Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

D ie Motivation, in nachhaltige beziehungsweise nachhalti- ger arbeitende Unternehmen zu investieren, ist nicht bei allen Anlegern gleich. Magnus Jansson und Anders Biel von der schwedischen Uni- versität Göteborg gelangten in einer Untersuchung schon 2011 zu dem Er- gebnis, dass bei Privatanlegern neben altruistischen Gründen Ertragsgesichts- punkte im Vordergrund standen. Fonds- manager waren hingegen vor allem von Letzteren motiviert, während institutio- nelle Anleger primär von Risikoüberle- gungen getrieben waren. Diese Erkennt- nisse sind zehn Jahre alt, im Kern hat sich die Situation bisher aber nicht grundlegend verändert. Es ist vor allem der lange Anlagehorizont von Pensions- kassen und -fonds und anderen Alters- vorsorgeeinrichtungen, der den Risiko- aspekt der ESG-Thematik in den Vor- dergrund rückt. Da der Schutz des Ver- mögens eine wichtige Aufgabe von Pensionsfonds darstellt, sollten diese daher ein starkes Interesse daran haben, diese ESG-bezogenen Abwärtsrisiken zu identifizieren und anzugehen. Forschungsbedarf Wegen der Bedeutung dieses umfang- reichen Themenkreises nimmt auch die Beschäftigung der Kapitalmarktforschung damit zu. Immer mehr Arbeiten beleuchten die unterschiedlichen Aspekte der Proble- matik. Zu untersuchen gibt es dabei viel, denn allein die Anzahl der möglichen ESG- Risiken ist groß. Sie reicht von Reputations- risiken über Kapitalmanagement-, Prozess- und regulatorische Risiken bis hin zu Kor- ruptions- und Klimarisiken. Darüber hinaus können die klassischen Risikokomponenten wie etwa systematische Risiken, Tracking Error und Downside-Risiken von ESG-The- men unterschiedlich betroffen sein. Zusätz- lich erschwert wird der Umgang mit der Problematik dadurch, dass sich die Wichtig- keit einiger dieser Risiken im Lauf der Zeit verändert hat – man denke nur an das Kli- marisiko, das entscheidend an Bedeutung gewonnen hat. Auch bei anderen Risiken wie der Korruptionsproblematik kann die ESG-Brille eine bessere Möglichkeit bieten, die Auswirkungen der Risiken auf Pensions- portfolios zu untersuchen. Philipp Krüger von der Universität Genf, Zacharias Sautner, Professor für Finance an der Frankfurt School of Finance & Manage- ment, und Laura T. Starks, Professorin für Finance an der McCombs School of Busi- ness an der University of Texas in Austin, gehören zu dieser Forschergruppe. Sie be- fragten vor zwei Jahren 439 institutionelle Anleger über ihre Einschätzung des Klima- risikos für ihre Portfolios. Die Stichprobe war International gestreut und umfasste alle Arten von Großanlegern – von Banken über Asset Manager und Versicherungen bis hin zu Altersvorsorgeeinrichtungen. Die verwal- teten Vermögen der Umfrageteilnehmer be- tragen zwischen mindestens einer Milliarde und mehr als 100 Milliarden US-Dollar. In der Zusammenfassung ihrer Ergebnisse (siehe auch Kasten auf Seite 104) schreiben die Wissenschaftler: „Laut unserer Umfra- ge zur Wahrnehmung von Klimarisiken glauben institutionelle Investoren, dass Kli- marisiken finanzielle Auswirkungen auf ihre Portfoliounternehmen haben und dass diese Risiken, insbesondere regulatorische Risi- ken, bereits begonnen haben, sich zu mate- rialisieren. Viele der Investoren, insbeson- dere die langfristigen, größeren und ESG- orientierten, halten Risikomanagement und Engagement für den besseren Ansatz zur Bewältigung von Klimarisiken als Desinves- titionen.“ Die Mehrheit der Befragten gab an, dass sie einen Anstieg der globalen Temperatu- ren erwarten, und eine signifikante Anzahl glaubt, dass der Temperaturanstieg das Zwei-Grad-Ziel von Paris überschreiten Aufgrund ihres extrem langen Anlagehorizonts sind Altersvorsorgeeinrichtungen verstärkt den langfristigen Auswirkungen vieler ESG-Risiken ausgesetzt. Neben der Nutzung entsprechender Ratings kann man unter Umständen aber auch selbst an der Risikoverringerung mitwirken. Im Strudel der ESG-Risiken » Klimabezogene Downside-Risiken werden bereits heute gepreist, sie machen sich bei Hedgekosten bemerkbar. « Dr. Zacharias Sautner, Professor für Finance an der Frankfurt School of Finance & Management » Pensionsfonds sind sich der Langfrist- risiken in Bezug auf den Klimawandel bewusst und gehen dagegen an. « Laura T. Starks, Professor of Finance, University of Texas, Austin 100 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | E SG- DOWNS I DE - R I S I KO FOTO: © UNIVERSITY OF TEXAS, FRANKFURT SCHOOL OF FINANCE & MANAGEMENT, QUICKSHOOTING | STOCK.ADOBE.COM

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