Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

die nicht von Banken vergeben werden und nicht öffentlich zugänglich sind, könnte jede Rückkehr zu einem inflationären Umfeld eine Chance für jene Asset Manager sein, die die sich bei starken Unternehmen ohne überzogene Kapitalstrukturen engagiert ha- ben. Eine Investition in private Unterneh- menskredite bietet im Vergleich zu Unter- nehmensanleihen auch mehrere Absiche- rungsmöglichkeiten. In der Regel handelt es sich dabei um variabel verzinsliche Darle- hen, die Schutz vor steigenden Zinsen und Inflation bieten. Außerdem ist die Laufzeit der einzelnen Anlagen in der Regel kürzer als bei Corporate Bonds, sodass die Mana- ger proaktiver auf Inflation reagieren kön- nen. Und schließlich sind die absoluten Renditeniveaus in der Regel höher, was einen weiteren Puffer darstellt. Zinskosten abgesichert Auf der Mikroebene werden die Zins- kosten vom Unternehmen/Kreditnehmer zu Beginn der Transaktion meist abgesichert, sodass die Zinskosten überschaubar bleiben. Ein sprunghafter Anstieg der Löhne und Rohstoffpreise könnte die Erträge kurzfris- tig unter Druck setzen, insbesondere bei Unternehmen, deren Finanzlage bereits an- gespannt ist. Wenn die Inflation anhält, soll- ten Unternehmen mit einer starken Markt- position in der Lage sein, die steigenden Kosten an ihre Kunden weiterzugeben. Un- ter diesem Aspekt könnte die Inflation zu einer stärkeren Differenzierung zwischen starken und schwachen Firmen füh- ren. Schließlich macht die „Buy and Hold“-Charakteristik von privaten Kreditanlagen diese in ihrer Bewer- tung weniger volatil. Zudem würde es, wenn die Zinsen steigen, wahr- scheinlich weniger Zwangsverkäufe auf dem privaten Kreditmarkt geben als auf dem Bond-Markt. Was US-Privatkredite anbelangt, sollte sich ein Investor laut Emma- nuel Deblanc auf hochverzinsliche Kredite mit kürzeren Laufzeiten fo- kussieren: „Wir erwarten, dass sich hochverzinsliche Unternehmenskre- dite an US-Kreditnehmer weitge- hend ähnlich wie High-Yield-Anlei- hen verhalten werden, die auf die Inflation reagieren.“ Die derzeitige Inflationswelle wurde weitgehend durch Arbeitskräftemangel und Ver- sorgungsengpässe ausgelöst. Während diese im nächsten Jahr nachlassen sollten, glaubt man bei Allianz GI, dass die Inflation an- halten wird, da die anhaltende Verfügbarkeit von privatem Kapital die meisten Input- und Vermögenspreise in die Höhe treiben wird. Dieser Inflationsdruck wird in den USA wahrscheinlich stärker ausgeprägt sein als in Europa, wo er durch stärkere fiskali- sche Anreize ausgeglichen wird. Bei Kredi- ten mit Investment Grade werden höhere Inflation und Zinsen letztlich die Preise für Anleihen mit längerer Laufzeit senken. High Yield Bonds werden unterdessen von ihrer kürzeren Laufzeit profitieren, aber es besteht das Risiko, dass stark fremdfinan- zierte Unternehmen mit steigenden Input- kosten konfrontiert werden, die sie nicht schnell genug an die Kunden weitergeben können. Anlagen mit kürzerer Laufzeit scheinen bei hoher Inflation generell attrak- tiver zu sein. Wo längerfristige Cashflows erforderlich sind, scheinen Sektoren, die die Inputkosten am besten kontrollieren kön- nen, oder margenstarke Unternehmen, die den Inflationsdruck besser abfedern können, gut aufgestellt zu sein. Betreffend Privatkredite in Asien sollte man laut Deblanc an die Volkswirtschaften außerhalb Chinas denken. Zwar war China das erste Land, das sich nach der Covid-19- Pandemie wieder geöffnet hat, doch die steigenden Importkosten für Rohstoffe ha- ben die Produzentenpreisinflation auf den höchsten Stand seit 2008 getrieben. China hatte seit den 90er-Jahren einen deflationä- ren Einfluss auf die weltweiten Verbrau- cherpreise. Aber niedrige Gewinnspannen in Verbindung mit steigenden Kosten und einer erhöhten Exportnachfrage könnten die Preise gerade dann anheben, wenn die In- flation in den USA und anderen sich wieder öffnenden Volkswirtschaften, die Fortschrit- te bei ihren Impfprogrammen gemacht ha- ben, anspringt. Dieser Trend wird Engpässe in der Lieferkette in anderen Schwellenlän- dern verschärfen, von denen Allianz Global Investors erwartet, dass sie die Inflation kurzfristig anheizen. Während die Probleme in den Lieferketten und im Handel eine Zunahme des Inflationsdrucks in bestimm- ten Sektoren verursachen, sollten asiatische Volkswirtschaften außerhalb Chinas – wie Indien, Vietnam, Bangladesch oder die Phi- lippinen – davon profitieren, dass Unterneh- men ihre Lieferketten verlagern. Dies dürfte das Wirtschaftswachstum in diesen Ländern weiter ankurbeln. Infolgedessen sollten Sek- toren, die im Mittelpunkt dieser Entwick- lung stehen, in Asien gut positioniert sein. Dazu gehören zum Beispiel Telekommuni- kation, saubere Energie, Logistik und Ver- packung. Handelsfinanzierungen Ein einfacher Zugang zu Betriebskapital ist das Lebenselixier des freien Handels. Der Bereich der Handelsfinanzierung be- steht aus darlehensbasierten Finanzinstru- menten, die das Betriebskapital zur Han- delserleichterung bereitstellen. Weltweit be- steht bereits ein struktureller Mangel an Handelsfinanzierungen, da sich viele Banken wegen verschärfter Vorschriften zur Kapitalunterlegung aus diesem Geschäftszweig zurück- gezogen haben. Eine schneller wach- sende Wirtschaft wird die Situation noch verschärfen, während sich die Renditen für die Investoren mögli- cherweise verbessern. Da Handelsfi- nanzierungsinstrumente in der Regel eine sehr kurze Duration mit Lauf- zeiten von 90 bis 180 Tagen besit- zen, wären die Auswirkungen stei- gender Zinsen wohl minimal. Außer- dem können für die Kreditgeber neue Geschäfte zu höheren Zinssät- zen finanziert werden, wenn die Ver- bindlichkeiten ablaufen. Dies bedeu- tet, dass es nur eine kurze Zeitspan- ne geben dürfte, bis die Zinssätze Auf und davon Private Debt: Das verwaltete Vermögen wird weltweit weiter steigen. Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 verzeichnet die Assetklasse Private Debt ein starkes Wachstum, das sich in den letzten Jahren sogar noch beschleunigt hat. Ein Ende dieses Trends ist nicht abzusehen. Quelle: Preqin 0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 1.600 I 2025 I 2022 I 2020 I 2018 I 2016 I 2014 I 2012 I 2010 I 2008 I Private Debt verwaltetes Vermögen Prognose 238 Mrd. Euro 1.053 Mrd. Euro 1.456 Mrd. Euro Mrd. USD 202 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | I NF LAT I ON UND PR I VAT E MARKE T S

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