Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

Union Investments Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten und Mitglied des Union Investment Committee, wird bis Ende 2022 allein das Volumen ausstehender europäischer grüner Anleihen eine Billion Euro erreichen. Für entsprechendes „Markt- material“ sorgten beispielsweise die Emis- sionen von Frankreich (derzeit noch die Nummer eins unter den europäischen Staa- ten mit fast 38 Milliarden Euro ausstehen- dem Volumen), die Niederlande, Belgien, Irland, Schweden, Polen, Ungarn, Litauen oder seit 2020 auch Deutschland. Die Bun- desrepublik arbeitet derzeit über die Emis- sionen von „Zwillingsanleihen“ am Aufbau einer grünen Zinsstrukturkurve. Den An- fang machte ein zehnjähriges Papier Anfang September vergangenen Jahres, im Novem- ber 2020 folgte eine Emission mit fünf Jah- ren, im Mai 2021 eine mit 30 Jahren Lauf- zeit. Im September dieses Jahres wurde er- neut eine zehnjährige Anleihe mit einem Volumen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro am Markt platziert, deren Laufzeit im August 2031 endet. Trotz extrem hoher Investorennachfrage nach den mit einem Kupon von null ausgestatteten grünen Bun- desanleihen kann Deutschland derzeit höchstens 18 Milliarden Euro pro Jahr über Green Bonds einsammeln. „Grund hierfür ist das geringe Ausmaß grüner Investitionen im Bundeshaushalt“, erklärt Kopf. Nach den genannten europäischen Staaten betra- ten dieses Jahr auch einige große Periphe- rieländer wie Italien, Spanien oder Großbri- tannien erstmals den Green-Bond-Markt. Italiens Debüt Den Anfang machte Italien im ersten Quartal mit einer 8,5 Milliarden Euro schweren grünen Anleihe mit einer 24-jäh- rigen Laufzeit. Der Kupon beträgt 1,5 Pro- zent. Die Nachfrage war sehr hoch, das Or- derbuch der begleitenden Investmentbanken belief sich auf 80 Milliarden Euro. Obwohl Italien regelmäßig grüne Anleihen emittie- ren dürfte und sich verpflichtet hat, den Markt für grüne Anleihen regelmäßig zu nutzen, plant das Land nicht, dem Beispiel Deutschlands zu folgen und eine vollständig grüne Zinskurve aufzubauen, moniert Bos. Als positiv hingegen empfindet der NNIP- Mann, dass sich Italien bei seinen Green Bonds an den Klimaschutzkriterien der EU- Taxonomie orientiert. Der Stiefelstaat legte sechs Kategorien für die Erlösverwendung fest: Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien, Energieeffizienz, Verkehr, Ver- meidung und Bekämpfung von Umwelt- verschmutzung und Kreislaufwirtschaft, Schutz der Umwelt und der Biodiversität sowie Forschung. „Wir sind überzeugt, dass dies ein wichtiger Meilenstein für den Green-Bond-Markt ist, da Treasury-Port- folios in großem Umfang in italienische Staatsanleihen investieren“, kommentiert Bos. Spanien fokussiert Ein anderer großer Emittent, der dieses Jahr seine Green-Bond-Premiere feierte, ist Spanien. Die im September begebene An- leihe hat eine Laufzeit von rund 21 Jahren und einen Kupon von einem Prozent. Den fünf Milliarden Euro Emissionsvolumen stand bei der Marktplatzierung ein Order- buch von beachtlichen 60 Milliarden Euro gegenüber, was einer zwölffachen Über- zeichnung entspricht. Investoren gefiel beim spanischen Green Bond offenbar der klare Fokus auf die Anpassung an den Klimawandel, der diese Das europäische Konjunkturprogramm NextGenerationEU (NGEU) gibt nicht nur der europäischen Wirtschaft, sondern auch dem europäischen Markt für grüne Anleihen starken Rückenwind. Die EU selbst will Papiere mit einem Volumen von bis zu 250 Milliarden Euro emittieren, wobei das Geld ausschließlich in grüne Projekte fließen soll. N o. 4/2021 | www.institutional-money.com 207 P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | GRE EN BONDS

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