Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

D er weltweite Siegeszug von Exchange Traded Funds (ETFs), egal ob im institutio- nellen Geschäft oder im Re- tailsegment, wird immer wieder als Revolu- tion in der Finanzindustrie bezeichnet – und das zu Recht. Anbieter solcher Produkte verwalten inzwischen weltweit die mit Ab- stand größten Vermögenswerte – wie auch aus dem großen Institutional Money Ranking hervorgeht (Anm.: Nächstes Ranking in Ausgabe 4/2021) . Das ruft aber nicht nur Applaus hervor. Mittlerweile gibt es relativ harte Evidenz, wonach Vanguard oder Blackrock zwar den Markt demokratisieren, ihn gleichzeitig in gewissen Situationen je- doch destabilisieren. Bei Marktschwächen und Panikverkäufen trennen sich die Anle- ger und Investoren nicht mehr nur von ein- zelnen Fonds oder Einzelaktien, sondern gleich von ganzen Indexfamilien, wodurch Einzeltitel, die allfällige Abschläge gar nicht verdient haben, mit ins Verderben gerissen werden. Das gilt auch im umgekehrten Fall: So können mittelmäßig gute Papiere durch die verstärkte Nachfrage nach einem Index- ETF mit nach oben gezogen werden, schlicht weil sie aufgrund ihrer sektoralen Charakteristik und entsprechender Markt- kapitalisierung in den entsprechenden – meist passiven – Produkten abgebildet sind. Wettbewerb und Qualität Doch wie wirkt sich die Flut an Produk- ten eigentlich auf die Qualität der Papiere selbst aus? Diese Frage stellen Céline Kharma von der Universität St. Gallen und Nicolas Eugster von der University of Queensland in ihrem Paper „Is Competition Beneficial? The Case of Exchange Traded Funds“, das dieses Jahr im „International Review of Financial Analysis“ veröffent- licht wurde. Laut Kharma existiert zu die- sem Thema kaum Forschung: „Soweit uns bekannt ist, gibt es dazu bislang nur eine einzige Studie von Box, Davis und Fuller aus dem Jahr 2019.“ Diese drei Autoren kommen in der Arbeit, die den nüchternen Titel „ETF competition and market quality“ trägt, zu dem Schluss, dass neue Eintritte in Wie wirkt sich steigender Wettbewerb auf ETF-Produkte aus? Kannibalisieren sie sich und rauben einander Liquidität oder beleben sie untereinander das Geschäft, indem sie insgesamt mehr Investoren in den Markt locken? Zwei Schweizer Forscher geben bemerkenswerte Antworten. Wettbewerb und Qualität im US-amerikanischen ETF-Markt Insbesondere nach der Finanzkrise hat sich die Qualität des ETF-Marktes verbessert. Tendenziell hat sich gemeinsam mit dem steigenden Wettbewerb auch die Qualität der US-ETFs verbessert. Stellt sich die Frage, ob es hier einen kausalen Zusammenhang gibt. Quelle: Studie -9 % -8 % -7 % -6 % -5 % -4 % -3 % -25 -20 -15 -10 -5 0 5 -1 0 1 2 3 4 5 6 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 Durchschnitt 10. Perzentile 90. Perzentile 2015 2010 2005 Log. Bid-Ask Spread 2015 2010 2005 Log. Illiquidität gem. Amihud 2015 2010 2005 Log. Handelsvolumen 2015 2010 2005 Wettbewerb zw. ETF (1-HHI) » Jeder neue Eintritt in den ETF-Markt zieht in Wirklichkeit einen Abtausch von positiven und negativen Auswirkungen nach sich. « Céline Kharma, Universität St. Gallen Qualität durch Quantität 88 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | E T F - KONKURR ENZ FOTO: © HURCA! | STOCK.ADOBE.COM

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