Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

steigen und die Investoren in der Lage sind, sich höhere angebotene Renditen zu sichern. Wenn die Inflation Teil eines umfassende- ren globalen Reflationstrends ist, werden sich auch die Fundamentaldaten des zu- grunde liegenden Kreditrisikos verbessern, wodurch sich das Angebot an Handelsfinan- zierungsgeschäften ebenfalls erhöhen dürf- te. Die kurze Spread-Duration verringert zudem die Volatilität im Vergleich zu län- gerfristigen Anlagen. Fakt ist: Private Debt gewinnt bei klassi- schen Unternehmensfinanzierungen zuneh- mend Marktanteile. Seit der Finanzkrise verzeichnet die Assetklasse Private Debt ein starkes Wachstum. Private Debt bezie- hungsweise Direct Lending durch Private Debt Funds bietet eine Alternative zur klas- sischen Bankenfinanzierung. Das Private- Debt-Finanzierungsvolumen wird sich welt- weit von derzeit 850 Milliarden auf rund 1.500 Milliarden US-Dollar weiter erhöhen, wie Daten von Preqin zeigen (siehe Chart „Auf und davon“) . In Europa hat sich das Volumen seit 2012 auf rund 220 Milliarden US-Dollar mehr als verdreifacht. Die Zahl der Private Debt Funds ist in den letzten Jahren auf zirka 500 gewach- sen. In Europa sind rund 250 Funds aktiv. Infrastrukturkredite Diese bilden den Großteil der Finanzierungen für Infrastruk- turprojekte. Sie beinhalten in der Regel verschiedene Absi- cherungen, die in Zeiten der Inflation für zusätzliche Sicher- heit sorgen. Im Vergleich zu anderen Arten von Unterneh- menskrediten ist Infrastruktur ein relativ risikoarmes Invest- ment-Grade mit einer langen Laufzeit, die den Investoren eine gewisse Sicherheit hin- sichtlich der Erfüllung langfris- tiger Verbindlichkeiten bietet. Außerdem sind Infrastruktur- engagements nicht denselben Marktrisiken ausgesetzt wie an- dere börsennotierte Unterneh- mensanleihen, sodass sie weni- ger volatil sind. Aufgrund der Art der zu finanzierenden Pro- jekte sind die Träger der Projek- te, die hinter den Infrastruktur- projekten stehen, meist stark reguliert, was eine weitere Schutzebene darstellt. Infra- strukturprojekte finden oft unter einer mo- nopolistischen oder oligopolistischen Rege- lung statt, womit hohe Eintrittsbarrieren nicht zuletzt durch den Einfluss von Regu- lierungsbehörden einhergehen. Inflationserwartungen sind einer der wichtigsten Bewertungsfaktoren für Assets, die eine starke Korrelation zwischen Infla- tion und EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation) aufweisen. Dies beschreibt einen großen Teil des Infrastrukturuniversums, aber die Auswirkungen der Inflation auf die einzel- nen Infrastrukturprojekte sind unterschied- lich: Einige Projekte sind zum Beispiel an einen Index gebunden, sie sollten kaum unter den Auswirkungen der Inflation zu leiden haben. Andere Projekte sind festver- zinslich, was zu einem gewissen Stress füh- ren könnte, wenn die Geschäfte zu höheren Sätzen refinanziert werden müssen. Dies kann jedoch durch Tilgungsstrukturen abge- mildert werden, die sowohl die Laufzeit als auch den Umfang der Refinanzierung be- treffen. Einige festverzinsliche Geschäfte finanzieren Vermögenswerte, die von der Inflation profitieren, sodass hier das Dele- veraging schneller als erwartet geschieht. In einem anhaltend hochinflationären Umfeld werden die Unterschiede zwischen den bes- ten und den schlechtesten Anbietern größer. Typischerweise sollten die besten Ergebnis- se die Vermögenswerte mit hohen Margen erzielen, die eine relativ feste Kostenbasis mit subinflationärem Wachstum und die Fähigkeit zu Tariferhöhungen aufweisen. Die digitale Infrastruktur ist ein gutes Bei- spiel für diese Art von Assets. Umgekehrt sind einige Infrastrukturanlagen, beispiels- weise Häfen, dem Trend zur Deglobalisie- rung stark ausgesetzt. Die Top-15-Häuser beim Einwerben von Geldern für die Asset- klasse zeigt die Grafik „Platzhirsche“ . In- teressanterweise gab es von 2019 auf 2020 deutliche Verschiebungen an der Spitze. Wichtigste Erkenntnisse Assets unter dem Schirm der Privatmärk- te haben verschiedene Hedging-Mechanis- men eingebaut, wenn der jüngste Anstieg der Inflation zu einem längerfristigen Trend wird. Eine Inflation innerhalb der prognostizierten Spanne von zwei bis drei Prozent sollte von vielen Privatmarktstrategien leicht aufgefangen werden, da diese Niveaus bereits in den Preisen der Private Assets ent- halten sind. Die Strukturen, in die Private-Markets-Strategien investieren, sind oft weniger stark von Inflation betroffen und können sogar in einem inflatio- nären Umfeld florieren. Ganz entscheidend für den Erfolg von Privatmarktanlagen in Zeiten, da sich die Inflation zurückmel- det, ist es für Investoren, einen sektorspezifischen Fokus auf Emittenten, Asset Manager und andere Player zu richten, die eine Erfolgsbilanz in früheren Inflationszeiten vorweisen kön- nen. Fündig wird man hier bei den großen Namen, die das Geschäft schon lang betreiben. Für Praktiker stellt die Rück- kehr der Inflation jedenfalls ein weiteres gutes Argument dafür dar, die Privatmärkteallokation auszubauen. DR. KURT BECKER Platzhirsche Die größten Player bei der Mittelbeschaffung für Infrastructure Debt 2020 2019 Kapital Rang Rang Manager Firmensitz (Mio. $) 1 2 Blackrock New York 11.681 2 1 EIG Global Energy Partners Washington DC 11.527 3 5 AMP Capital Sydney 10.896 AXA Investment Managers – 4 4 Real Assets Paris 10.321 Macquarie Infrastructure 5 3 and Real Assets London 8.149 6 6 Westbourne Capital Melbourne 7.510 7 8 Rivage Investment Paris 4.783 8 – IFM Investors Melbourne 4.561 Edmond de Rothschild 9 9 Asset Management London 3.005 10 – Schroders London 2.512 11 – Vantage Infrastructure London 2.475 La Banque Postale 12 – Asset Management Paris 1.917 13 10 UBS Asset Management Zürich 1.796 14 7 Allianz Global Investors Frankfurt 1.372 15 – Brookfield Asset Management Toronto 1.270 Nicht nur an der Spitze gab es einen Wechsel. Auffällig ist, dass sich die Top Ten des Jahres 2019 zwar in den Top 15 des Folgejahres befinden, allerdings in zwei Fällen (UBS, Allianz) deutlich an Boden verloren haben. Quelle: Infrastructure Investor 204 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | I NF LAT I ON UND PR I VAT E MARKE T S

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