Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

nehmen, das seine Fremdfinanzierung in seiner bisherigen Historie über Bank Loans abgewickelt hat. Wenn dieses Unternehmen seinen ersten High Yield Bond über die Börse emittiert, ist es am Markt noch nicht bekannt genug. Deshalb werden Investoren einen entsprechend höheren Renditeauf- schlag erwarten, der in dieser ersten Phase meist besonders attraktiv ausfällt. Ein ver- gleichbares Phänomen existiert auch im Währungssektor. Kommt ein europäisches Unternehmen mit seinem ersten Bond oder Loan an den US-Markt, so ergeben sich für einen Investor oftmals interessante Arbi- trage-Möglichkeiten, wenn er die Währung absichert und allein dadurch einen Zusatz- ertrag von 50, im Extremfall sogar bis zu 100 Basispunkten abschöpfen kann – nur weil das Unternehmen in diesem Währungs- raum noch nicht bekannt ist. Auch hier sehe ich uns als global agierenden Manager im Vorteil gegenüber einem Spezialisten. Wobei es doch gute Gründe gibt, warum ein Investor den Best-in-Class-Manager oder den regionalen Experten beauftragt. Wolfgang Sussbauer: Natürlich. Aber es gibt aus meiner Sicht mindestens ebenso gute Gründe, sich für einen global aufgestellten Manager zu entscheiden. Nur der wird den beschriebenen Analysevorteil nutzen kön- nen. Unser europäisches Team und unser US-Team kommunizieren etwa auf tägli- cher Basis miteinander und können dadurch solche Bewertungsdifferenzen bei einzelnen Emissionen gezielt als Werttreiber nutzen. Denn ein Fondsmanager wird den entspre- chenden Titel oft nur für sehr kurze Zeit halten, um sich den Vorteil dieses meist nur sehr kurzfristig auftretenden Mispricings für seinen Fonds zu sichern. Wie sieht Ihre generelle Erwartung hinsicht- lich der Zinsentwicklung aus? Wolfgang Sussbauer: Man muss sich doch nur das aktuelle Umfeld einmal etwas genauer ansehen, um zu dem Schluss zu kommen, dass absolut nichts für steigende Zinsen spricht, im Gegenteil. Denn dieses Umfeld ist geprägt von einem nur moderaten Wachstum, einer nach wie vor enorm hohen Staatsverschuldung sowie einem nur vor- übergehenden Inflationsanstieg, der aber nicht von einem Druck zu höheren Löhnen begleitet ist. Gleichzeitig haben die wich- tigsten Notenbanken untermauert, dass sie bereit sind, eine etwas höhere Inflation in Kauf zu nehmen. Und nicht zu vergessen, wird die Verschuldung aufgrund der Klima- ziele noch immer weiter ansteigen. Dann sind Sie ein Anhänger einer bevor- stehenden Japanisierung der weltweiten Zinssituation? Wolfgang Sussbauer: Davon hat mich Robert Tipp, unser langjähriger Chefstratege, über- zeugt. Er geht davon aus, dass selbst das immer noch etwas höhere US-Zinsniveau früher oder später von Europa und Japan weiter nach unten gezogen wird. Schon weil wir es in dem beschriebenen makro- ökonomischen Umfeld mit einem weltwei- ten Sparüberhang und der bereits angespro- chenen sehr niedrigen Geburtenrate zu tun haben. Die Notenbanken haben das noch nicht verstanden, weil sie einer Welt von gestern nachhängen, einer Zeit der Baby- boomer, als die Zinsen sich auf einem Niveau von sieben oder acht Prozent befan- den. Aber auch bei ihnen wird sich irgend- wann die Erkenntnis durchsetzen, dass wir es dabei mit einer historischen Ausnahme- situation zu tun gehabt haben. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Unsere Teams nutzen Bewertungsdifferenzen bei einzelnen Emissionen gezielt als Werttreiber. « Wolfgang Sussbauer, Head of Germany & Austria PGIM Fixed Income N o. 3/2021 | www.institutional-money.com 253 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | WOL FGANG SUS S BAUE R | PG IM F I X ED I NCOME

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