Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

tischer Risiken am Aktienmarkt zu beteili- gen. Tatsächlich findet das Autorenquartett klare empirische Belege dafür, dass ein höheres Maß an politischer Unsicherheit die amerikanischen Haushalte dazu veranlasst, ihren Aktienbestand in Vorwahlzeiten abzu- bauen. Um die Auswirkungen der politi- schen Unsicherheit auf die Beteiligung der Haushalte am Aktienmarkt zu messen, set- zen die Autoren auf die Datenquelle „Sur- vey of Income and Program Participation“ (SIPP) auf Mikroebene. Dies ist eine Sammlung von Stichprobendaten, die in Haushalten bis zu vier Jahre lang erhoben werden. Ein Vorteil der Verwendung dieser Daten besteht darin, dass man fixe Effekte berücksichtigen und damit Probleme bezüg- lich bestimmter Haushaltseigenschaften, die über die Jahre konstant sind, einfangen kann. In den Teilstichproben einzelner Jahre werden zwischen 30.233 und 44.347 Haus- halte über einen Zeitraum von jeweils bis zu vier Jahren erfasst. Die SIPP-Erhebun- gen beruhen auf einem Kernsatz von Fragen zu demografischen Merkmalen, Beschäfti- gung und Einkommen sowie Unterneh- mensbesitz. Die gesamte Haushaltsstichpro- be umfasst 359.260 Haushaltsjahresbeob- achtungen für 152.095 einzelne Haushalte. Die Tabelle „SIPP-Daten“ enthält Statis- tiken zu den Haushaltsvariablen. Während des Stichprobenzeitraums von 1996 bis 2011 besitzen durchschnittlich 22,3 Prozent der Haushalte Aktien oder Investmentfonds, und ihre Aktienmarktinvestitionen machen im Durchschnitt 10,4 Prozent ihres liquiden Vermögens aus. Addiert man die Aktien aus diversen Altersvorsorgekonten hinzu, steigt der Prozentsatz auf 38,7 Prozent. Das mitt- lere Gesamtvermögen aller Befragten lag bei etwa 139.000 US-Dollar und damit deutlich über dem Median von 66.000 US- Dollar, was auf eine Rechtsschiefe in der Verteilung und eine erhebliche Vermögens- konzentration hinweist. Das mittlere liquide Vermögen liegt bei 32.000 US-Dollar und ist ebenfalls deutlich rechtsschief. Die Hauptquelle des nichtfinanziellen Vermö- gens der Befragten ist das Eigenkapital, das im Eigenheim gebunden ist. Was die Bil- dung anbelangt, so haben 39 Prozent der Befragten die High School abgebrochen, und etwa 70 Prozent haben kein College besucht. Was die Demografie betrifft, so sind 51 Prozent der Befragten weiblich, 53 Prozent sind verheiratet, und das Durch- schnittsalter beträgt 46,9 Jahre. Unter Verwendung von SIPP-Daten kon- struierten die Autoren zwei zusammenhän- gende Maße für die Beteiligung am Aktien- markt. Das erste Maß misst die Partizipa- tion, die eins ist, wenn ein Haushalt zu Beginn des Befragungsmonats Aktien einer Aktiengesellschaft oder Anteile eines In- vestmentfonds hält. Die zweite Messgröße, der „Aktienanteil in Prozent“, spiegelt den Wert der Aktienanlage als Anteil am gesam- ten liquiden Haushaltsvermögen wider, de- finiert als die Summe aus Aktienbesitz und sicheren Vermögenswerten wie Anleihen, Giro- und Sparkonten. SIPP-Daten enthalten Informationen über den Bundesstaat, in dem sich der Wohnsitz des einzelnen Haushalts befindet. Die Auto- ren nutzten diese Information und werteten die jeweiligen Gouverneurswahlen in den Bundesstaaten aus. Die Regierungen der Bundesstaaten haben einen erheblichen Ein- Auch private Anleger, die sich hinsichtlich einer bevorstehenden Änderung der politischen beziehungsweise wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen Sorgen machen, ändern ihr Risikoverhalten. Tendenziell verringern sie ihre Aktienpositionen, indem sie in Anleihen und Cash umschichten. N o. 4/2021 | www.institutional-money.com 113 T H E O R I E & P R A X I S | AKT I EN-GOUVERNEURE

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