Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

ren die Preisentwicklung der CryptoPunk- Token, gemessen in Dollar, mittels Regres- sion auf diverse Erklärvariablen. Nimmt man die gröbsten Kategorien „Alien“, „Ape“, „Zombie“, „Female“ und „Male“, so werden Preisanstiege scheinbar ganz klar von Knappheit getrieben. So korreliert „Alien“, von dem es im gesamten Crypto- Punk-Universum nur neun Token gibt, mit einem logarithmierten Wert von 4,17 und einer 99-prozentigen statistischen Signifi- kanz positiv mit dem Index. „Female“, ein Attribut, das 3.840-mal vorkommt, korre- liert zwar mit der gleichen Signifikanz, aber bei einem Wert von 2,72 nur halb so stark. Käufer- und Verkäufermenge weisen einen statistisch relevanten negativen respektive positiven Zusammenhang mit Indexanstie- gen aus, was zu erwarten war. Keine statis- tische Relevanz hat die Anzahl der Wallets, also der potenziellen Marktteilnehmer, was etwas überrascht. Interessant wird es, wenn man sich die Subattribute der Token ansieht. Hier wird der Zusammenhang zwischen Knappheit, beziehungsweise Häufigkeit und Preis näm- lich deutlich verzerrt. Es stimmt zwar, dass extreme Knappheit zu starken Preisanstie- gen führt – so erlebt ein CryptoPunk, der eine Beanie-Mütze trägt, eine Preissteige- rung von nahezu 500 Prozent. Das Beanie- Attribut ist im CryptoPunk-Universum mit 44 Einheiten das am seltensten auftretende Attribut. Auf der anderen Seite führt ein Peak Spike, eine Art Irokesenschnitt, der 303-mal vorkommt, zu einem Preisabschlag von 12,1 Prozent, während das mit 447-mal deutlich häufiger auftretende „Wild Hair“ nur zu einer Preisreduktion von 7,6 Prozent führt. „Mit anderen Worten: Ästhetische Präferenzen spielen bei der Bestimmung von NFT-Preisen eine essenzielle Rolle“, wie die Autoren meinen – das wäre auch eine weitere Erklärung dafür, wieso die langfristige Haltedauer von mindestens 42 Monaten die zweitbeliebteste ist. Zwiespalt bei der Sharpe Ratio Vergleicht man nun die absolute und die risikoadjustierten Performances zwischen NFT-Index und großen Aktienmärkten, so bietet sich ein sehr differenziertes Bild. Auf- grund der Technikaffinität, die man in der Käuferschicht voraussetzen muss, wollen wir an dieser Stelle nur den monatlichen Vergleich mit der Nasdaq ziehen, die Resul- tate lassen sich aber relativ gut auf S&P 500 oder Dow Jones übertragen: Auf den ersten Blick fällt gerade das risikoadjustierte Er- gebnis extrem zugunsten des NFT-Index aus, liegt die Sharpe Ratio doch bei 47,06, während die Nasdaq auf nur 28,3 kommt. Das liegt daran, dass der monatliche durch- schnittliche Ertrag im NFT-Index bei be- merkenswerten 27,8 Prozent liegt, während die Nasdaq 1,24 Prozent schafft. Die durch- schnittliche Standardabweichung liegt für den NFT-Index bei beunruhigenden 58,8 Prozent, die Nasdaq kommt auf 4,0 Prozent. Angesichts der hohen durchschnittlichen Erträge und der bereits erwähnten hohen Sharpe Ratio wäre die NFT-Standardab- weichung ja noch irgendwie zu verdauen, das wirkliche Problem sind aber die maxi- malen Standardabweichungen, die für den NFT-Index auf bis zu 254 Prozent steigen – man kann hier also von temporären Total- ausfällen reden. Ein Blick auf den NFT- Chart bestätigt diese Diagnose: Ende 2017 und Ende 2018 trat genau dieser Fall ein. Auslöser waren jeweils politisch-regulato- rische Bedenken zum Krypto-Thema. Vor diesem Hintergrund verblüfft es eher nicht, dass ein Test der bekannten Aktienfaktoren, etwa von Fama-French, statistisch nicht greift – die Resultate sind statistisch irre- levant. Die Ausnahme bildet CMA, also Conservative Minus Aggressive, mit einem negativen Zusammenhang und einer schwa- chen Signifikanz von 90 Prozent. Summa summarum lässt sich sagen, dass sich die bestehenden NFT-Märkte in einem embryonalen Stadium befinden. Dass das Metaverse angesichts des sich immer stär- ker verändernden Konsum-, Prestige- und Sozialverhaltens kommen wird, scheint aber nahezu unausweichlich und wird sich mit den demografischen Verschiebungen eher früher als später einstellen. Die An- wendung von NFT ist vor diesem Hin- tergrund eine logische Folge und wird in Zukunft voraussichtlich massiv an Rele- vanz gewinnen. HANS WEITMAYR Spekulanten und Kunstliebhaber Die Haltezeiten von CryptoPunk-NFT lassen Rückschlüsse auf Käufermotive zu. Marktteilnehmer halten ihre CryptoPunks vornehmlich besonders lang oder besonders kurz. Das könnte bedeuten, dass der Markt von Spekulanten auf der einen Seite, aber auch von Digital-Art-Liebhabern auf der anderen Seite getrieben wird, die wiederum eher auf der Suche nach einer emotionalen Dividende sind. Quelle: Studie 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 53,42 % 4,05 % Anteil am CryptoPunk-NFT-Volumen Halte-Periode in Monaten [0,6] [6,12] [12,18] [18,24] [24,30] [30,36] [36,42] [42,48] Pandemiegewinner CryptoPunk-NFT sind im Verlauf der Pandemie deutlich gestiegen. Der NFT-Index von De-Rong und Tse-Chun zeigt ab der Mitte des bisherigen Pandemie- verlaufs einen massiven Anstieg an. Davor kam es aufgrund von regulatorischen Sorgen rund um das Thema Blockchain de facto zu Totalverlusten. Der Index legt hervorragend das Potenzial, aber auch die Risiken künftiger NFT-Anwendungen dar. Bislang bildet er aber nur den Digital-Art-Markt des CryptoPunk-Universums ab. Quelle: Studie 1 10 100 500 1.000 1.600 -100 % -50 % 0 % 50 % 100 % 150 % 200 % 250 % NFT Returns NFT Index (USD) Jun 2017 Jun 2018 Jun 2019 Jun 2020 Mai 2021 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com 223 P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | NF T

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