Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

Kenneth French: „In der Asset-Ma- nagement-Industrie herrschte damals eine für die meisten Marktteilnehmer verwirrende Vielfalt an unterschied- lichen Vorstellungen in Bezug darauf, was zum Beispiel unter einer eher wachstumsorientierten oder einer eher ertragsorientierten Anlagestrategie tatsächlich zu verstehen sei.“ F ast 30 Jahre lang hat das vom Finanzwissenschaftler William F. Sharpe entscheidend mitge- prägte Capital Asset Pricing Model (CAPM) die Art und Weise be- stimmt, wie man über die Beziehung von erwarteter Rendite und Risiko von Wertpa- pieren gedacht hat. Das CAPM ging davon aus, dass es das Beta des Marktes ist, mit dem sich der Ertrag eines Portfolios oder einer einzelnen Aktie im Vergleich zum Gesamtmarkt erklären ließe. Erst im Jahr 1992 wurde die CAPM-Hypothese entschei- dend erweitert. Damals veröffentlichten die beiden Wissenschaftler Eugene Fama und Kenneth French die Ergebnisse ihrer später als das Drei-Faktor-Modell bekannt gewor- denen Arbeit und revolutionierten damit die bis dahin geltende Auffassung, indem sie zeigten, dass neben dem Beta auch die beiden Faktoren Unternehmensgröße und Buchwert Einfluss auf die erwartete Rendite von Aktien haben. Wir haben mit Kenneth French über seine Arbeiten gesprochen. Herr Prof. French, das bahnbrechende Paper, das Sie gemeinsam mit Eugene Fama im Jahr 1992 veröffentlicht haben, hat die Art und Weise verändert, wie wir die Aktien- märkte betrachten, und eine ganze Branche von Faktorinvestments und Smart Beta her- vorgebracht. Welche Ideen haben sich heu- te, Jahrzehnte später, bewährt, und was sind die wichtigsten Entwicklungen seither? Kenneth French: Bevor ich auf Ihre Frage nä- her eingehe, muss ich Ihnen sagen, dass Sie uns zu viel Ehre zuteil werden lassen, wenn Sie Eugene Fama und mich zu den Initia- toren des Factor Investings erheben. Es gab schon eine Reihe von wissenschaftlichen Aufsätzen zu der Idee, Investmententschei- dungen auf der Grundlage von Faktoren zu treffen, bevor wir unseren Aufsatz über das Drei-Faktor-Modell veröffentlicht haben. Was hat Sie und Eugene Fama eigentlich ursprünglich zur Entwicklung des Drei-Fak- toren-Modells veranlasst? Kenneth French , Professor am Dartmouth College in New Hampshire, erläutert im Interview, warum das Drei-Faktor-Modell im Jahr 2014 um zwei Faktoren erweitert wurde. Und worin der ganz eigene Wert von Smart Beta liegt. » DIE KOSTEN MACHE 40 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | PROF. K ENNE TH F R ENCH | DAR TMOUTH COL L EGE FOTO: © KATHY TARANTOLA

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