Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

D er Hellerich Sachwertaktien Fonds investiert weltweit in Unternehmen, deren Produk- te und/oder Dienstleistungen zum täglichen Bedarf gehören und daher mit hoher Frequenz nachgefragt werden. Das Geschäftsmodell dieser Unternehmen ist somit weitestgehend unabhängig von Konjunkturzyklen. Die Unternehmen soll- ten daher in der Lage sein, auch in Krisen- zeiten laufende Erträge zu erwirtschaften und den Unternehmenswert zu erhalten. Dass hier nicht die in den letzten Jahren stark gesuchten Growth-Highflyer-Aktien enthalten sein können, versteht sich von selbst. Obwohl, Hand aufs Herz: Amazon, Apple, Google, Microsoft, eBay sowie Pay- Pal schreiben alle seit Jahren bereits Gewin- ne, zumeist mit tollen Steigerungsraten, und sind aus dem Alltag des modernen Men- schen nicht mehr wegzudenken. Zudem sorgten sie in den letzten Jahren für hohe Renditen. Der Hellerich Sachwertaktien und seine Fondsmanagerin Nina Kordes aller- dings machen um diese Aktien einen gro- ßen Bogen. Risikomanagement geht hier also eindeutig vor Renditeerzielung. Investmentprozess Über einen quantitativ basierten Investmentprozess werden die Ein- zeltitel für das Portfolio ausgewählt. Im ersten Schritt wird das globale Anlageuniversum nach der Marktka- pitalisierung – mindestens 500 Mil- lionen Euro müssen es sein – sowie dem täglichen Börsenumsatz, der eine ausreichende Liquidität sicher- stellen muss, sortiert. Dann erfolgt die quantitative Selektion anhand von Filtern in Form einer mathema- tischen Kennzahlenanalyse. Dabei werden überwiegend fundamentale Faktoren wie beispielsweise Eigen- kapitalquote, Cashflow, Bewertung und Finanzstärke berücksichtigt. Die Titelselektion für das Portfolio erfolgt nach einer abschließenden Einzelanalyse, bei der ein besonderes Augenmerk auf die indivi- duellen Risiken der Unternehmen gelegt wird. Auch der historische Kursverlauf wird als Kriterium einbezogen. Die Risiken wer- den dabei durch weltweite Streuung über verschiedene Länder, Währungen, Branchen und Einzelunternehmen diversifiziert. Der Schwerpunkt liegt auf hochkapitalisierten Un- ternehmen aus den entwickelten Ländern, die Volatilität unterhalb der einer klassischen Aktienanla- ge. Der Fonds setzt sich aus 40 bis 60 Aktien zusammen, die Gewichtung ist dabei abhängig von der Gesamtstruktur des Port- folios. Je nachdem, aus welcher Region sich die meisten Titel qualifizieren, wird die Gewichtung so durchgeführt, dass Nord- und Südamerika / Europa, Afrika / Asien und Australien in etwa in gleichem Maße vertreten sind (je Region maximal 40 Prozent). So weit, so grundsätzlich schlüs- sig. Kordes orientiert sich im Übrigen an keiner Benchmark, ganz ohne Messlatte geht es aber doch nicht, wenn man Leistung einordnet. Frugale Performance Betrachtet man die Performance des Fonds über die letzten fünf Jahre, so sieht man, mit wie stark angezogener Handbremse Kordes unterwegs ist: Per 5. 11. 2021 beträgt näm- lich die annualisierte Performance des globalen Aktienfonds in der – bezogen auf die Total Expense Ratio (TER) günstigeren – An- teilsklasse A2 magere 1,49 Pro- zent per annum oder kumuliert 7,68 Prozent. Vergleicht man die- se etwa mit dem MSCI ACWI Net Total Return Euro Index, der pro Jahr 14,06 Prozent respektive kumuliert 92,91 Prozent auf die Waage bringt, sieht man, wie schwach die Performance des Hellerich Sachwertaktien Fonds infolge des rigiden Ansatzes tatsächlich ist (siehe Grafik „Unter ferner liefen“) . Es gilt zu überden- ken, ob der Ansatz heute noch der richtige ist. Viele erfolgreiche Fondsmanager sind dazu übergegangen, Value neu zu de- finieren, denn mit klassischem Book- to-Value wird man in Zeiten, da im- materielle Wirtschaftsgüter wichtiger werden als Produktionsstätten, nichts ausrichten. Wahrscheinlich sind Al- phabet und Apple heute schon neue Value-Titel. Auch die Investoren scheinen sich offensichtlich mehr als die Abgeltung offizieller Inflationsra- ten vom Hellerich Sachwertaktien Fonds zu erwarten, ging doch das Volumen von gut 40 Millionen vor dem Corona-Absturz auf 29,61 Mil- lionen Euro per 11. 11. 2021 zurück. Bis dato hat man noch nicht zumAll- Time-High vom Februar 2020 aufge- schlossen. Zeit für eine Überarbei- tung der Strategie – oder der Fonds ist bald Geschichte. DR. KURT BECKER Unter ferner liefen 1,49 Prozent Performance p. a. in den letzten fünf Jahren für globale Aktien Die Anteilsklasse A2 des Hellerich Sachwertaktien bringt es auf magere 1,49 Prozent per annum oder kumuliert 7,68 Prozent in den letzten fünf Jahren (Stichtag: 5. November 2021). Zum Vergleich: Der MSCI ACWI Net Total Return Euro Index erzielte annualisiert 14,06 Prozent respektive kumuliert 92,91 Prozent. Quelle: Bloomberg -20 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % MSCI ACWI Net Total EUR Index HELLERICH Sachwertaktien Performance in Prozent 2018 2017 2020 2019 2021 Maue Rendite in bester Absicht FLOP k Auf krisenerprobte Unternehmen zu setzen, ist im Sinne des Werterhalts von Vermögen löblich. Wenn dann aber nur mehr eine kümmerliche „Geldmarkt plus“-Rendite bleibt, ist es doch zu wenig. N o. 4/2021 | www.institutional-money.com 179 P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | F LOP

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