Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

Stuart Dunbar: Ja, aber mit Sicherheit nicht mit Blick auf einzelne Quartale! Es wird intern nicht einmal zu Diskussionen über solche Berichte kommen. Zum anderen wäre es furchtbar, wenn unsere Fondsmanager auf- grund von dermaßen kurzfristigen Betrach- tungen ins Grübeln über ihre eigene Strate- gie gerieten. Oder wenn sie auch nur einen Moment lang darüber nachdenken würden, ob sie eine bestimmte Position in ihrem Portfolio vielleicht besser verkaufen sollen, nur weil die entsprechende Aktie nach ei- nem Kursrückgang um vielleicht 20 oder auch 30 Prozent eventuell noch weiter fal- len könnte. Wir denken, so ist es nicht, Wir sind uns bewusst darüber, dass es bei einem unserer Fonds, der auf ein möglichst hohes Wachstum seiner Zielinvestments ausge- richtet ist, für eine kurze Zeitspanne durch- aus zu einem Wertrückgang von 30 oder 40 Prozent, eventuell sogar mehr kommen kann. Das müssen wir ganz einfach akzep- tieren, weil es in diesem Sektor nun einmal dazugehört. Aber deshalb werden wir doch nicht unsere Strategie ändern, wenn wir nach wie vor davon überzeugt sind. Im vergangenen Jahr gehörte Ihre Gesell- schaft mit gleich mehreren Produkten zu den Top Ten der besten Aktienfonds welt- weit. Selbst wenn das nicht für alle Ihre Produkte gilt, scheinen einige diesen Er- folgsweg auch im laufenden Jahr fortsetzen zu können. Worin besteht Ihr Investmentge- heimnis? Stuart Dunbar: Natürlich freuen auch wir uns über ein hervorragendes Ergebnis, wie wir es im Jahr 2020 erzielen konnten. Aber hin- ter unserem Erfolg gibt es nicht das große Investmentgeheimnis, nach dem Sie fragen. Denn genau genommen sind diese Ergeb- nisse eher zufällig zustande gekommen. Eine Performance von zum Teil mehr als 100 Prozent in einem Jahr soll ein Zufalls- treffer sein? Das müssen Sie schon ein wenig erläutern. Stuart Dunbar: Durch das Aufkommen der Coronakrise sind unsere längerfristigen Erwartungen in Bezug auf Veränderungen in der Welt sehr viel schneller eingetreten als erwartet. Und so erfreulich das auch sein mag, ist mir dennoch wichtig zu betonen, dass wir nicht auf einen besonders hohen Kurzfristerfolg aus sind. Unser Investment- horizont liegt vielmehr auf Zeiträumen von fünf bis zehn Jahren. Daher freue ich mich sehr viel mehr über die Ergebnisse, die wir über diese langfristigen Zeiträume erzielt haben. Die konkret wie aussehen? Stuart Dunbar: Mit den meisten unserer Stra- tegien haben wir den jeweiligen Vergleichs- markt in den letzten sieben Jahren um 50 bis 100 Prozent übertroffen. Das hat für uns eine sehr viel größere Bedeutung als eine zugegeben sehr gute Performance über eine Zeitspanne von zwölf oder 18 Monaten. Unser Ziel ist nicht, stets ein kleines biss- chen besser zu sein als ein Index oder eine Benchmark. Wir versuchen vielmehr, groß- artige Unternehmen zu finden, die über die besagten langfristigen Zeiträume stark wachsen können. Deshalb hat eine in der jüngeren Zeit zum Teil extrem starke Per- formance unsere Aufgabe im Prinzip sogar ein wenig schwieriger gemacht. Inwiefern? Stuart Dunbar: Weil inzwischen auch viele andere Marktteilnehmer das Potenzial von Unternehmen wie Zoom, Shopify oder anderen Unternehmen erkannt haben, die von einer durch die Covid-19-Pandemie grundlegend veränderten Welt profitiert haben und dadurch enorm gewachsen sind. » Wir versuchen, großartige Unternehmen zu finden, die über langfristige Zeiträume stark wachsen können. « Stuart Dunbar, Baillie Gifford 64 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | S TUAR T DUNBAR | BA I L L I E G I F FORD FOTO: © MIKE WILKINSON

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=