Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

F aktoren wie Momentum, Value oder Size haben in den institu- tionellen Investmentstrategien inzwischen weltweite Akzep- tanz erlangt. Diese ist im Aktienmarkt mitt- lerweile so weit fortgeschritten, dass sie mitunter in Kritik umschlägt – das Schlagwort vom „Faktorzoo“ ist inzwi- schen fast bekannter als die Namen der beiden Faktor-Päpste Fama und French. Bei Weitem noch nicht alles zum The- ma Faktoren ist jedoch gesagt, wenn es um andere Märkte als das Aktienseg- ment geht. Das gilt insbesondere für den für Institutionelle essenziellen Anleihen- markt. Gerade im Corporate-Bond-Seg- ment erscheint eine Anwendung von Fakto- ren naheliegend, geht es doch auch hier um Papiere, die von Unternehmen emittiert werden und deren Performance auf Gedeih und Verderb an den Erfolg des emittieren- den Unternehmens gebunden ist – das pro- pagiert unter anderem auch Raul Leote de Carvalho, bei BNP Paribas Deputy Head of the Quant Research Group. Bereits 2019 hat er als Co-Autor an „Factor Investing in Cor- porate Bond Markets: Enhancing Efficacy Through Diversification and Purification!“ mitgewirkt. Ein Jahr später hat er über den konzerneigenen Blog nachgelegt und Factor Investing in Corporate Bonds als „new kid on the block“ bezeichnet. Die These: „Diese Art des Managements ist bereit, abzuhe- ben.“ Im Positionspapier selbst hat er aber auch beschrieben, aus welchen Gründen Faktorstrategien im Corporate-Markt schwer zu implementieren sein könnten. Ei- ner der Hauptgründe liegt dabei in den vie- len unterschiedlichen Laufzeiten und Aus- gestaltungen, die Papiere desselben Emit- tenten aufweisen, wodurch die Risiken nicht nur unterschiedlich sind, sondern sich auf- grund der sich ändernden Restlaufzeiten auch andauernd wandeln – derartige Kom- plexität dann noch über ein Faktor-Overlay zuzuspitzen, erhöht die Eintrittsschwelle be- trächtlich. „Hinzu kommt, dass Anleihen anders als Aktien oft in fragmentierten und intransparenten Over-the-Counter (OTC)- Märkten gehandelt werden“, wie Carvalho erklärt. All das sind Handicaps, die auf das deutlich größere Bond-Segment, nämlich Faktorstrategien haben sich im Aktiensegment auf breiter Front durchgesetzt. Akademiker und Praktiker interessieren sich inzwischen auch für extrem langfristige Anwendungen am Anleihenmarkt. 220 Jahre globale Rendite Fallende Renditen als markantes Charakteristikum der vergangenen 40 Jahre Die weltweiten zehnjährigen Renditen waren über die vergangenen 220 Jahre diversen Zyklen ausgesetzt. Studiert man diesen gesamten Zeitraum, wird klarer, wie sich Anleihen in unterschiedlichen Szenarien verhalten. Quelle: Studie 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 12 % 14 % Durchschnittliche 10-Jahres-Rendite Rendite 1900 1880 1860 1840 1820 1800 2000 2020 1980 1960 1940 1920 Schlaue Kombination Starker Ertragszuwachs bei vertretbarer Zunahme des Risikos Der Markt weist zwar als „pure play“ ein etwas geringeres Risiko aus als eine Kombination aus Markt und Multi-Faktor-Strategie. Das Ausmaß des Ertragsgewinns kompensiert dieses Manko aber mit Leichtigkeit. Quelle: Studie 3,0 % 3,5 % 4,0 % 4,5 % 5,0 % 5,5 % 6,0 % 9,0 % 8,5 % 8,0 % 7,5 % 7,0 % 6,5 % 6,0 % 5,5 % 5,0 % Multi-Faktor-Bonds Multi-Faktor-Bonds Markt Ertrag p.a. Standardabweichung Bei Aktien Anleihe genommen » Oft werden nur historisch spezielle Episoden ohne große Krisen, Rezessionen oder Inflation beschrieben. « Guido Baltussen, Erasmus School of Economics, Robeco Institutional AM 76 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | FAC TOR I NVE S T I NG BONDS FOTO: © ROBECO, WHYFRAMESHOT | STOCK.ADOBE.COM

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