Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

D ie Treuhänder öffentlicher Pensionsfonds und großer Stiftungen in den USA sind in einer Zwickmühle. Mithil- fe von Beratern, internen und externen Ver- mögensverwaltern und weiteren Fach- leuten sowie jeder Menge medialer Begleitung haben sie ihre Portfolios in bis zu ein Dutzend Subportfolios auf- geteilt, die jeweils für eine Assetklasse stehen. „Ausgebaut wurde das Bucket für alternative Anlagen zu einer relati- ven Größe, die in keinem Verhältnis zur Marktpräsenz der Alternatives steht“, kritisiert Richard M. Ennis, Urgestein unter den Investment Consultants in den USA. „Darüber hinaus tun diese Treuhänder so, als ob sie glaubten, den Markt mit mehr als 100 Anlagemanagern schlagen zu kön- nen, die sie jedes Jahr mit ein bis zwei Pro- zent des Wertes der zur Verwaltung über- lassenen Assets entschädigen. Nichts davon funktioniert wirklich für sie und erst recht nicht für die Stakeholder dieser Riesenver- mögen.“ Ennis fand letztes Jahr heraus, dass öffentliche Pensionsfonds insgesamt um 1,0 Prozent pro Jahr und große Stiftungen um 1,6 Prozent pro Jahr schlechter abschneiden als passive Anlagen und somit negatives Alpha nach Kosten produzieren. Es sei an der Zeit, dass die Vermögenstreuhänder er- kennen, dass sie nicht nur Pech gehabt hät- ten, so Ennis weiter. Vielmehr habe ihre Strategie sie im Stich gelassen. Scheitern des Stiftungsmodells? Die meisten großen institutionellen Anle- ger in den USA haben eine Anlagestrategie gewählt, die gemeinhin als Stiftungsmodell bezeichnet wird. Dieser Ansatz wurde in den 1980er-Jahren von der Yale University und dessen CIO David Swensen entwickelt und in den 1990er-Jahren von anderen gro- ßen Universitätsstiftungen übernommen. Heute ist diese Anlagestrategie bei großen öffentlichen Pensionsfonds sowie bei Stif- tungen und anderen gemeinnützigen Fonds mit einem Gesamtvermögen von über fünf Billionen US-Dollar allgegenwärtig. Im Rahmen des Stiftungsmodells identifiziert die institutionelle Kapitalsammelstelle eine Reihe von Anlageklassen, die in ihren Au- gen eine zufriedenstellende Rendite für das damit verbundene Risiko versprechen und damit eine angemessene Risikoprämie bie- ten. Die Anlageklassen bilden die wesentli- che Architektur der Diversifizierung für den Stiftungsmodellansatz. Zu den Anlageklas- sen gehören neben den altbewährten Aktien und Anleihen auch eine Reihe von alterna- Das Asset-Allocation-Modell von David Swensen setzt massiv auf Alternative Assets und war beispiel- gebend für Universitätsstiftungen in den USA. Ein Autor meldet nun ernsthafte Zweifel am „Yale-Modell“ an. » Mit einem 70/30-Portfolio kann man Stiftungsrenditen sehr gut nachbilden. « Richard M. Ennis, Urvater des institutionellen Investment Consulting in den USA Ausgedient? Asset Allocation US-Stiftungen versus andere Institutionelle Untergewichtung von Aktien und Bonds zugunsten Alternativer Anlagen NACUBO Große Durchschnittl. Asset Uni-Stifungen in Allocation von Über-/Untergewichtung Assetklasse den USA US-Institutionellen großer US-Stiftungen US-Aktien 14,3 % 32,2 % -17,9 % Aktien weltweit ex USA 17,0 16,1 % 0,9 % Fixed Income 9,3 41,4 % -32,1 % Subtotal Traditionelle Assets 40,6 % 89,7 % – Immobilien 6,2 1,1 % 5,1 % Venture Capital 9,0 1,0 % 8,0 % Leveraged Buy-outs 13,6 2,2 % 11,5 % Hedgefonds 20,5 3,4 % 17,1 % Private Debt 1,2 0,9 % 0,3 % Infrastructure und natürliche Ressourcen (Ackerland, Wald) 6,3 0,9 % 5,5 % Sonstige (z. B. Rohstoffe) 2,4 0,8 % 1,6 % Subtotal Alternative Investments 59,4 % 10,3 % – Gesamt 100,0 % 100,0 % – Übergewichtet werden aktuell insbesondere Hedgefonds, Leveraged Buy-outs (Private Equity), Venture Capital, Infrastruktur, Rohstoffe und Immobilien. Alternative Vermögenswerte machen fast drei Fünftel des Gesamtvermögens aus. Quelle: Studie FOTO: © BRIAN TIETZ, RA3RN | STOCK.ADOBE.COM 186 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | YAL E - UN I UND CO .

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=