Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

dem Versicherungsmarkt veröffentlicht. Mithilfe des Diskussionspapiers will sich die EIOPA Rückmeldungen aus dem Markt und von Stakeholdern über die Chancen und Risiken von Blockchain und Smart Contracts einholen. Neben verschiedenen Definitionen stellt EIOPA in dem Papier auch einen europäischen Ansatz vor, wie mit Blockchain-Anwendungen im Versiche- rungssektor verfahren werden könnte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kryptowährungen und die Blockchain- Technologie für alle Marktteilnehmer eine große Herausforderung darstellen. Das gilt insbesondere für die Banken, denn sie müssen befürchten, dass hier eine effiziente und kostengünstige Konkurrenz entsteht. Wertpapierbörsen müssen herausfinden, wie sie mit der Blockchain arbeiten können. Viele haben ihre Inkubatoren, um möglichst nah am Geschehen zu bleiben. In den Schu- hen von Zentralverwahrern wie Clearstream oder Euroclear möchte man derzeit nicht stehen, denn durch digitale Ledger-Techno- logien können neue, dezentrale Strukturen entstehen, die gerade Zentralverwahrer obsolet werden lassen. Aber notgedrungen bleiben auch sie am Ball. So berichtete Clearstream im Juni über ein Experiment, bei dem digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC) herausge- geben und mithilfe einer Blockchain und existierenden Strukturen wie Target-2-Secu- rities (T2S) transferiert wurde. ANKE DEMBOWSKI Iznes-Plattform macht Transfer Agents überflüssig Iznes ist eine paneuropäische Aufzeichnungsplattform für Fondsanteile, die die Blockchain-Technologie des britischen FinTech-Unternehmens SETL nutzt. Die Initiative wurde 2017 von sieben Asset Managern (OFI AM, Lyxor, Grou- pama AM, Arkéa, La Banque Postale AM, La Financière de l’Echiquier, Candriam) und institutionellen Investoren wie Generali Life oder Apicil ins Leben gerufen. Bereits im März 2019 hat Iznes mit der Verarbeitung erster Live-Transaktionen begonnen und ermöglicht dabei Anle- gern und Distributoren, Fondsanteile über eine direkte Verbindung mit der Fondsgesellschaft zu zeichnen und zurückzugeben. „Sobald ein Investor eine Transaktion auf unserer Blockchain durchführt, ist das ‚proof of ownership‘. Dadurch werden der Transfer Agent, die Verwahrstelle sowie zentrale Clearingstellen wie Euroclear oder Clear- stream überflüssig“, erklärt Christophe Lepitre. Er ist seit 2019 CEO von Iznes. Ein Wertpapierdepot, um Fondsanteile zu halten, sei dann nicht mehr nötig. „Das hilft, Transak- tionskosten zu senken. Wenn wir die Buchhaltung über die Fondsanteile führen, ist das etwa 30 bis 50 Prozent günsti- ger als bei den üblichen Verwahrstellen“, so Lepitre, „und Transaktionskosten für den Kauf oder Verkauf von Fonds- anteilen berechnen wir gar keine.“ Reguliertes Unternehmen Auf der Plattform können alle UCITS-Fonds zum Vertrieb registriert werden, die in Frankreich, Luxemburg oder Irland domiziliert sind. „In diesen Ländern haben wir bereits vom jeweiligen Regulator die Erlaubnis für unsere Tätigkeit als Investmentgesellschaft erhalten. In Deutschland müssen wir leider noch warten, bis die dortige Regulierung so weit ist, dass wir eine Erlaubnis erhalten können“, meint Lepitre, „allerdings können deutsche Investoren natürlich unsere Plattform schon nutzen.“ Neben UCITS-Fonds lassen sich seit Juli 2021 auch Immobilienfonds auf Iznes handeln und verwahren. „Andere AIFs können wir bisher noch nicht handeln. Unser Plan ist, dass wir nächstes Jahr auch Pri- vate-Equity-, Private-Debt- und Infrastrukturfonds auf unse- rer Plattform handeln können“, gibt Lepitre Einblick in die weitere Entwicklung. Die Investoren, die bereits die Plattform nutzen, würden kaum bemerken, dass eine Blockchain genutzt wird, meint Lepitre. „Im Prinzip tauschen wir lediglich Informationen über Orders und Cash-Management aus. Dazu nutzen wir dieselben Protokolle, die Investoren und ihre Banken beziehungsweise Asset Manager sonst auch nutzen, etwa SWIFT.“ Die Kunden könnten genau nachverfolgen, in welcher Bearbeitungsstufe sich ihre Order befindet. Allein das sei bereits eine Verbesserung zu den bislang üblichen Orderverfahren für Fondsanteile. Als Erster hat OFI Asset Management das Iznes-System in einer Reihe von Versuchen mit ausgewählten Kunden eingesetzt. „Mittlerweile schließen sich auch Groupama AM, La Financière de l’Échiquier und Arkéa Investment Services sowie weitere Firmen der Iznes-Initiative an“, freut sich Lepitre. Die meisten Kunden starten mit kleineren Beträgen. Wenn sie dann für einige Wochen die Plattform genutzt haben und alles funktioniert, transferieren sie auch den Rest der Assetklasse zu Iznes, ist seine Erfahrung. „Insbesondere jene Investoren, die aus dem Industrie- bereich kommen, haben kaum Berührungsängste zur Blockchain; die nutzen selbst diese Technologie für ihre Lieferketten“, beobachtet Lepitre. Unternehmen aus der Finanzbranche wären hingegen vorsichtiger und würden viele Fragen stellen, bevor sie die Plattform nutzen. Wachsendes Transaktionsvolumen Bisher verbucht Iznes täglich rund 100 Transaktionen, und das Buchhaltungssystem enthält etwas mehr als vier Milliar- den Euro in Fondsanteilen, die Investoren auf der Platt- form halten. „Seit dem offiziellen Start der Plattform im Juni 2020 haben wir rund 25 Milliarden Euro umgesetzt“, erklärt Lepitre. „Aktuell haben wir zehn Asset Manager und fünf Investoren, mit denen wir arbeiten. Wir erhalten aber viele weitere Anfragen.“ Hoher Energieverbrauch? Fehlanzeige! „Wir benutzen eine private Blockchain. Die ist schneller, weniger energieintensiv und dadurch deutlich günstiger als die öffentlichen Block- chains“, meint Lepitre. „Unsere hocheffiziente und sichere Blockchain-Technologie erhöht zudem die Transparenz, optimiert den operativen Workflow und ermöglicht über die Zeit die Entwicklung weiterer neuer Mehrwertdienste“, ist Lepitre überzeugt. Ein ähnliches Blockchain-Projekt gibt es auch in Luxem- burg: FundsDLT. Es wurde 2016 von Luxembourg Stock Exchange und Fundsquare ins Leben gerufen. Mittlerweile gehören auch Clearstream, Credit Suisse Asset Manage- ment und Natixis Investment Managers zum FundsDLT- Investorenkreis. Workflow mit Iznes Der Transfer Agent wird überflüssig, das senkt die Transaktionskosten beim Kauf und Verkauf von Fondsanteilen. Die Iznes-Lösung ermöglicht es Anlegern und Distributoren, Fondsanteile über eine direkte Verbindung mit der Fondsgesellschaft zu zeichnen und zurückzugeben. Quelle: Iznes Erteiler der Order* Depotführende Stelle Wertpapier Depot XXX Zentral- verwahrer Transfer Agent Depotbank Fonds- register Fonds- register Blockchain-Plattform * Kauf oder Verkauf von Anteilen an einem OGA Erteiler der Order* 278 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | KR Y P TO - I NVE S TMENT S

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