Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

Chancen für diese Anlageklassen bieten. Doch es gilt, die unterschiedlichen Privat- marktstrategien zu analysieren, um zu er- kennen, welche als impliziter Inflations- schutz besonders geeignet sind. Im Allge- meinen ist ein inflationäres Umfeld in der Anfangsphase gut für Kredite und Aktien, aber wenn die Zinsen kräftig steigen, könn- ten auch die Ausfallsraten entsprechend deutlich steigen. Infrastruktur etwa ist eine Branche, die relativ leicht an den Privat- märkten zugänglich ist und sich in Krisen- zeiten als besonders resistent in Bezug auf steigende Defaults erwiesen hat. Die Corpo- rate-Schuldner waren in der lang anhalten- den Zinssenkungs- und Tiefzinsphase auch nicht untätig: Sie haben das Umfeld histo- risch niedriger Zinssätze dazu genutzt, alte Schulden vorzeitig zu kündigen und neue, tiefer verzinste mit einer längeren Laufzeit aufzunehmen. Das gelang auch den Schuld- ner mit einer Sub-Investment-Grade-Boni- tät, sodass die Ausfallsrisiken zunächst ein- mal überschaubar bleiben sollten. Wie können privatwirtschaftliche Strate- gien die Inflation in eine Chance verwan- deln? Schließlich ist das Universum der pri- vaten Märkte riesig, und jede Komponente hat ihre eigenen Spezifika, die unterschied- lich auf die Inflation reagieren. Es gilt also, die Schlüsselbereiche privates Beteiligungs- kapital, europäische Privatkredite, US-Pri- vatkredite, asiatische Privatkredite, aber auch Handelsfinanzierungen sowie Infra- strukturkredite und Infrastruktureigenkapital näher zu beleuchten. Private Equity Bei Private Equity hängt letzt- lich alles davon ab, wie sich die zugrunde liegenden Unternehmen wirtschaftlich entwickeln. Bleibt die Inflation mit Ausnahme kurz- fristiger Ausreißer mittelfristig in- nerhalb der prognostizierten Span- ne von zwei bis drei Prozent und damit historisch gesehen noch im- mer niedrig, dürften kaum Aus- wirkungen auf Private-Equity-Stra- tegien messbar werden. Deutliche- re Inflationsanstiege dürften hinge- gen die (Re)-Finanzierungskosten in die Höhe treiben und wahr- scheinlich zu einem Rückgang der Multiples bei den Exit-Transaktio- nen führen. Die Gefahr einer nicht nur temporären Rückkehr der Inflation hat bereits zu einer höheren Volatilität bei Aktien geführt. Sollte ein Rückgang der Transaktionspreise eintreten, könnten Pri- vate-Equity-Investitionen, die zu Beginn bei höheren Bewertungen getätigt wurden, von einem Rückgang der Bewertungs-Multiples beim Ausstieg betroffen sein. Da Private- Equity-Fondsmanager ihre Portfoliounter- nehmen aktiv managen, können sie etwa mit einer Wertsteigerung durch das Management, mit M&A-Tätigkeit, mit geografischer und sektoraler Streuung so- wie dem Verschieben des Exit-Zeitpunkts gegensteuern. Ausstiege aufschieben Die entscheidendere Frage ist, ob eine erhöhte Inflation einen breiteren rezessiven Trend auslöst. Dies könnte sich auf den Preis von Transaktionen auswirken und Schwierigkeiten bei der Finanzierung der Deals auftreten lassen. Eine Möglichkeit für gewiefte Private-Equity-Manager besteht darin, Portfoliounternehmen länger zu hal- ten und den Ausstieg zu verzögern. Doch das ist ein zweischneidiges Schwert: Denn dadurch könnten die Möglichkeiten der Private-Equity-Fondsmanager, neue Mittel einzuwerben, beeinträchtigt werden. Dies könnte zu einer Verlangsamung des Private- Equity-Geschäfts führen, was sich in länge- ren Halteperioden und niedrigeres IRRs für institutionelle Anleger manifestiert. Sollte die Inflation innerhalb der erwarteten Span- ne bleiben, dürfte kein signifikanter Gegen- wind entstehen. Zu den Sektoren, die von einer höheren Inflation betroffen sind, gehö- ren die Industrie und das verarbeitende Gewerbe. Sie haben unter höheren Input- preisen zu leiden. Aber die Fokussierung auf die Branchenleader könnte dazu beitra- gen, die Auswirkungen der Inflation auf die auf die operative Leistung zu minimieren. Zu den sektoralen Profiteuren von mehr Inflation gehören der Technologiesektor und das Gesundheitswesen. Softwarefirmen zum Beispiel sollten in der Lage sein, Preis- erhöhungen leichter durchzusetzen. Sekto- ren wie Bildung und das Gesundheitswesen in den Schwellenländern sollten von einem starken säkularen Rückenwind profitieren, ist man bei Allianz Global Investors über- zeugt. Unabhängig vom Sektor ist jedenfalls das zugrunde liegende Geschäftsmodell des Unternehmens ausschlaggebend. Die ulti- mative Absicherung besteht darin, sich auf gut geführte Unternehmen zu konzentrieren, deren Manager über einen erfolgreichen Track Record in früheren Inflations- und Rezessionsperioden verfügen. Private Equi- ty setzt heute im Übrigen deutlich weniger Fremdkapital ein als noch vor 15 Jahren. Das zeigt der Chart „Seriös finanziert“ . Die auf Abruf bereiten Kapitalzusagen der Investoren türmen sich bei den Private- Equity-Häusern, wie Daten des Analysehau- ses Preqin zeigen. Trockenes Pulver Das sogenannte Dry Powder (siehe Grafik links) erreicht Re- kordniveaus. Auffällig ist dabei, dass der asiatisch-pazifische Raum mit mehr als 476 Milliarden US- Dollar Ende 2020 bereits 25 Pro- zent des weltweiten „trockenen Pulvers“ stellt und damit mehr als Europa (19 Prozent). Das dem asiatisch-pazifischen Raum zuge- wiesene „Dry Powder“ wird auch in diesem Jahr größer sein als das in den USA, Europa, im Nahen Ostens und in Afrika (EMEA- Region), da institutionelle Anleger ihre Kapitalzusagen an asiatische Private-Equity-/Venture-Capital- Firmen weiter erhöhen, sagt die KPMG. Im Bereich von Private Credit, also bei Unternehmenskrediten, Dry Powder Von Jahr zu Jahr steigen die Kapitalzusagen im PE-Bereich. Bemerkenswert ist, dass institutionelle Investoren ihre Kapitalzusagen an asiatische Private-Equity-/-Venture-Capital-Firmen anteilsmäßig immer weiter erhöht haben. Diese machen schon ein Viertel des Dry Powders aus und übertreffen die Kapitalzusagen an europäische PE-Investments. Quelle: TAB Research, Preqin 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 I 2016 I 2015 0 % 5 % 10 % 15 % 20% 25 % 30 % Globales Dry Powder Asiens Dry Powder Anteil Asiens am globalen Dry Powder 15 % 16 % 21 % 22 % 23 % 25 % Anteil Asiens Wert in Mrd. USD 200 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | I NF LAT I ON UND PR I VAT E MARKE T S

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