Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

Länder“, wie die Ministerin Österreich geo- grafisch definiert, wird auch gern mit Lis- sabon telefoniert. Fällt der Begriff „Schul- denunion“, versteift sich die Ministerin kör- perlich und geht mit Berlin auf eine Linie. Wie dieser neue Kurs in Europa ankommt, wie die Europaministerin die Krisenmög- lichkeit der Union beurteilt und wie weit die Integration der EU aus ihrer Sicht gehen kann und soll, hat Edtstadler im Gespräch mit Institutional Money erläutert. Frau Ministerin, wir befinden uns gerade in der vierten Welle. Hat die EU aus ihren Fehlern zu Beginn der Pandemie gelernt? Was war aus Ihrer Sicht die Ursache der zu Beginn teils konfus wirkenden Gegenmaß- nahmen? Karoline Edtstadler: Die Union hat viel dazu- gelernt. Man darf ihre Verdienste in der Krise auch nicht kleinreden. Wer hätte bei Ausbruch der Pandemie damit gerechnet, dass in Europa binnen weniger Monate vollkommen neuartige Impfstoffe ent- wickelt, produziert und ausgerollt werden und europaweit inzwischen 70 Prozent der Europäerinnen und Europäer zumindest ein- mal geimpft sind? Gerade bei Ausbruch der Pandemie wirkte die EU überfordert. Die Mitgliedsstaaten verfolgten nationale Kurse, es wurde um Impfstoffquoten gestritten, Grenzen wurden geschlossen … Karoline Edtstadler: Gesundheit ist eine natio- nale Angelegenheit. Sicherheit ist eine na- tionale Angelegenheit. Das hat zu einzel- staatlichen Lösungsversuchen geführt und war der falsche Weg. Mittlerweile hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass man in Europa gerade dann zusammenarbeiten muss, wenn man mit Problemen konfron- tiert ist, die allein nicht zu lösen sind. Das trifft sowohl auf die Covid-19- wie auch die Migrationskrise zu. Einzelstaatliche Kompetenzen sollten also delegiert oder aufgeweicht werden? SCH ÜBERSETZT « » Gesundheit ist eine nationale Angelegenheit. Sicherheit ist eine nationale Angelegenheit. Das hat zu einzelstaatlichen Lösungsversuchen geführt und war der falsche Weg. « Karoline Edtstadler, Österreichische Bundesministerin für EU und Verfassung, zur Anfangsphase der Pandemiebekämpfung in Europa N o. 3/2021 | www.institutional-money.com 71 T H E O R I E & P R A X I S | KAROL I NE EDT S TADL E R | BUNDE SMI N I S T E R I N FÜR EU

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