Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

abgeschnitten als der Markt (siehe Abbil- dung „Anhaltende Outperformance des Originals“) . Die bessere Rendite des Cle- ver-Ticker-Portfolios ging dabei nicht auf wenige Aktien zurück, denn seit 2006 konn- ten ganze 19 der 22 Titel outperformen. Weiterhin untersucht die Studie, ob die Ergebnisse auch für eine neuere Auswahl an NASDAQ-Aktien gelten. Dazu betrachteten zwei der Autoren unabhängig voneinander rund 13.000 Tickersymbole aller Unterneh- men, die gemäß CRSP-Datenbank zwischen 2006 und 2018 dort gehandelt wurden. Sie notierten jeden Ticker, der als clever und einprägsam angesehen werden könnte. Die Liste der Übereinstimmungen wurde erneut geprüft, um Symbole zu entfernen, die nur Abkürzungen des Firmennamens waren. Es verblieben 69 Ticker, aus denen insgesamt 237 Teilnehmer im Rahmen einer Online- umfrage die zehn cleversten beziehungswei- se einprägsamsten Kandidaten auswählten. Davon wurden schließlich die Top-20-Ak- tien mit den meisten Stimmen für die Ana- lyse verwendet (siehe Tabelle „Clevere Tickersymbole“) . Im Lauf der Zeit ver- schwanden auch hier einige Aktien wegen Übernahmen, Fusionen oder Pleiten, wäh- rend andere dazukamen. Das NASDAQ- Vergleichsportfolio änderte sich aber eben- falls, indem Aktien in den Index aufgenom- men oder aus ihm entfernt wurden. Insge- samt schnitt auch das neue Clever-Ticker- Portfolio von 2006 bis 2018 besser ab als das Marktportfolio. Von den ursprünglichen 20 Titeln erzielten 13 eine Outperformance gegenüber dem Vergleichsportfolio. Der ge- samte Renditeunterschied war jedoch deut- lich geringer als bei den früheren Ticker- symbolen (siehe Abbildung „Überrendite auch beim neuen Portfolio“) . Zudem war das Ergebnis nicht statistisch signifikant auf dem Fünfprozentniveau. PZZA, SHOO, XRAY Die cleveren Ticker zeichnen sich dadurch aus, dass sie einprägsamer sind als klassi- sche, eher langweilige Symbole. Hier be- ginnt auch die beste Theorie zur Erklärung des Effekts, wie die Forscher schreiben: Das Erinnerungsvermögen der Anleger an die Unternehmen wird durch clevere Ticker verbessert. Dass diese besser haften bleiben, scheint plausibel, wenn man davon ausgeht, dass unser Gedächtnis das Erfassen, Spei- chern, Behalten und Abrufen von Informa- tionen umfasst. Denn wenn Menschen ihre Erinnerungen kodieren, werden alle Elemen- te, aus denen sich diese zusammensetzen, neurologisch miteinander verbunden, wie die Autoren erklären. Zudem ist es bei einem cleveren Kürzel wahrscheinlicher, dass ein positives Gefühl von Kreativität hervorgeru- fen wird, wenn ein Anleger es liest oder davon hört. Auch wenn es nichts mit dem Erfolg oder den relevanten Kennzahlen des Unternehmens zu tun hat, kann dieses posi- tive Gefühl implizit mit der Aktie in Verbin- dung gebracht werden, wenn sich Anleger an sie erinnern. Mit anderen Worten: Ein cleverer Ticker kann irrational positive Emotionen verursachen und die jeweilige Aktie so als gute Investition erscheinen las- sen. Dieser Effekt wird anderen Studien zufolge verstärkt, indem emotional positiv belegte Erfahrungen besser erinnert werden als neutrale. Die höheren Renditen von Aktien mit cleveren Tickern können also auf zwei ähnlichen, aber unterschiedlichen Mechanismen beruhen: Zum einen sind sie generell einprägsamer als zufällige Sym- bole, und zum anderen führt die verstärkt positive Assoziation mit ihnen dazu, dass Anleger sie als bessere Investments erach- ten. Gleichzeitig handelt es sich bei den Tickern aber ganz klar um öffentlich ver- fügbare Informationen, sodass die höheren Renditen einen deutlichen Widerspruch zur Hypothese effizienter Märkte darstellen. Grundsätzliche Kräfte am Werk Ein cleveres Tickersymbol kann auf eine kreative und innovative Unternehmensfüh- rung hinweisen, aber auch als reiner Marke- tingtrick im Kampf um Aufmerksamkeit in- terpretiert werden. Die langfristige Outperfor- mance dieser Aktien deutet den Forschern zufolge aber darauf hin, dass es sich nicht um bloße Tricks und kurzfristige Effekte handelt, sondern dass grundsätzliche Kräfte amWerk sind. Zwar weist das Clever-Ticker- Portfolio eine höhere Volatilität auf, aber das spiegelt den Autoren zufolge wohl nur den Effekt wider, dass bei kleineren Port- folios grundsätzlich höhere Schwankungen zu erwarten sind. DR. MARKO GRÄNITZ Überrendite auch beim neuen Portfolio Absolute Entwicklung der neuen cleveren Ticker Dargestellt sind die Entwicklung des neuen Clever-Ticker-Portfolios sowie des CRSP Marktindex, die hier beide aus NASDAQ-Aktien bestehen. Wie zu sehen, konnte auch das neue Portfolio seit dem Jahr 2009 insgesamt outperformen. Das Alpha ist jedoch statistisch nicht auf dem 5-Prozent-Niveau signifikant. Quelle: Baer, N./Barry, E./Smith, G. (2019), The Name Game: The Importance of Resourcefulness, Ruses, and Recall in Stock Ticker Symbols, Pomona College Working Paper, S. 18 0 % 100 % 200 % 300 % 400 % 500 % 600 % Clever-Ticker-Portfolio Marktportfolio Performance 2013 2017 2019 2015 2011 2009 2007 2005 Durchschnittswerte der zwei Portfolios Mittlere tägliche Renditen und Standardabweichungen originales Clever- Neues Clever- Ticker-Portfolio Ticker-Portfolio 1984–2005 2006–2018 2006–2018 Durchschnittsrendite Portfolio 0,0918 % 0,0607 % 0,0537 % Standardabweichung Portfolio 1,2690 % 1,5054 % 1,6914 % Durchschnittsrendite Markt 0,0499 % 0,0350 % 0,0350 % Standardabweichung Markt 0,9788 % 1,2132 % 1,1914 % Die Tabelle zeigt die Durchschnittswerte der täglichen Renditen und Standard- abweichungen des originalen sowie des neuen Clever-Ticker-Portfolios. Die erkennbar höhere Volatilität spiegelt den Autoren zufolge wahrscheinlich überwiegend den Effekt wider, dass bei kleineren Portfolios höhere Schwankungen zu erwarten sind. Quelle: Baer, N./Barry, E./Smith, G. (2019), The Name Game: The Importance of Resourcefulness, Ruses, and Recall in Stock Ticker Symbols, Pomona College Working Paper, S. 16, 18 160 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | T I CKERSYMBOL E

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