Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

de bei einem Fund-of-Funds-Investment durchaus bis zu sechs Jahre betragen. Auch wenn ich gelernter Volkswirt bin, würde ich mich außerstande sehen zu prognostizieren, wo die Bewertung der Aktien- oder auch der Devisenmärkte in einigen Jahren liegen wird, um daraus konkrete Preiserwartungen abzuleiten. Deshalb würde ich die Frage eines Anlegers, ob es sinnvoll ist, heute in Private Equity zu investieren, mit einem klaren „Ja, aber ...“ beantworten. Wobei mit dem „aber“ lediglich gemeint ist, dass er sich genau überlegen sollte, in welches Segment er investiert, in welche Region, mit welcher Geschwindigkeit und ob er dies direkt tun sollte oder in Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Team via Fund- of-Funds, Managed Accounts oder der- gleichen. Trifft das nicht auf den Private-Debt-Markt genauso zu, der inzwischen ja geradezu überbesetzt erscheint, wenn man betrachtet, wie stark die Zahl der Anbieter in der jüngeren Zeit zugenommen hat? Rolf Wickenkamp: Grundsätzlich ist es natür- lich eine durchaus begrüßenswerte Entwick- lung, dass das Angebot an Private-Debt- Anlagen in diesem noch jungen Marktseg- ment zugenommen hat. Denn damit wurde eine Lücke gefüllt, die durch den Wegfall von Banken als frühere Hauptfinanzierungs- quelle von Unternehmen entstanden ist. Die Gründe dafür waren einerseits eine deutli- che Zunahme regulatorischer Hürden sowie Limitierungen, die sich aus der Eigenkapi- talunterlegung von Banken ergaben, was bei bestimmten Finanzierungen dazu geführt hat, dass der Beleihungsauslauf nicht mehr dargestellt werden konnte. Ein Vorteil dieser Entwicklung war andererseits, dass hier- durch die oft sehr formalistisch und behäbig agierenden Banken ersetzt wurden durch erheblich flexiblere Fondsmanager mit kür- zeren und weniger bürokratischen Entschei- dungswegen. Die Frage ist, ob es wirklich so gesund ist, wenn ein solcher Shift weg von Banken hin zu Fondsmanagern so rasant verläuft. Rolf Wickenkamp: Natürlich sieht das Wachs- tum gerade der europäischen Private-Debt- Branche mit inzwischen über 200 am Markt tätigen Managern auf den ersten Blick geradezu stürmisch aus. Daher gebe ich Ihnen durchaus recht, auch hier gilt es auf Seiten eines Investors, sich gut zu überle- gen, wem man sein Geld anvertraut. Denn der zunehmende Wettbewerb hat dazu ge- führt, dass Covenants – sprich vertraglich bindende Zusicherungen durch den Kredit- nehmer, den Schuldner – immer weiter auf- geweicht wurden. Ein guter und erfahrener Private-Debt-Manager wird immer darauf achten, zumindest ein Mindestmaß an rele- vanten Covenants zu erhalten, und im Zweifel ein Geschäft eher ausschlagen, wenn das nicht umsetzbar ist. Für unsere Fund-of-Funds und Managed Accounts im Bereich Private Debt gilt daher ähnlich wie im Private-Equity-Sektor: Wir agieren lieber etwas konservativer und risikoaverser, das gilt auch für die „Hebelung“ von Fonds. Stört es Sie eigentlich, dass in jüngster Zeit mit als SPACs abgekürzten „Special Pur- pose Acquisition Companies“ ein vollkom- men neues Marktsegment entstanden ist? Erschweren solche Mantelgesellschaften Ihre Arbeit, weil sie Ihnen ein ordentliches Stück vom Kuchen wegnehmen? Rolf Wickenkamp: Ich kann nicht sagen, dass mich das Auftauchen von SPACs stören würde, da die prinzipielle Idee hinter sol- chen Mantelgesellschaften ja eine durchaus » Das Wachstum gerade der europäischen Private-Debt-Branche mit inzwischen über 200 am Markt tätigen Managern sieht auf den ersten Blick geradezu stürmisch aus. « Rolf Wickenkamp, Co-CEO CAM Alternatives N o. 3/2021 | www.institutional-money.com 257 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | DR . ROL F WI CK ENKAMP | CAM A LT E RNAT I VE S

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