Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

Kenneth French: In der Asset Management In- dustrie herrschte damals eine für die meis- ten Marktteilnehmer verwirrende Vielfalt an unterschiedlichen Vorstellungen in Bezug darauf, was zum Beispiel unter einer eher wachstumsorientierten oder einer eher er- tragsorientierten Anlagestrategie tatsächlich zu verstehen sei. Hinter Begriffen wie „Growth“ oder „Income“ verbargen sich zum Teil stark voneinander abweichende Konzepte. Das hat uns im Grunde dazu ver- anlasst, anhand von am Markt vorhandenen Daten danach zu suchen, was eigentlich die wirklich wesentlichen Faktoren sind, die die zu erwartende Rendite einer Aktie systema- tisch beeinflussen. Was sind aus Ihrer Sicht als Co-Autor die wesentlichen Erkenntnisse, die Ihre Arbeit hervorgebracht hat? Kenneth French: Unsere frühen Arbeiten zu diesem Thema zeigten, dass Unternehmens- größe und das Verhältnis von Buchwert zu Marktwert eines Unternehmens in Bezie- hung zu erwarteten Renditen stehen. Geben Sie uns ein Beispiel. Kenneth French: Wir konnten zeigen, dass mithilfe von entsprechenden Regressions- analysen interessante Fragen beantwortet werden können. Nehmen wir zum Beispiel an, sie wollten einen Manager analysieren, der behauptet, einen Large-Cap-Growth- Ansatz zu verfolgen. Unsere regressionsba- sierte Methodik versetzt uns in die Lage, zu überprüfen, ob tatsächlich der Großteil der Rendite mit entsprechenden Investments in hochkapitalisierten Wachstumswerten er- zielt wurde oder ob die realisierte Rendite stattdessen durch die Beimischung von hö- her rentierlichen Nebenwerten erzeugt wur- de. Solche und ähnliche Fragen lassen sich mit unserem Modell beantworten. Sie haben im Laufe der Zeit eine Vielzahl an unterschiedlichen Faktoren untersucht. 2014 haben Sie und Eugene Fama Ihr Mo- dell sogar um zwei weitere Faktoren erwei- tert. Was macht einen guten Faktor aus, und welche Faktoren haben sich als besonders relevant und stabil erwiesen? Kenneth French: Auch wenn wir eine ganze Reihe von Faktoren unter die Lupe genom- men haben: Am Ende haben wir in unserer Arbeit von 2014 lediglich zwei Faktoren hinzugefügt, seither sprechen wir von einem Fünf-Faktoren-Modell. Neu hinzugekom- men ist zum einen der Aspekt, dass Unter- nehmen, die heute höhere Profitabilitäts- kennzahlen aufweisen, in der Zukunft ten- denziell höhere durchschnittliche Renditen erzielen. Der fünfte Faktor, „Investment“, besagt, dass Unternehmen mit gegenwärtig hohen internen Investitionen dazu tendieren, in der Zukunft geringe Renditen zu haben. Sie haben sich eingangs dagegen verwahrt, zu den Initiatoren für den enormen Aufstieg und das explosive Wachstum von Faktorin- vestments zu gehören. Aber hat Smart Beta tatsächlich einen Mehrwert für Anleger ge- schaffen oder ist es nicht eher ein großer Hype, dem einfach nur viele Marktteilneh- mer gefolgt sind? Kenneth French: Zumindest lässt sich sagen, dass Smart Beta – meines Erachtens imWe- sentlichen ein Marketingbegriff für das In- vestieren auf der Basis von Faktoren – An- legern einen Weg bietet, auf eine organisier- te Art und Weise über Renditen und Risiken in ihren Portfolios nachzudenken und zwi- schen diesen abzuwägen. Dies kann eine wesentliche Verbesserung darstellen im Ver- gleich zu der im Grunde planlosen Vorge- » Wir konnten zeigen, dass mithilfe von entsprechenden Regressionsanalysen interessante Fragen beantwortet werden können. « Kenneth French, Dartmouth College 42 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | PROF. K ENNE TH F R ENCH | DAR TMOUTH COL L EGE FOTO: © KATHY TARANTOLA

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