Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

M itte Juli entschied die EZB, Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether einen eigenen digitalen Euro entgegenzusetzen. Zwei Jahre werde es dauern, bis die Details festge- legt sind, und daran soll sich eine rund dreijährige Testphase anschließen. Laut EZB-Direktor Fabio Panetta wird es den digitalen Euro also nicht vor 2026 geben. Doch so lange wird der Krypto- währungszug nicht warten, denn er ist längst dem Dunstkreis experimentier- freudiger Youngster entwachsen. Private und staatliche Initiativen experimentie- ren mit eigenen Digitalwährungen, und es besteht die Möglichkeit, dass hier große Geldkreisläufe abseits der Notenbanken entstehen. Immerhin beträgt die Kapitalisie- rung des globalen Kryptomarktes laut www.coinmarketcap.com derzeit 1,13 Bil- lionen Euro, von denen Bitcoin allein 516,5 Milliarden Euro ausmacht. Erst die Infrastruktur Facebook hat sich mit „Libra“ zum Pio- nier aus der freien Wirtschaft entwickelt, und auch China arbeitet an einer eigenen Digitalwährung. Bevor sich allerdings insti- tutionelle Investoren mit Verve in dieses junge Thema stürzen, muss zunächst die Infrastruktur funktionieren – ähnlich wie Elektroautos nicht gekauft werden, solange die Ladeinfrastruktur noch nicht flächen- deckend vorhanden ist. In Bezug auf Kryptowährungen heißt das: Es muss interessante Projekte geben, die über Token abgebildet werden, Asset Manager müssen sich um diese neue Asset- klasse kümmern, die Verwahrfähigkeit muss gegeben und der regulatorische Rahmen muss sicher sein; schließlich legen Investo- ren die ihnen anvertrauten Gelder fiduzia- risch an. Aus diesem Grund sind also zuerst Ban- ken und Asset Manager am Zug. Morgan Stanley und Goldman Sachs kündigten bereits an, den Handel mit digi- talen Währungen zu ermöglichen, und auch die ersten Asset Manager befassen sich mit Kryptowährungen. So hat die deutsche Pri- vatbank Hauck & Aufhäuser mit der Hauck & Aufhäuser Innovative Capital GmbH (HAIC) eine registrierte Krypto-Investment- gesellschaft gegründet und im Januar 2021 ihren ersten Krypto-Spezialfonds lanciert: den HAIC Digital Asset Fund. Die Verwah- rung der Kryptowerte erfolgt durch die Kapilendo Custodian AG, ein durch die BaFin beaufsichtigtes Kryptoverwahrinsti- tut. Auch BNY Mellon hat mit dem BNY Mellon Blockchain Innovation Fund einen Die Infrastruktur für Investments in Kryptowährungen entspricht noch nicht institutionellen Ansprüchen. Daher meidet die große Mehrheit diese Anlageklasse. Im Hintergrund arbeiten Token-Anbieter, Asset Manager und Verwahrstellen jedoch längst an Lösungen. Marktkapitalisierung von derzeit 1,13 Billionen Euro Der Markt digitaler Währungen entwickelt sich zu rasant, als dass man ihn links liegen lassen könnte. Aufgrund ihrer hohen Preisvolatilität werden Kryptowährungen derzeit in erster Linie als spekulative Anlagemöglichkeit genutzt. Die Funktionen von Geld (Zahlungsmittel, Recheneinheit, Wertaufbewahrung) erfüllen sie nur beschränkt. Aller- dings ermöglichen die Kryptowährungen der zweiten Generation (z. B. Ethereum) nicht nur die Zahlungsfunktion, sondern auch die sichere Ausführung von Smart Contracts – intelligenten Verträgen, die bei Eintritt vordefinierter Kriterien erfüllt werden. Quelle: www.coinmarketcap.com, Abruf am 20. September 2021 » Im März 2021 haben wir unser erstes Projekt mit einer Blockchain auf die Plattform gebracht. « Martin Cichowski, Head of Product & Technology bei Linus Digital Finance Vorsichtiges Vortasten 274 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | KR Y P TO - I NVE S TMENT S FOTO: © LINUS DIGITAL FINANCE, HKAMA | STOCK.ADOBE.COM

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