Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

wird. Die Antworten zeigen auch, dass die Mehrheit der Befragten der Meinung ist, dass einige Klimarisiken, etwa regulatori- sche Risiken, bereits eingetreten sind (siehe Grafik „Welche Risiken Institutionelle für besonders relevant halten“) . Dennoch ist das Klimarisiko noch nicht bei allen Markt- teilnehmern in vollem Umfang angekom- men. In den letzten Jahren lieferten Kapital- marktforscher immer öfter theoretische Belege dafür, dass das Klimarisiko einen großen Einfluss auf die Finanzmärkte haben sollte und möglicherweise falsch bewertet wird und dass Aktienmärkte das Klimarisi- ko unterbewerten und zu wenig darauf rea- gieren. Die US-Forscher Nora M. C. Pan- kratz und Christoph M. Schiller gelangten in einer im August dieses Jahres vorgeleg- ten Arbeit zum Ergebnis, dass Unterneh- men, die von der Klimaerwärmungsproble- matik stärker betroffen sind, mit Umsatz- und Ertragseinbußen konfrontiert sind. Ihre Conclusio: „Wir dokumentieren, dass Wetter- schocks an den Standorten der Zulieferer die operative Leistung der Lieferanten und deren Kunden reduzieren. Wenn die reali- sierten Schocks die Ex-ante-Erwartungen übersteigen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kunden bestehende Lieferantenbezie- hungen beenden, um sechs bis elf Prozent höher. (...) Die Kunden wählen dann Ersatz- lieferanten mit geringerem erwartetem Kli- marisikoexposure.“ In Bezug auf die Entwicklung von Unter- nehmenswerten gibt es Hinweise darauf, dass sich eine verstärkte Offenlegung von Klimarisiken darauf auswirkt. Das heißt, dass sich aus dem Maß, in dem Unterneh- men Klimarisiken ausgesetzt sind, deren Aktienrenditen prognostizieren lassen. Mit anderen Worten: Investoren erwarten von Unternehmen mit höheren Kohlenstoffemis- sionen eine höhere Risikoprämie. Branchen, für die man „regulatorische Klimaschocks“ erwarten muss, werden für Anleger unat- traktiver, und das hat auch Folgen für Un- ternehmensbewertungen. Ein weiteres mög- liches Problem für Investoren sind erste Be- lege dafür, dass sich der potenzielle Anstieg des Meeresspiegels bereits auf die Immobi- lienpreise auswirkt. Diese potenziellen Fol- Wer viele Jahrzehnte in die Zukunft denken muss, wie dies bei den meisten institutionellen Anlegern der Fall ist, betrachtet die ESG-Thematik in erster Linie im Hinblick auf die damit verknüpften Risiken. Die Palette dieser möglichen Probleme ist umfangreich, was den Umgang damit erschwert. N o. 4/2021 | www.institutional-money.com 101 T H E O R I E & P R A X I S | E SG- DOWNS I DE - R I S I KO

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