Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

warum sich beispielsweise Ronald van Steenweghen, Fondsmanager bei Degroof Petercam AM, mehr Green-Bond-Emissio- nen mit kürzeren Laufzeiten wünscht. Kür- zere Laufzeiten implizieren aber noch nied- rigere Renditen, die für Anleger jedoch ein Problem darstellen. So zeigt die bereits genannte NNIP-Investorenumfrage, dass 44 Prozent der Anleger zu geringe Renditen als das größte Investitions- hemmnis bei grünen Anleihen erachten. Positiv ist jedenfalls, dass durch die steigende Bedeutung grüner Anleihen und deren Aufnahme in nicht nachhalti- ge breite Rentenbenchmarks deren Sekundärmarktliquidität und damit auch die Liquidität des Green-Bond-Marktes insgesamt steigt. Mehr Liquidität ver- schaffen auch die ersten von der Eurex diesen Herbst gestarteten Futures auf den Euro Corporate SRI Index und den Global Green Bond Index. Eine vorteilhafte Entwicklung der letzten Jahre ist das nunmehr höhere Di- versifikationspotenzial. Wurden Green Bonds in den ersten Jahren vielfach von supranationalen Organisationen wie auch von Banken und Versorgern begeben, gibt es nunmehr einen breiteren Branchen- mix. So erwartet NN IP für 2022 eine starke Zunahme von Sektoren, die bei Green- Bond-Emissionen hinterherhinken, bei- spielsweise den Metall- und Bergbau, Öl- und Energie- sowie Chemieunternehmen. Bei diesen Branchen könnte Investoren der Begriff „Greenwashing“ in den Sinn kom- men. Immerhin sehen dies in der NNIP- Umfrage 38 Prozent als zweitgrößtes Inves- titionshemmnis nach den zu geringen Ren- diten. Greenwashing Obwohl Greenwashing wegen der stei- genden Bedeutung von Branchenstandards wie den Green Bond Principles der ICMA oder den Climate Bond Standards der Cli- mate Bonds Initiative sowie insbesondere aufgrund von Sorgen der Emittenten um ihr Prestige nur selten passiert, sind Investoren diesbezüglich sensibilisiert. So emittierte Repsol 2017 einen Green Bond, dessen Er- löse der Effizienzsteigerung seiner Ölraffi- nerien dienen sollten. Ein weiteres negatives Beispiel ist der Mexico City Airport Trust. Dieser hatte 2017 eine grüne Anleihe für ein Umweltprojekt ausgegeben und sechs Mil- liarden Dollar eingesammelt. Doch 2018 kam eine neue Regierung an die Macht und stoppte alle Bauvorhaben am Flughafen. „Der von Moody’s als grün eingestufte Bond wurde zwar herabgestuft, jedoch hat er auch jetzt noch ein grünes Label, obwohl er kein zulässiges grünes Projekt mehr fi- nanziert“, sagt Matt Lawton, Sector Portfo- lio Manager Fixed Income bei T. Rowe Pri- ce. Selbst die umgekehrte Reihenfolge, also zuerst das Projekt umsetzen und dieses an- schließend über Green Bonds finanzieren, stößt auf Kritik. „Dies schafft keinen Mehr- wert, weshalb die Impact-Komponente des Instruments hier angezweifelt werden kann“, meint da Costa. Am meisten verbrei- tet ist die Unsitte, dass es Unternehmen nach der Emission ihrer Green Bonds im Nachgang verabsäumen, die versprochenen Berichte über die Mittelverwendung, den gemessenen Impact und aussagekräftige Kennzahlen zu veröffentlichen. Selbst wenn der Emittent all seinen Ver- pflichtungen hinsichtlich Mittelverwendung und Reporting nachkommt, könnten Green- washing-Anschuldigungen kommen, falls der Emittent selbst nicht als nachhaltig ge- nug betrachtet wird. Solche Vorwürfe wer- den nicht nur gegenüber Unternehmen aus bedenklichen Branchen, sondern auch ge- genüber Staaten erhoben – beispielsweise von Michael Viehmann, Vorstand von Sau- ren Fonds-Research. Grüne Staatsanleihen sind seiner Meinung nach nichts anderes als ganz normale Schuldpapiere, denen ledig- lich ein grüner Anstrich verpasst wird. Vieh- mann verweist darauf, dass der Staat die Emissionserlöse grüner Anleihen gar nicht zweckwidmen dürfe, da dies bei dieser Art von Einnahmen gesetzlich nicht vorgesehen sei. „Man kennt das von Steuern, diese dür- fen auch niemals zweckgebunden erhoben werden. Die Folge ist: Emissionserlöse flie- ßen zusammen mit denen der Non-Green Bonds in den allgemeinen Staatshaushalt und finanzieren so anteilig genauso die Rentenlücke, die Wehrausgaben oder den Autobahnausbau.“ Angesichts dessen sollte die Politik Viehmann zufolge darüber nach- denken, ob sie nicht besser auf die irrefüh- rende Bezeichnung „Green Bonds“ verzich- tet. Denn mit „grün“ habe dies nichts zu tun. Aber auch die geplante Verwendung eingesammelter Gelder für den Ausbau der Eisenbahn- und Schieneninfrastruktur wie beim deutschen Green Bond stößt nicht bei allen auf Zustimmung. So könnten auf den über Green Bonds fi- nanzierten sanierten Schienen auch Züge rollen, die fossile Brennstoffe transportie- ren. Daran ist ersichtlich, dass Nachhaltig- keit und damit auch grüne Anleihen ein strittiges Diskussions- beziehungsweise In- vestmentgebiet sind, bei denen Großanleger zahlreichen Stolperfallen ausgesetzt sind. Vor diesem Hintergrund empfiehlt sich die Ausarbeitung einer eigenen Nachhaltig- keitsstrategie sowie darauf aufbauend die Mandatierung erfahrener Asset Manager mit ausreichendem Nachhaltigkeits-Know- how. ANTON ALTENDORFER » Das Impact-Reporting ist sehr umfangreich und spricht für eine hohe Transparenz auf der Ausgabenseite. « Dr. Eckhard Schulte, Manager des MainSky Active Green Bond Fund und Vorstandsvorsitzender von MainSky AM » Bis Ende 2022 wird das Volumen ausstehender europäischer grüner An- leihen auf eine Billion Euro wachsen. « Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten bei Union Investment 212 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | GRE EN BONDS FOTO: © AXEL GAUBE, OLIVER RÜTHER

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