Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

gen des Klimarisikos machen es für Pen- sionsfondsmanager noch schwieriger, denn das Klimarisiko lässt sich nur schwer absi- chern. Während das Klimarisiko – nicht zu- letzt aufgrund seiner Bepreisung (siehe Kas- ten Seite 106) – trotz der Komplexität der Thematik eine vergleichsweise simple Pro- blematik darstellt, präsentieren sich andere ESG-Themenkreise noch unübersichtlicher. Es ist nicht schwierig zu erkennen, dass ein Ölkonzern beim Thema Umwelt ein Pro- blem hat oder haben könnte. Wie soll man aber damit umgehen, dass ein Unternehmen wie Amazon wiederholt aufgrund seines Umgangs mit Unternehmenssteuern und Ar- beitnehmerrechten angegriffen wird bezie- hungsweise negative Schlagzeilen erntet? Reputationsrisiken Leider können Reputationsrisiken der Un- ternehmen, in die Pensionsfonds investieren, auch für Letztere schnell zu einem ernst zu nehmenden Problem werden. Die zuneh- mend öffentliche Diskussion über ESG-Ak- tivitäten von Unternehmen in sozialen Me- dien hat die Möglichkeit geschaffen, Fehl- tritte des Managements in diesen Bereichen anzuprangern, was zu erheblichen Auswir- kungen auf den Ruf der Unternehmen führt. Und natürlich können die Auswirkungen des Reputationsrisikos auf den Marktwert recht groß sein, wenn man bedenkt, dass der geschätzte Wert der immateriellen Ver- mögenswerte der Unternehmen im S&P 500 von etwa 17 Prozent im Jahr 1975 auf mittlerweile 90 Prozent im Jahr 2020 gestie- gen ist. In einer kürzlich durchgeführten Umfrage wurden Firmen gebeten, ihre drei wichtigsten Unterkategorien von immate- riellen Vermögenswerten, die über geistiges Eigentum und Information Assets hinausge- hen, zu benennen. Dabei gaben 69 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Beziehungen zu Dritten – etwa Kunden, Lieferanten, Zu- lieferer, Verkäufer und Lieferketten – am wichtigsten wären, während 47 Prozent ihre Marke als eine der drei wichtigsten Unter- kategorien der immateriellen Vermögens- werte bezeichneten. Die zwei genannten Arten von immateriellen Vermögenswerten wären besonders anfällig für Reputations- strafen, die gegen ein Unternehmen auf- grund von ESG-Kontroversen oder schlech- ten ESG-Praktiken verhängt werden. Ein weiterer Beleg dafür, dass das ESG-Repu- tationsrisiko von Bedeutung sein kann, ist die Tatsache, dass die meisten ESG-Rating- agenturen inzwischen Kontroversen in ihr Rating einfließen lassen, um sicherzustellen, dass ihre Kunden über die bestehenden Kontroversen informiert sind, die den Ruf eines Unternehmens beeinträchtigen können. Die auf ESG-Risiko-Ratings spezialisierte Morningstar-Tochter Sustainalytics erklärt beispielsweise, dass Ratings betreffend ESG- Kontroversen „Unternehmen identifizieren, die in Vorfälle und Ereignisse verwickelt sind, die aufgrund der potenziellen Auswir- kungen auf Stakeholder oder die Umwelt ein Geschäfts- oder Reputationsrisiko für das Unternehmen darstellen können“. Kontroversen-Ratings Aufgrund ihres Beitrags zu den ESG-Ri- siken eines Unternehmens sind die Kontro- versen-Ratings zu einem zentralen Bestand- teil der meisten ESG-Ratinganbieter gewor- den. So enthält beispielsweise eine Studie der EU-Kommission über nachhaltigkeits- bezogene Ratings einen Abschnitt über „Controversy Ratings“. Dieser Abschnitt verweist speziell auf die verschiedenen ESG-Ratingagenturen, die Warnungen be- treffend Kontroversen und Sentiment aus- senden, damit Investoren auf Verhaltens- weisen und Praktiken von Unternehmen Welche Risiken Institutionelle für besonders relevant halten Finanzielle Risiken liegen weit in Führung. Die befragten institutionellen Investoren mussten diese sechs Risiken nach ihrer Wichtigkeit sortieren. Das finanzielle Risiko wurde mit großem Abstand als am wichtigsten wahrgenommen. Dahinter verbergen sich aber andere Risiken wie das Klimarisiko, dessen Folgen sich dann in finanzieller Hinsicht bemerkbar machen. Quelle: Studie 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % Andere Umweltrisiken Klimarisiken Soziale Risiken Governance-Risiken Operationale Risiken Finanzielle Risiken Anteil 51 % 15 % 12 % 11 % 10 % 4 % Prozentanteil der Top-Risiken ESG als integraler Bestandteil umfassenden Risikomanagements Verschiedene Risikokomplexe im Rahmen von ESG weiten sich aus. Regulierungs- Reputations- Technologie- Ereignisrisiken risiken Klagerisiken risiken risiken  TEPCO/  EU-CO 2 -Emissions-  Klagen gegen  Glencore:  Elektromotor Fukushima ziele (z. B. Automobil-, US-Tabakindustrie Menschenrechts- verdrängt  BP / Deepwater Versorgerbranche) (206 Mrd. USD) verletzungen Verbrennungsmotor Horizon  Kosten der deutschen  Klagen gegen  Wilmar:  LED ersetzt  Libor-Skandal „Energiewende“ Banken Regenwaldabholzung Glühlampe  Volkswagen-  EU-Glühlampenverbot (> 300 Mrd. USD)  Hershey:  Erneuerbaren Skandal  „Phase-out“ des  Klagen gegen Kinderarbeit Energien ersetzen Verbrennungsmotors Automobilhersteller Kohlestrom Wie die Grafik von 2018 zeigt, standen Klimarisiken damals noch nicht hoch im Kurs. Das ist mittlerweile anders, die Klimarisiken sind zur größten Quelle der Besorgnis für institutionelle Langfristinvestoren geworden. Quelle: Union Investment Analysieren Vermeiden Verringern Verändern 102 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | E SG- DOWNS I DE - R I S I KO

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=