Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

Grafik „Das goldene Renditezeitalter ist vorbei“ wiederfinden. In der „Aktien- und Anleihen-Ära“, die von 1974 bis 1993 reicht, betrug das Gewicht der durchschnitt- lichen alternativen Asset-Tangente weniger als zehn Prozent. Die durchschnittliche jähr- liche Überschussrendite während der ersten Ära betrug minus 0,8 Prozent, was ungefähr den jährlichen Kosten für diesen Zeitraum entspricht. Während des „Goldenen Zeital- ters der alternativen Anlagen“ – dem zwei- ten Zeitabschnitt, der von 1994 bis 2008 reicht, erzielten die Stiftungen eine außerge- wöhnliche risikobereinigte Performance mit einer durchschnittlichen jährlichen Über- schussrendite von 4,1 Prozent. Die positive Wertentwicklung war großteils auf den Ein- fluss alternativer Anlagen zurückzuführen, die in dieser Ära durchschnittlich 34 Pro- zent des Gesamtwerts ausmachten. In der letzten Ära von 2009 bis 2020, die Richard Ennis als Post-Lehman-Ära, also den Zeit- raum seit der großen Finanz- und Wirt- schaftskrise, bezeichnet, besaßen die Stif- tungen einen durchschnittlichen Anteil von 54 Prozent an alternativen Anlagen und erzielten eine Underperformance von etwa 1,6 Prozent im Jahr, was der ungefähren Kostenmarge in diesem Zeitabschnitt ent- spricht. Zwei Dinge stechen hervor: einmal die außergewöhnliche Leistung großer Stiftun- gen während des „Goldenen Zeitalters“, die weithin beachtet wurde, als Goldstandard im Asset Management galt und daher viele Nachahmer fand. Doch seit der Weltwirt- schaftskrise gibt es hier eine Kehrtwende, und man findet fast nur noch negative Über- schussrenditen vor. Wenn Richard Ennis hier recht hat, erhebt sich die Frage, was der Grund für die abrupte Veränderung in der Wertentwicklung von Kapitalanlagen nach der Krise 2008/09 sein könnte. Warum nur, warum? Fest steht, dass sich während des Golde- nen Zeitalters und in den darauffolgenden Jahren die alternativen Märkte dramatisch zu entwickeln begannen. Den Anstoß dazu gab die Geldflut, die damals viel Liquidität in Privatmarktinvestments und Hedgefonds fließen ließ und noch immer lässt. So stieg beispielsweise der Wert der öffentlich gehandelten REITs (Real Estate Investment Trusts) in den USA zwischen 1995 und 2018 um das 25-Fache von 50 Milliarden auf 1,25 Billionen US-Dollar an, wie Daten des „REIT Industry Monthly“ zeigen. Das verwaltete Vermögen von Hedgefonds ist zwischen 1997 und 2018 um das 27-Fache gestiegen, jenes von Pri- vate Equity zwischen 1994 und 2019 um das 37-Fache, sodass sich das Pricing auf den Privatmärkten näher an jenes der Börsen herantastete. Das findet seinen Nie- derschlag in höheren Korrelationen zwi- Das goldene Renditezeitalter ist vorbei Marktrisikobereinigte Überschussrenditen von 1974 bis 2020 Drei Phasen von Überschussrenditen lassen sich festmachen, wobei die erste und die dritte einander ähneln. Denn dort wurde im Schnitt eine negativer Excess Return von 0,8 Prozent (1974–1993) sowie von 1,6 Prozent per annum (2009–2020) erzielt, was in etwa jeweils den Managementgebühren entspricht. Dazwischen liegt das Goldene Zeitalter des Stiftungsmodells, wo zwischen 1994 und 2008 jährlich im Schnitt eine Überschussrendite von 4,1 Prozent erwirtschaftet wurde. Quelle: Richard Ennis -5 % 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % Goldenes Zeitalter der Alternatives Aktien-Anleihen-Ära Abschnitt seit der Finanzkrise 2008 Überschussrenditen pro Geschäftsjahr 2015 2010 2005 2000 2020 1995 1990 1985 1980 1975 Korrelationsmatrix Korrelationskoeffizienten zwischen den wichtigsten Anlageklassen Korrelationsmatrix BB MSCI Cambridge Cambridge Cambridge HFR Fund- of Fiscal Year Annual Aggregate Russell ACWI Real Venture Private of-Funds Returns Bonds 3000 ex US Estate Capital Equity Composite BB Aggregate Bonds 1,00 Russell 3000 -0,35 1,00 MSCI ACWI ex US -0,40 0,95 1,00 Cambridge Real Estate -0,38 0,88 0,74 1,00 Cambridge Venture Capital -0,22 0,76 0,68 0,80 1,00 Cambridge Private Equity -0,34 0,98 0,93 0,87 0,77 1,00 HFR Fund-of-Funds Comp. -0,46 0,94 0,91 0,83 0,79 0,94 1,00 Die Analyse der Korrelationskoeffizienten zeigt, dass die drei Cambridge-Indizes, die die Assetklassen Real Estate, Venture Capital und Private Equity abbilden, sowie der HFR Fund-of-Funds Composite Index einen sehr hohen Gleichlauf zum Russel 3000 Aktienindex aufweisen, weswegen letzterer als Substitution in Frage kommt. Quelle: Richard Ennis 190 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | YAL E - UN I UND CO .

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