Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

zent. Die gemeinsamen Lead Manager Bank of America Securities, Credit Agri- cole, Deutsche Bank, Nomura Holdings und TD Securities sorgten dafür, dass von Inves- toren Zeichnungen in Höhe von mehr als 135 Milliarden Euro abgegeben und alle bisherigen Green-Bond-Emissionen weit in den Schatten gestellt wurden. „Das Gedrän- ge um die Bonds war „absolut tumultartig“, berichtet der Investmentbanker Kerr Finlay- son, Head of FBG (Frequent Borrowers Group) Syndicate bei NatWest Markets in London. Nachfragefördernd war si- cherlich, dass der Bond nicht zu par, sondern zu 99,219 Prozent angeboten wurde und Investoren wie beispiels- weise der niederländischen Pensions- kasse für Regierungs- und Bildungs- angestellte ABP einen schnellen Zeich- nungsgewinn ermöglichte, da der Kurs bald nach Emission knapp über 100 Prozent stieg. Der Marktgang bildete den Auftakt eines rund 250 Milliarden Euro schweren Emis- sionspakets, das für die kommenden fünf Jahre seitens der EU geplant ist und ein knappes Drittel des europäischen Konjunk- turprogramms NextGenerationEU (NGEU) in Höhe von etwa 800 Milliarden Euro dar- stellt. Mit den von Investoren eingesammel- ten Geldern will die EU Investitionen ihrer Mitgliedsländer in Bereichen wie Energieeffizienz, saubere Energie und Anpassung an den Klimawandel finanzieren und über diese Moderni- sierung den Übergang zu einer grü- nen wie auch digitalen Wirtschaft unterstützen. Über jährlich rund 50 Milliarden Euro an neuen Green Bonds steigt die EU rasch zum größ- ten Emittenten in diesem Segment auf. „Noch vor Frankreich, das bis- lang grüne Anleihen über gut 38 Milliarden Euro begeben hat“, merkt Kopf an. „Der Umfang der grünen EU-Emissionen wird Europa zu ei- nem weltweit führenden Akteur im Bereich der nachhaltigen Finanzie- rung machen. Diese erste Emission ist auch ein erster Schritt zur Schaf- fung einer grünen Zinsstrukturkurve, die in Zukunft als Maßstab für grüne Euro-Emissionen europäischer Staa- ten dienen wird“, erklären Gaël Bi- not und Hervé Chatot, Emerging Markets Fixed Income Manager be- ziehungsweise Cross Asset Manager bei La Française Asset Management. Kurz vor der Emission ihrer ersten grü- nen Anleihe hatte die EU ein „Green Bond Framework“ erarbeitet und vorgestellt, das auf den anerkannten Branchenstandards der International Capital Market Association (ICMA) und vier Grundsätzen (Green Bond Principles) beruht: Verwendung der Erträge, Bewertungs- und Auswahlverfahren, Ver- waltung der Erträge und Berichterstattung. Dadurch sollte Transparenz bezüglich der Mittelverwendung geschaffen und vor allem garantiert werden, dass eine zweite Mei- nung eingeholt wird, die die korrekte Mit- telverwendung sicherstellt. Aufgrund des hohen Tempos bei der ersten Green-Bond- Emission erfolgte diese noch auf Basis des ICMA-Standards, da der geplante noch strengere EU-Green-Bond-Standard (Taxo- nomie) frühestens 2022 vollständig in Rechtskraft tritt. Zukünftige Debütanten Länder wie Griechenland oder Österreich könnten 2022 ebenfalls erstmals am Green- Bond-Markt ihr Debüt feiern. So hat Öster- reichs Finanzminister die Bundesfinanzie- rungsagentur mit der Bildung einer Arbeits- gruppe beauftragt, um konkrete grüne Pro- jekte zu definieren, um kommendes Jahr über grüne Anleihen erstmals zweckgewid- mete Gelder für Bereiche wie öffentlicher Verkehr, erneuerbare Energien oder ökolo- gische Landwirtschaft aufzunehmen. Nicht nur am Alten Kontinent, der für rund 60 Prozent des globalen Emissions- volumens am Green-Bond-Markt steht, son- dern auch jenseits des großen Teichs, in den USA, könnten zusätzlich zu den vielen be- reits getätigten Emissionen von Un- ternehmen (wie beispielsweise Apple) zukünftig auch vom US-Fi- nanzministerium „Green Treasuries“ begeben werden. Licht und Schatten Die Markteintritte der EU und an- derer europäischer Staaten als welt- weit größte Green-Bond-Emittenten haben Auswirkungen. „Es ändert sich die Ausrichtung des Green- Bond-Marktes, der sich eher in Richtung Staats- als Unternehmens- anleihen verschiebt“, hält Douglas Farquhar, Client Portfolio Manager Green Bonds bei NN IP, fest. Das bringt Vor-, aber auch Nachteile: Ne- gativ sind die mit Staatsanleihen ein- hergehenden niedrigeren Kupons und Renditen sowie die aufgrund von längeren Restlaufzeiten höheren Durationsrisiken, die den Green- Bond-Markt anfälliger für Zinser- höhungsrisiken machen. Das erklärt, » Wir sind überzeugt, dass dies ein wichtiger Meilenstein für den Green-Bond-Markt ist. « Bram Bos, Lead Portfolio Manager Green Bonds, NN IP Höhere Gewichtung Investoren haben Positionen aufgebaut und wollen mehr. Grüne Anleihen haben ihren Platz in den Portfolios institutioneller Investo- ren gefunden. 40,7 Prozent aller im Rahmen einer Onlineumfrage von Institutional Money befragten Profianleger gaben an, mittlerweile investiert zu sein. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren waren dies bei einer vergleichbaren Umfrage lediglich fünf Prozent (grüne Balken). Zukünftig investieren wollen derzeit 42,4 Prozent (2015: 37,5 %). Als „uninteressant“ erachten Green Bonds lediglich etwas mehr als zehn Prozent (2015: 30 %). Sich noch nicht mit Green Bonds beschäftigt haben sich lediglich 6,8 Prozent, 2015 war die- ser Wert mit 27,5 Prozent wesentlich höher. Quelle: Institutional Money Online | Erhebungszeitraum: Oktober 2021 und August 2015 2021 interessant, bin bereits investiert interessant, investiere zukünftig uninteressant Habe mich damit noch nicht beschäftigt 2015 interessant, bin bereits investiert interessant, investiere zukünftig uninteressant Habe mich damit noch nicht beschäftigt 40,7 % 42,4 % 5,0 % 6,8 % 10,2 % 37,5 % 30,0 % 27,5 % Green Bonds sind für mich … 210 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | GRE EN BONDS FOTO: © NN INVESTMENT PARTNERS

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