Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

Emission von anderen staatlichen Emitten- ten grüner Anleihen unterscheidet. Zur Er- innerung: Spanien stellte 2020 ein strategi- sches Energie- und Klima-Rahmenwerk vor. Eines seiner Schlüsselelemente ist der nationale integrierte Energie- und Kli- maplan für den Zeitraum 2021–2030, der einen Fahrplan für die Dekarboni- sierung beinhaltet und der unter ande- rem über die Emissionserlöse grüner Anleihen finanziert werden soll. Hin- sichtlich der „Marktpflege“ geht Spa- nien den deutschen Weg und plant den Aufbau einer grünen Zinskurve. Vor der Emission von Anleihen mit anderen Laufzeiten will Spanien jedoch noch seinen ersten Green Bond bis zu einem Vo- lumen von 15 Milliarden Euro aufstocken. Aufgrund eines höheren Volumens wäre der Premieren-Green-Bond mit den klassischen spanischen Staatsanleihen vergleichbar und verfügt damit ebenfalls über ausreichend hohe Sekundärmarktliquidität. Green Gilt Nur wenige Tage nach Spaniens Markt- debüt feierte auch das Vereinigte König- reich seine Premiere mit einer Emission in Höhe von zehn Milliarden Pfund (rund 11,7 Milliarden Euro) – zumindest bis zu diesem Zeitpunkt die größte Green-Bond-Emission aller Zeiten. Investoren boten in der Zeich- nungsphase in Summe 90 Milliarden Pfund, um wenigstens ein paar der bis 2033 lau- fenden Anleihen mit einem Kupon von 0,875 Prozent für das eigene Port- folio zu ergattern. Das Rahmenwerk des „Green Gilts“ und die ambitio- nierten Klimaschutzpläne der briti- schen Regierung überzeugten die Investoren. Diese will den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausga- sen bis 2035 um 78 Prozent im Ver- gleich zu 1990 senken und zeigt da- mit mehr Ehrgeiz als viele andere europäische Länder. Für Dr. Eckhard Schulte, Manager des MainSky Active Green Bond Fund und Vor- standsvorsitzender von MainSky AM, steht Großbritannien diesbe- züglich im internationalen Vergleich bereits jetzt schon gut da. Während die Briten ihren CO 2 -Ausstoß ge- genüber dem Niveau von 1990 be- reits um 43 Prozent reduzieren konn- ten, beträgt der Wert für die G7-Län- der insgesamt nur fünf Prozent. „Dies liegt allerdings auch an der weiteren Nutzung von Kernenergie auf der Insel, die eine weitgehende Abschaltung aller Kohlekraft- werke möglich machte“, merkt der Main- Sky-Chef an. Hinzu kommt die seit Jahr- zehnten stattfindende Deindustrialisierung der britischen Industrie. Ausgaben unter der Lupe Im Fokus der von den Briten geplanten Ausgaben für mehr Klimaschutz stehen In- vestitionen in den Bereichen sauberer Ver- kehr sowie erneuerbare Energien und Ener- gieeffizienz. Aber auch Projekte zur Anpas- sung an den Klimawandel wie zur Ver- schmutzungsprävention sind förderungsfä- hig. So plant Großbritannien beispielsweise den Kauf von 4.000 elektrischen oder mit Wasserstoff betriebenen Bussen. „Positiv sehen wir das enge Zeitfenster, da mit den Erlösen nur Projekte finanziert werden, die bis vor einem Jahr vor der Emission und zwei Jahre nach der Emission begonnen werden. Das Impact-Reporting ist zudem sehr umfangreich und spricht für eine hohe Transparenz auf der Ausgabenseite“, kom- mentiert Schulte, um anzufügen: „Es ist festzuhalten, dass auch der erste Green Gilt seinen Beitrag zur Erreichung des globalen Ziels der Klimaneutralität leisten und Ka- pital in die Finanzierung von Projekten lei- ten wird, die dem Klimawandel entgegen- treten.“ Investiert in Green Gilts hat der Fonds- manager trotzdem nicht, da der Ausgaben- topf beziehungsweise die britische Wasser- stofftechnologiestrategie nicht nur „grünen“, sondern auch „blauen“ Wasserstoff beinhal- tet. Letzterer wird von strengen Nachhaltig- keitsinvestoren als kritisch betrachtet, da in diesem Fall der Wasserstoff auf fossilem Erdgas gewonnen und das dabei freigesetzte Kohlendioxid abgeschieden und in Berg- werken oder alten Erdgaslagerstätten depo- niert wird. „Das Festhalten an fossilen Ener- gieträgern ist für uns ebenso problematisch wie die noch offenen Fragen rund um die Sicherheit der Endlagerung des abgeschie- denen Kohlendioxids“, begründet Schulte seinen Verzicht auf den Green Gilt. Stattdessen investiert Schulte lieber in für ihn interessante grüne UK-Unternehmensanleihen, die ihm einerseits höhere Risiko- aufschläge bieten und andererseits bei der Mittelverwendung stärker überzeugen. „Tumultartige“ Emission Großbritannien war nur kurze Zeit der Rekordhalter beim erstmalig emittierten Green-Bond-Volumen: Mitte Oktober 2021 gab die Euro- päische Union ihr lang erwartetes Debüt am Green-Bond-Markt und platzierte einen zwölf Milliarden Euro schweren 2037 fälligen Green Bond mit einem Kupon von 0,4 Pro- » Green Bonds eignen sich hervor- ragend, um der EU-Offenlegungs- verordnung gerecht zu werden. « Marcio da Costa, Portfolio Manager SSA & Green Bonds bei Bantleon Steigendes Volumen Das jährliche Green-Bond-Emissionsvolumen nimmt seit Jahren zu. Green Bonds verzeichnen von Jahr zu Jahr höhere Emissionsvolumina und stellen damit laufend neue Rekorde auf. Im Jahr 2023 könnten erstmals in einem einzigen Kalenderjahr Green Bonds mit einem Volumen von mehr als einer Billion US-Dollar begeben werden. Quelle: Climate Bonds Initiative 0 200 400 600 800 1000 Bereits erfolgte Emissionen Zukünftig erwartete Emissionen Mrd. US-Dollar 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Q3 2022 2023 208 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | GRE EN BONDS FOTO: © THOMAS WIELAND

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