tum des Bruttoinlandsprodukts, son- dern auch für die absoluten Erträge von Aktien und Anleihen sowie für Aktienrenditen im relativen Vergleich zu Anleihenrenditen. In weiterer Folge zeigen Davis und Taylor, dass aus dem Kre- ditwachstum abgeleitete Signale möglicher- weise die Portfolioperformance durch takti- sche Alloaktionsentscheidungen verbessern können. Die Methode lässt sich auf ver- schiedene Staaten anwenden, da diese sich nicht alle gleichzeitig im selben Stadium einer Kreditexpansion befinden und sich deshalb individuell berechnen lassen. Den beiden Autoren gelingt der Nachweis, dass man die Erträge eines traditionellen angel- sächsischen Portfolios (60 Prozent Aktien, 40 Prozent Anleihen) verbessern kann, wenn man die Investitionsquoten anpasst – und zwar den Signalen entsprechend, die über die jeweilige Phase eines Kreditzyklus aufklären. Als Grundlage ihrer Untersuchung ziehen die Pimco-Experten die sehr weit zurückrei- chenden Jahresdaten von Jordá, Schularick und Taylor (JST) heran. Diese reichen von 1870 bis 2015 und sind für 17 Industrie- staaten verfügbar. Diese Datensätze enthalten eine Kenngröße für das private Kreditvolu- Pimco-Experten untersuchen, welche Erklärungskraft von historischen Kreditbooms im Hinblick auf zukünftige Erträge von Aktien und Renten ausgeht, und wie man sich an besten aufstellt. Kreditzyklus mit Warnwirkung Prognostizierte hypothetische Gesamtrendite Was modellhaft passiert, wenn das Kreditwachstum um eine Standardabweichung steigt Über einen Horizont von fünf Jahren fallen dann im Mittel die Aktien-Gesamtrenditen um zirka zehn Prozent, während die Anleihen-Gesamtrenditen um an die drei Prozent steigen. Die strichlierten beziehungsweise gepunkteten äußeren Linien geben dazu das Konfidenzintervall von ein beziehungsweise zwei Standardabweichungen an. Quelle: Studie -20 % -15 % -10 % -5 % 0 % 0 1 2 3 4 5 Jahre 0 1 2 3 4 5 Jahre Anteil der Gesamtrendite in USD (logarithmiert x 100) Anteil der Gesamtrendite in USD (logarithmiert x 100) -2 % 0 % 2 % 4 % 6 % Anleihen-Gesamtrenditen ± 1 Standardabweichung ± 2 Standardabweichungen Aktien-Gesamtrenditen ± 1 Standardabweichung ± 2 Standardabweichungen » Kreditboom-Perioden lassen schwache Aktienrenditen in der nahen Zukunft erwarten. « Josh Davis, Managing Director Head of Client Analysis bei Pimco FOTO: © PIMCO, HIROSHI M | STOCK.ADOBE.COM 260 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | KRED I TZYKL EN

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