Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

währungen an. Drei Prozent wollen dies noch nachholen, und 23 Prozent denken über ein Engagement nach. Aber fast zwei Drittel (65 Prozent) von ihnen schließen Geldanlagen in Krypto-Assets auch für die Zukunft aus. Das sind die Ergebnisse einer diesjährigen Umfrage unter 160 unabhän- gigen Finanzportfolioverwaltern durch das Institut für Vermögensverwaltung (InVV) der Technischen Hochschule Aschaffenburg. Hedgefonds interessiert Hedgefondsmanager sind hier etwas offener. So fand der niederländische Fondsdienstleister Intertrust in einer Umfrage heraus, dass Hedgefondsma- nager planen, ihre Kryptoinvestments bis 2026 deutlich zu erhöhen. Die 100 befrag- ten Finanzvorstände von Hedgefonds aus Nordamerika, Europa und Großbritannien erwarten, dass ihre Fonds in fünf Jahren durchschnittlich 7,2 Prozent des Vermögens in Kryptowährungen halten. 17 Prozent ge- hen von einem Krypto-Anteil von mehr als zehn Prozent aus. Institutionelle Investoren sind in Sachen Krypto-Token bisher zwar interessiert, aber in ihrem realen Tun noch zurückhaltend. „Mit unseren Kunden haben wir sehr wenig Anknüpfungspunkte zur Diskussion über Kryptowährungen gehabt, außer einer Fas- zination“, sagte Blackrock-Gründer Larry Fink in der CNBC-Sendung „Squawk Box“. Ähnliches beobachtet Thomas Meyer, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der Wertgrund Immobilien AG, der bereits eine Token-Entwicklung durchgeführt hat (siehe Kasten „Wertgrund Immobilien AG“) . „In- stitutionelle Investoren finden die Technolo- gie faszinierend, aber sie trauen sich noch nicht, tatsächlich Token zu erwerben“, stellt er fest. „Den Vorteil des Token für Investo- ren transparent darzustellen war in der Tat schwierig. Sie haben für sich keinen signi- fikanten Mehrwert daran erkannt. Der Spe- zialfonds ist ihnen einfach vertrauter.“ Regulierung zieht nach Völlig unbeteiligt warten wollen die meisten allerdings auch nicht. Auf der einen Seite geht es darum, nicht den Anschluss zu verlieren, auf der anderen Seite will man nicht viel riskieren. Entsprechend bewegen sich Investoren, Regulatoren und Anbieter vorsichtig tastend auf dem neuen Terrain, und die Fortschrittlichen testen schon ein- mal mit einzelnen Projekten, wie es gehen könnte. Drei Pioniertaten sind auf diesen Seiten in den Kästen unten beschrieben. Parallel zu den ersten Deals, die bereits über Blockchains abgewickelt werden, wer- » Institutionelle finden die Technologie faszinierend, aber sie trauen sich noch nicht, tatsächlich Token zu erwerben. « Thomas Meyer, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der Wertgrund Immobilien AG Linus Digital Finance: Real Estate Loans in der Blockchain Einer der Pioniere ist Martin Cichowski, Head of Product & Technology bei Linus Digital Finance. Sein Haus bietet Finanzierungen für Immobilienprojektentwicklungen an. „Wir prüfen jedes Projekt sehr genau, weniger als zwei Prozent halten unserer kompromisslosen Prüfung stand. Sind wir von einem Projekt überzeugt, bieten wir es unse- ren Senior Partnern an. Dabei bleiben wir selbst immer mit einem Teil investiert, behalten also Skin in the Game“, erklärt Cichowski. Bei den Senior Partnern handelt es sich um Banken, Versicherungen und Family Offices, die sich mit Investitionssummen von meist jeweils drei bis fünf Millionen Euro beteiligen. „Ziel ist es, unsere Aktivitäten effizienter und digitaler zu gestalten. Dazu wollen wir prozessual weg vom Papier. Daher haben wir 2020 einen digitalen Markt- platz für Private-Debt-Investments im Immobilienbereich auf die Beine gestellt“, erklärt Cichowski. Insofern hat sich Linus vom Club-Deal-Organisator zu einem digitalen Marktteilnehmer entwickelt. Aber Linus ging noch einen Schritt weiter. „Im März dieses Jahres haben wir unser erstes Projekt komplett digital und in Verbindung mit einer Blockchain auf die Plattform gebracht“, erzählt Cichowski. Dabei ging es um den Access Tower in Frankfurt, der zur Preos-Gruppe gehört. „Wir haben den gesamten Deal in der Ethereum-Blockchain aufgesetzt. Dazu haben wir das Projekt mit einem Ethe- reum-Token zu einem Smart Contract verknüpft. Wenn man den Token überträgt, wird der Besitz des Projekts über- tragen“, erklärt Cichowski. Verwahren können die Inves- toren ihre Token beim Berliner Fintech-Unternehmen Upvest, das die Wallets für die Token-Verwahrung bereit- stellt. Cichowski gibt zu, dass dieser erste komplett digitale Deal mehr Arbeit gemacht hat als die traditionellen Deals, die Linus sonst abwickelt. „Klassische Regelungen im Vertrieb von Finanzprodukten wie Geldwäscheregelungen, Mifid II und alles Weitere gelten ja unabhängig von der Technolo- gie, die man nutzt. Aber wir wollten selbst erfahren, wie es funktioniert, wollten daraus lernen und außerdem sehen, wie unsere Zielgruppe darauf reagiert“, so Cichowski. Kunden quasi in die Blockchain gezwungen Bis auf einen sind alle Investoren mitgegangen. „Allerdings haben uns unterwegs viele Investoren gefragt, ob sie den Prozess nicht lieber in der traditionellen Papierform machen können“, verrät Cichowski. Einige neue Marktteil- nehmer seien nur wegen der Blockchain auf Linus zuge- kommen. „Sie waren interessiert, haben am Ende aber nicht investiert. Wirklich gezeichnet haben High-Net-Worth Individuals, keine Banken oder Versicherungen. Letztere brauchen die komplette Infrastruktur und wollen die Token in ihr gewohntes Depot einbuchen. Aber die haben ja größtenteils noch keine Krypto-Wallets“, beobachtet Cichow- ski. Für ihn hat sich die Erfahrung gelohnt, und er hat folgende Erkenntnisse aus dem Experiment gewonnen: n Durch die Digitalisierung lassen sich die Prozesse enorm verschlanken. Allerdings ist die traditionelle Investment- form abseits der Blockchain Stand heute für den Investor immer noch schneller. „Aber allein dass der Informa- tionsaustausch digital stattfinden kann, ist eine Riesen- erleichterung“, meint Cichowski. n Letztlich interessieren sich die Investoren weder für die Blockchain noch für den Token. Beides stellt lediglich die Technologie hinter dem eigentlichen Deal dar, und die wird künftig in den Hintergrund rücken. „Die Technologie muss dem Markt folgen und nicht umgekehrt“, findet Cichowski. n Neue Zielgruppen werden durch die Nutzung von Block- chain und Token nicht gewonnen. „Aber unser Geschäft lässt sich skalieren. Wir können perspektivisch dank Blockchain-Technologie mit demselben Aufwand deutlich mehr Projekte abwickeln“, freut sich Cichowski. Wird Linus weitere Deals in der Blockchain abwickeln? „Meiner Meinung nach ist der Markt im HNWI-Segment noch nicht so weit, dass die Technologie hier mainstream- tauglich wäre. Das wird noch ein bis zwei Jahre dauern. Die Technologie muss weiter in den Hintergrund rücken. Bei unserem nächsten blockchaingestützten Deal werden wir das Wort Blockchain vermutlich gar nicht mehr promi- nent erwähnen“, meint Cichowski, „das verunsichert man- che Investoren eher.“ Im internationalen Kontext sieht er, dass bei syndizierten Darlehen die Blockchain genutzt wird, um Informationen auszutauschen, dass aber die Invest- ments an sich noch traditionell abgewickelt werden. 276 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | KR Y P TO - I NVE S TMENT S FOTO: © MARCUS VETTER, IZNES

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