Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

F ür Arnaud-Guilhem Lamy, Co-Head of Aggregate Specialty Fixed Income bei BNP Paribas Asset Management, besteht kein Zweifel mehr daran, dass „grüne“ Anleihen für institutionelle Anleger im Zweifel die bessere Wahl sind. Sie bieten nach Ansicht des SRI-Experten die gleichen finanziellen Merkmale wie klassische Anleihen – liefern den ökologischen Nutzen dabei ohne Auf- preis dazu. Auch in allen anderen Aspekten müssten sich Green Bonds demnach nicht mehr hinter konventionellen Schuld- titeln verstecken: Der Markt decke heu- te ein breites Spektrum von Emittenten, Sektoren, Ländern und Regionen ab. Dass das derzeit im Aktienbereich hef- tig diskutierte Thema „Greenwashing“ bei Öko-Anleihen weniger brisant ist, wird durch strengere Nachhaltigkeitsre- gularien – insbesondere durch das schrittweise Inkrafttreten der EU-Taxo- nomie – und die zunehmenden Offenle- gungsverpflichtungen der Sustainable Fi- nance Disclosure Regulation (SFDR) be- wirkt. Gemäß der neuen EU-Offenlegungs- verordnung können Finanzprodukte, die be- sonders nachhaltig sind und konkrete Nach- haltigkeitsziele verfolgen, als „Dark Green“ (Artikel 9) eingestuft und vermarktet wer- den. Das alles spielt laut Marcio da Costa, Portfolio Manager SSA & Green Bonds bei Bantleon, grünen Anleihen in die Hände: „Da Green Bonds ausschließlich Umwelt- und Klimaschutzprojekte finanzieren – und deren nachhaltiger Nutzen direkt messbar ist –, eignen sie sich hervorragend, um den Anforderungen der höchsten Nachhaltig- keitsstufe der EU-Offenlegungsverordnung gerecht zu werden.“ Impact Bucket Im mittlerweile umfangreichen nachhal- tigen Anleihenuniversum stehen Green Bonds bei Großanlegern ganz oben auf der Kaufliste. Das liegt vor allem am erhofften „Impact“: So zeigt eine Umfrage von NN Investment Partners (NN IP) unter 231 in- stitutionellen Investoren weltweit, dass 45 Prozent der Befragten grünen Anleihen die größte Wirkung (Impact) zuschreiben – auf den Folgeplätzen nachhaltigkeitsbezogene Anleihen (37 %), soziale Anleihen (11 %) und Übergangsanleihen (7 %). Vor diesem Hintergrund gaben fast zwei Drittel der Befragten (63 %) an, dass sie Green Bonds als „Impact Bucket“ neben ih- rer traditionellen Anleihenallokation nutzen, während 20 Prozent sie als Ersatz für Unternehmensanleihen und 17 Prozent als Ersatz für Staatsanleihen einsetzen würden. „Es ist nicht überraschend, dass Green Bonds eindeutig die beliebtesten nachhal- tigen festverzinslichen Anlageinstrumente sind, da sie den reifsten und liquidesten Markt bilden. Sie sind wahrscheinlich die effektivste Möglichkeit für Fixed-Income- Investoren, die erzielte Wirkung zu erhöhen, ohne auf Rendite verzichten zu müssen“, er- läutert Bram Bos, Lead Portfolio Manager Green Bonds bei NN IP. Zu jenen Investoren, die bei der Renten- tangente einen stärkeren Fokus auf Nach- haltigkeitsaspekte legen und Green Bonds kaufen, gehören beispielsweise der rund 53 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen schwere finnische Pensionsfonds Varma oder der rund 124 Milliarden Euro große dänische Pensionsfonds ATP. Deutsche In- vestoren sind beispielsweise die Gothaer AM, die VERKA und das Versorgungswerk der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Billionenmarkt Was im Jahr 2007 als zartes Pflänzlein in Form einer seitens der Europäischen Inves- titionsbank (EIB) emittierten Klimaschutz- anleihe begann und über die 2014 veröffent- lichten und inzwischen mehrfach aktuali- sierten Green Bond Principles an Dynamik gewann, hat sich per September dieses Jah- res zu einem Billionenmarkt, nicht nur in US-Dollar, sondern auch in Euro gerechnet, entwickelt. „Der globale Green-Bond-Markt ist weiter auf Wachstumskurs und hat in- zwischen ein Volumen von mehr als einer Billion Euro. Das entspricht etwa sieben Prozent der ausstehenden Euro-Investment- Grade-Anleihen“, hält da Costa fest. Sorgten in den ersten Green-Bond-Jahren vor allem supranationale Institutionen wie die EIB, die Weltbank, oder auch Unterneh- men bei grünen Anleihen für einen Emis- sionsrekord nach dem anderen, spielen spä- testens seit der ersten von Polen im Jahr 2016 emittierten Anleihe Nationalstaaten eine zunehmend größere Rolle am Green- Bond-Markt. Auf diesem Gebiet zählt vor allem Europa zu den Pionieren und er- schafft sich derzeit sein eigenes hochliqui- des Rentenuniversum. Nach Schätzung von Grüne Anleihen haben spätestens mit den milliardenschweren Emissionen einiger namhafter staatlicher Emittenten dieses Jahr ihren Platz in institutionellen Portfolios gefunden. » Der Markt für grüne Anleihen insgesamt ist erwachsen geworden. « Arnaud-Guilhem Lamy, Co-Head of Aggregate Specialty Fixed Income bei BNP Paribas AM Dunkelgrüne Schulden 206 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | GRE EN BONDS FOTO: © BNP PARIBAS AM, NEGRO ELKHA | STOCK.ADOBE.COM

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