Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

auf ihre endgültige Abwicklung, und Deals im Wert von 208 Milliarden sind in letzter Sekunde geplatzt. In einer Bloomberg-Analyse heißt es dazu:  „Zwar stellte sich auch im Vorjahr ein Last Minute Rush auf den Abschluss von Deals ein, das Volumen an offenen M&As ist aber höher als 2020.“ Es wird zu beobachten sein, wie viele Deals zu einem Abschluss kommen oder noch in die Wege geleitet werden. Erstes Schwächeln? Vom Markt als Alarmzeichen gewer- tet wurde die geplatzte Übernahme des Digitaldienstleisters Five9 durch den Anbieter von digitalen Konferenzlö- sungen, Zoom Video Communications. Und das aus mehreren Gründen: Zum Ersten war der Deal schon durch sein Volumen von knapp 15 Milliarden US- Dollar prominent. Zum Zweiten spielt mit Zoom ein prominenter Name eine Rolle, und zum Dritten wurde der Deal innerhalb der IT-Branche abgewickelt, über die im laufenden Jahr laut Bloom- berg-Daten rund ein Viertel aller Über- nahmen abgewickelt wurden. Doch war das Scheitern des Mergers ökonomisch gerechtfertigt? Aufschluss da- rüber bringt die Arbeit „Behavioral Aspects of Merger Decisions: „The Effect of Average Purchase Price and Other Reference Prices“. Beni Lauterbach und Yevgeny Mu- german, beide von der Bar-Ilan University in Tel Aviv, und Joshua Shemesh, der an der Monash Business School in Melbourne wirkt, haben anhand des US-Aktienmarktes untersucht, welche Übernahmeofferten in der Regel zu erfolgreichen Firmenzusam- menschlüssen führen. Sie gehen dabei von „der neoklassischen Theorie aus, dass Mer- gers dann einen Wert kreieren, wenn zwei Unternehmen gemeinsam mehr wert sind als allein stehend. Der Käufer sollte mit der Übernahme voranschreiten, solange der Wertzuwachs die Kosten übertrifft – wobei ein wesentlicher Bestandteil der Kosten durch den Übernahmepreis entsteht.“ Doch letzten Endes stehen und fallen die vorab kalkulierten Angebote immer mit der Annahme oder Ablehnung durch die Aktio- näre beziehungsweise Investoren des zu übernehmenden Unternehmens. Die Studien- autoren verzichten nun auf die fundamenta- le Analyse und Berechnung der Angebote und stellen in Wirklichkeit nur die Frage nach der Schmerzgrenze der Investoren – und zwar in Bezug auf deren Verlustbereit- schaft und Gewinnaffinität gemäß der Pro- spekt-Theorie. Einen ähnlichen Ansatz gibt es bereits – und zwar in Form der 52-Wochen-Hoch- Theorie von Baker et al., die sie in ihrer Arbeit „The Effect of Reference Point Prices on Mergers and Acquisitions“ 2012 publiziert haben. Nach Auswertung diverser Referenzpunkte haben Baker und seine Co- Autoren das 52-Wochen-Hoch, zurückge- rechnet vom Zeitpunkt der Angebotslegung, als wichtigsten „Punkt des Bedauerns“ aus- gemacht. Dieses Hoch liegt kurz genug zu- Weniger Deals – aber trotzdem ein Rekord Eine Übernahme des Verbrauchersegments von GlaxoSmithKline könnte mehr als 54 Milliarden Dollar bringen. Seit dem Hype der Jahrtausendwende ist die Zahl der Übernahmeangebote deutlich zurückgegangen. Alleine die Merger-Szenarien rund um den Pharmakonzern GlaxoSmithKline könnten aber in einen 54 Milliarden US-Dollar schweren Deal münden. Das wäre dann ein Rekord. Quelle: Studie 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 Übernahmeangebote Anzahl der Angebote 2008 2006 2004 2002 2000 2018 2016 2014 2012 2010 1998 1996 1994 1992 1990 2009 2007 2005 2003 2001 2019 2017 2015 2013 2011 1999 1997 1995 1993 1991 Die Hoffnung hinter jeder Fusion oder Übernahme lautet dahingehend, dass das Ganze mehr ist als die Summe der bisherigen Teile. Um zu einem solchen Prozess zu kommen, muss man zuvor jedoch noch behavioristische Befindlichkeiten überwinden. N o. 4/2021 | www.institutional-money.com 167 T H E O R I E & P R A X I S | M&A

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