Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

dieser Zusammenarbeit haben sich unsere Unternehmen nicht nur noch sehr viel inten- siver kennengelernt, wir haben auch gese- hen, dass ein Zusammenschluss der beiden Gesellschaften eine Art Deal wie aus dem Lehrbuch ergeben würde, aus dem mit einem gemeinsam verwalteten Vermögen von gut 14 Milliarden Euro einer der Top- Ten-Anbieter in Europa entstehen würde. Was lässt Sie so euphorisch erscheinen? Am Ende ist CAM Alternatives doch eigentlich der Juniorpartner. Rolf Wickenkamp: Weder auf Kundenseite noch was unsere jeweiligen internationalen Standorte angeht, gibt es Überschneidungen zwischen beiden Gesellschaften. Aber es gibt eine große Gemeinsamkeit, was unser operatives Geschäft mit dem Schwerpunkt Private Equity betrifft. Dass wir mit einem Anteil von etwas über fünf Milliarden Euro der Juniorpartner in dem Zusammenschluss sind, wie Sie das nennen, hat dabei im Grunde keine besondere Bedeutung. Alta- mar Capital bringt mit gut neun Milliarden Euro zwar den größeren Anteil ein, weil das Unternehmen in Bereichen wie Real Estate und Venture Capital deutlich breiter aufge- stellt ist als wir. In Bezug auf unser Kern- geschäft Private Equity unterscheiden sich die Anteile jedoch nicht wesentlich. Ihre Branche profitiert im Grunde von einer Situation extrem niedriger Zinsen, weil institutionelle Kunden nach regelmäßigem Ertrag suchen, den sie am ehesten im Bereich der privaten Märkte finden. Ent- sprechend steht sehr viel „Dry Powder“ zur Verfügung. Das hat dazu geführt, dass die Zahl der Anbieter in Ihrer Branche deutlich zugenommen hat. Ein Problem für Ihr Geschäft und vor allem die Auswahl attrak- tiver Zielinvestments? Rolf Wickenkamp: Angesichts der Situation an den Anleihenmärkten kann es natürlich nicht verwundern, dass große Investoren wie Versicherungen, Pensionsfonds oder auch Stiftungen und Family Offices gerade- zu gezwungen sind, in höherrentierliche Segmente des Kapitalmarktes zu investie- ren, und das nun schon seit einigen Jahren. Ihre Frage zielt nun darauf ab, ob es zu viel Geld ist, das in unsere Branche fließt. Auf den Sektor der Megafonds im Bereich Pri- vate-Equity-Fonds, insbesondere die soge- nannten Buy-out-Fonds, trifft das sicher zu. Inzwischen ist es keine Seltenheit mehr, dass Fonds mit einem Volumen von 25 Mil- liarden US-Dollar und mehr geschlossen werden, was vor fünf oder zehn Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Daher betrachten wir diese Entwicklung durchaus mit einer gewissen Skepsis und fühlen uns im Markt der mittelgroßen und kleineren Deals, auf den wir uns seit vielen Jahren spezialisiert haben, sehr viel wohler – schon weil es ein weniger wettbewerbsintensives Segment ist. Andererseits muss man sagen: Es gibt heute nichts mehr, in das man preiswert einsteigen könnte. Nahezu alle Märkte sind inzwi- schen teuer, ob man nun den Real-Estate- Bereich anschaut oder die Aktienmärkte, die teilweise auf ihren All-Time-Highs notieren. Wobei sich natürlich die Frage stellt, ob Private Equity unter der relativen Betrach- tung immer noch teurer ist als etwa ein Aktieninvestment. Rolf Wickenkamp: Das trifft meiner Ansicht nach nicht zu. Zumal ein Private Equity- Investment – abgesehen von Secondaries oder Co-Investments – ja auch immer das zusätzliche Korrektiv der zeitlichen Verzö- gerung hat. Wer Aktien oder einen Aktien- fonds erwirbt, ist ab Tag eins investiert. Bei Private Equity werden Portfolios durch so- genannte Commitments aufgebaut, die dann irgendwann über entsprechende Kapital- abrufe in das eigentliche Investment über- tragen werden. Und diese Phase kann gera- » Es gibt eine große Gemeinsamkeit, was unser operatives Geschäft mit dem Schwerpunkt Private Equity angeht. « Rolf Wickenkamp, Co-CEO CAM Alternatives 256 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | DR . ROL F WI CK ENKAMP | CAM A LT E RNAT I VE S FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=