Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

scher Indexeffekt“) . Für Indexaufnahmen in den S&P 500 und den Russell 2000 betrugen die Kursdifferenzen vom Tag der Ankündi- gung bis zum Tag der Anpassung markt- bereinigt im Durchschnitt 8,8 bezie- hungsweise 4,7 Prozent. Bei aus den Indizes entfernten Aktien waren es –15,1 beziehungsweise –4,6 Prozent. Das klingt erschreckend viel. Doch es ist zu berücksichtigen, dass es nur eine begrenzte Anzahl solcher An- passungen pro Jahr gibt und deren Gewicht im Index meist gering ist. Insgesamt kommt die Studie auf einen Effekt in Höhe von 21 bis 28 (S&P 500) beziehungsweise 38 bis 77 Basispunkten (Russell 2000). Für passive Anleger besteht das Problem darin, dass andere Akteure die Kurse zwischen Ankündigung und tatsächlicher Anpassung der Indizes systematisch zum eigenen Vorteil verschlechtern. Gleichzeitig müssen die Indexfonds aufgrund im- mer höherer verwalteter Vermögen kollektiv zunehmende Volumina hin- zukommender beziehungsweise ab- gehender Aktien kaufen beziehungs- weise verkaufen. Dabei haben sie wenig Spielraum, angekündigte Änderun- gen ebenfalls im Voraus umzusetzen, wenn sie den offiziellen Index genau abbilden möchten. Im Ergebnis müssen sie also rela- tiv teuer kaufen beziehungsweise billig ver- kaufen, bevor sich der Effekt dann wieder (teilweise) umkehrt. Lost in Noise Allerdings ist auch die Strategie, auf diese Weise von Indexanpassun- gen zu profitieren, nicht so einfach wie gedacht. Denn auf Indexarbi- trage spezialisierte Profis können die Anpassungen antizipieren, indem sie Berechnungen mit Prognosemodel- len anstellen und noch vor dem Tag der Ankündigung auf wahrscheinli- che Änderungen setzen. Und da die verschiedenen Akteure am Markt in Konkurrenz zueinander stehen, ent- wickelt sich das Ganze wie bei vie- len anderen Anomalien zu einem Wettrennen, wer zuerst beziehungs- weise am schnellsten am Drücker ist. Es ist also zu erwarten, dass schon vor der Ankündigung erste Preisef- fekte auftreten. Diese basieren aber lediglich auf mehr oder weniger ho- hen Wahrscheinlichkeiten. Deshalb wird das eigentliche Signal immer schwächer, je weiter die Anpassun- Die Fragen, ob und wie sich die Aktivitäten der ETFs und anderer passiver Investmentansätze auf Aktienmärkte auswirken, ist auch für aktive Anleger von Belang. Theoretisch müssten sich die Ein- und Ausstiege der Indexfonds in Form des „Indexeffekts“ zeigen, tatsächlich sind sie aber im ständigen Auf und Ab der Kurse kaum noch erkennbar. Stetiger Kursanstieg vor Indexaufnahme Deutliche Outperformance bei Ankündigung mit späterem Reversal Dargestellt ist die Entwicklung des durchschnittlichen marktbereinigten Börsenwerts der in den S&P 500 aufgenommenen Aktien. Dabei handelt es sich um 20-Tage-Intervalle in den 360 Tagen vor und nach Aufnahme im Zeitraum von Oktober 1989 bis Oktober 2009. Es zeigt sich ein stetiger Anstieg der relativen Marktkapitalisierung der Unternehmen vor Aufnahme in den Index. Im Zuge der Ankündigung erfolgte ein weiterer abrupter Anstieg, der sich dann im Lauf eines Jahres wieder erkennbar abbaute. Quelle: Kasch, M./Sarkar, A. (2012), Is There an S&P 500 Index Effect?, New York Fed Staff Report No. 484, S. 50 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 Mittlerer Wert im 20-Tage- Intervall vor Ankündigung der Aufnahme Relativer Kursverlauf Marktkapitalisierung relativ zum Gesamtmarkt 360 300 240 180 120 60 60 120 180 240 300 0 Handelstage vor und nach Ankündigung der Aufnahme N o. 4/2021 | www.institutional-money.com 149 T H E O R I E & P R A X I S | I NDEXE F F EKT E

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