Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

sind angebots- und nachfragebasierte Erklä- rungsversuche zu registrieren. Die ange- botsbasierten Erklärungen konzentrieren sich auf die Ansicht, dass Finanzintermediä- re systematischen Kapitalschocks ausgesetzt seien und darüber hinaus Beschränkungen beim Funding unterlägen, die sie davon abhielten, etwa in Schwächephasen der Märkte Liquidität zur Verfügung zu stellen. Dies leiste dem Gleichlauf der Liquidität Vorschub und könne bis zum systemati- schen Austrocknen von Märkten führen. Im Gegensatz dazu fokussieren sich die nach- fragebasierten Erklärungen auf korreliertes Trading von institutionellen und privaten Investoren als Antwort auf ein gemeinsames Sentiment, idente Präferenzen oder Han- delssignale. Nachfragebasierte Erklärung Der Ansatz des Autorenquartetts Argawal, Hanouna, Moussawi und Stahel gehört zur Gruppe der nachfragebasierten Erklärungs- modelle für Liquiditätsgleichlauf. Insofern, als ETFs selbst im Sekundärmarkt genauso wie ihre Bestandteile gehandelt werden, un- terscheidet sich der Ansatz der vier Autoren von anderen Ansätzen, die ohne Handel im Sekundärmarkt auskommen. Argawal, Hanouna, Moussawi und Stahel nahmen an, dass der inhärente Arbitrage- Mechanismus bei Wertpapieren, die in hohem Ausmaß in ETFs stecken, zu einem Liquiditätsgleichlauf führt. Dieser Arbitrage- Mechanismus sorgt dafür, dass die Diffe- renz zwischen dem Preis des ETFs und dem Basket, bestehend aus dessen Bestandteilen, gering bleibt. Die sogenannten „Authorized Participants (APs)“ – also große Institutio- nen, die direkt mit dem ETF-Anbieter Ge- schäfte abschließen, um ETF-Anteile zu schaffen (Creation) oder zurückzukaufen (Redemption) – und andere Marktteilneh- mer arbitrieren Abweichungen zwischen dem Preis eines ETFs und dem Wert des Baskets an Indexbestandteilen weg. Falls der ETF während des Handelstages mit einem Aufschlag gehandelt wird, werden die APs ETFs leer verkaufen und gleich- zeitig Indexbaskets kaufen. Am Ende des Handelstages werden die APs ihre Short- Positionen decken, indem sie die Baskets an den ETF-Anbieter liefern und dafür im Gegenzug ETF-Anteile erhalten. Das Gegen- teil geschieht, wenn der ETF mit einem Abschlag zum Indexkorb gehandelt wird: APs kaufen ETF-Anteile und shorten Index- baskets. Am Ende des Tages lösen die APs ihre Positionen auf, indem sie ETF-Anteile zurückgeben und dafür Baskets erhalten. Auch andere Marktteilnehmer wie die Hochfrequenzhändler können diese Arbi- trage-Möglichkeiten dadurch nutzen, dass sie Long- oder Short-Positionen in ETFs eingehen und die gegenläufige Position in den Indexbestandteilen des ETFs beziehen. Als Ergebnis sind die Handelsaktivitäten der in dem nachgebildeten Index enthaltenen Wertpapiere miteinander verbunden und führen zu simultanem Handeln und damit zu einem größeren Liquiditätsgleichklang. Mehrere Fragestellungen beschäftigten die Autoren. Erstens: Wie wirkt sich die Tatsache, dass eine Aktie von ETFs gehal- Die Tatsache, dass Aktien verstärkt innerhalb von ETFs landen, wirkt sich auf grundlegende Eigenschaften dieser Papiere aus – nicht immer ist dies vonseiten der Investoren gewünscht. In jedem Fall sollte man diese Effekte kennen. N o. 3/2021 | www.institutional-money.com 83 T H E O R I E & P R A X I S | E T F - L I QU I D I T Ä T

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=