Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

die Corona-Pandemie annehmen und wie stark das Thema unser heutiges Leben be- stimmen würde. Was wir allerdings sehr wohl schon damals erkannt haben, das ist die Tatsache, dass die für unsere Gesell- schaft schon seit Langem zentralen Themen wie Gesundheit und die Behandlung von Krankheiten noch wesentlich an Bedeutung gewinnen würden. Denn auch wenn diese Themen durch den Verlauf der Pandemie weltweit ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt sind, sollte man nicht verkennen, dass es sich dabei im Grunde schon seit Jahren um einen echten Megatrend handelt. Insofern war Corona vielleicht so etwas wie ein Booster für bestimmte Entwicklungen, aber das Interesse am Thema Healthcare war auch schon vor dem Ausbruch extrem groß. Was sind aus Ihrer Sicht die wesentlichen Treiber dieser Entwicklung? Heiko Opfer: Dabei spielen nicht nur Ent- wicklungen wie ein anhaltender demogra- fischer wie auch ökonomischer Wandel, die wir weltweit erleben, eine besondere Rolle. Auch dem Thema medizinischer Fortschritt muss man eine hohe Bedeutung beimessen. In diesem Zusammenhang ist es vor allem die Digitalisierung, die gerade auch im medizinischen Bereich eine immer größere Bedeutung erlangt, und das nicht nur mit Blick auf ein allgemein gestiegenes Be- wusstsein in Bezug auf die damit verbunde- nen Möglichkeiten zur Leistungsausweitung in der medizinischen Versorgung, sondern auch auf den damit verbundenen Effizienz- gewinn. Beides sind nach wie vor wesent- liche Treiber, die den Gesundheitssektor auch künftig zu einem nachhaltigen Wachs- tumsmarkt machen werden. Nicht zuletzt kommt die ungebremste Innovationsstärke vor allem im Bereich der Biotechnologie hinzu. Das alles betrifft im Übrigen nicht nur die Industrieländer. Das nach wie vor starke Bevölkerungswachstum in den Schwellenmärkten führt dazu, dass viele dieser Länder ihre Gesundheitssysteme massiv ausbauen, um einer steigenden Zahl von Patienten den Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen. Claus Sendelbach: Nicht vergessen sollte man zudem, dass all diese Faktoren natürlich gleichzeitig einen enorm hohen Kapital- bedarf mit sich bringen. Denn die gesamten Entwicklungen innerhalb der verschiedenen Bereiche von Gesundheitsvorsorge und medizinischer Versorgung müssen natürlich irgendwie finanziert werden. Allein in Deutschland ist der Healthcare-Sektor in den vergangenen zehn Jahren um jährlich 3,3 Prozent gewachsen. Weltweit wird mit einem Wachstum von jährlich rund sechs Prozent bis zum Jahr 2030 gerechnet. Und in diesen Zahlen sind die jüngsten Ent- wicklungen aufgrund der neuen Anforde- rungen aus der Coronakrise gar nicht berücksichtigt. Andererseits müssen die steigenden Ausga- ben zur Gesundheitsversorgung natürlich irgendwie bezahlt werden. Claus Sendelbach: Das führt uns neben dem Aspekt des medizinischen Fortschritts zu einem weiteren Schwerpunktthema, das die Entwicklung im Gesundheitssektor auch in den kommenden Jahren weiter prägen wird. Das ist die Notwendigkeit einer enormen Effizienzsteigerung, die es braucht, um, wie Sie sagen, die mit Sicherheit weiter stei- genden Ausgaben überhaupt finanzieren zu können. Denn die Ausgabenstruktur, die für » Auch dem Thema medizinischer Fortschritt muss man eine hohe Bedeutung beimessen. « Heiko Opfer, Geschäftsführer, Apo AM N o. 4/2021 | www.institutional-money.com 255 P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | CLAUS SENDELBACH + HEIKO OPFER | APO ASSET MANAGEMENT

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